Bär aus dem Käfig entkommen

[362] Was ist nun jetzt?

Wo sind auf einmal die Stangen,

An denen die wünschende Nase sich wetzt?

Was soll er nun anfangen?


Er schnuppert neugierig und scheu.

Wie ist das alles vor ihm so weit

Und so wunderschön neu!

Aber wie schrecklich die Menschheit schreit!


Und er nähert sich geduckt

Einem fremden Gegenstande. –

Plötzlich wälzt er sich im Sande,

Weil ihn etwas juckt.


Kippt ein Tisch. Genau wie Baum.

Aber eine Peitsche knallt.

Und der Bär flieht seitwärts, macht dann halt.

Und der Raum um ihn ist schlimmer Traum.
[362]

Läßt der Bär sich locken. Doch er brüllt.

Läßt sich treiben, läßt sich fangen.

Angsterfüllt und haßerfüllt

Wünscht er sich nach seines Käfigs Stangen.

Quelle:
Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk in sieben Bänden. Band 1: Gedichte, Zürich 1994, S. 362-363.
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