Unterm Tisch

[75] Es war ein Stückchen Fromage de brie,

Das fiel untern Tisch. Man sah nicht wie.

Dort standen zwei Lackschuh mit silbernen Schnallen.

Die fanden an dem Fromage Gefallen

Und traten nach einiger Überwindung

Mit ihm in ganz intime Verbindung.

Als abends die beiden Schnallengezierten

In einer feudalen Gesellschaft soupierten,[75]

Erhoben sich plötzlich zwei andere Schuhe

Und knarrten verlegen und baten um Ruhe

Und sagten, als alles ruhig war:

»Verehrte, es – riecht hier so sonderbar.«

Quelle:
Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk in sieben Bänden. Band 1: Gedichte, Zürich 1994, S. 75-76.
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