Gold

[332] Gold macht nicht jeden reich,

Gold ist geschmeidig und weich

Wie ein Lurch.

Schlängelt sich zwischen den Fingern durch.

Gold entrollt, von Gott gewollt.


Gold soll nicht frech sein.

Gold darf nicht Blech sein,

Nicht durchmessingt oder durchsilbert.

Gold will redlich frei sein,

Ohne aufgezwungnes Beisein,

Hören Sie, Gilbert?


Gold macht uns trunken. Gold

Stinkt als Halunkensold.

Gold macht nicht gut.

Gold wittert Blut.

Gold macht nicht froh.


Wo ist Gold? Wo?


In Europa ist kein Gold mehr da.

Alles Gold ist in Amerika.


Doch Sie haben recht, mein lieber Mister,

Deutschland nährt ein bißchen viel Minister.

In den Einzelstaats-Beamtenheeren

Könnte man die Hälfte gut entbehren.

Quelle:
Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk in sieben Bänden. Band 1: Gedichte, Zürich 1994, S. 332-333.
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