Gruß an Junkers

[405] Ich kenne den Herrn Junkers nicht.

Mag es auch schmeichlerisch klingen,

Ich widme ihm dennoch dies Gedicht,

Beschwingt von seinen Schwingen.


Aus meiner Laune steigt es frei,

Entflogen, nicht entwachsen.

Es reimt sich Kriecher- und Fliegerei

Nicht einmal gut in Sachsen.


Ich bin mit Junkers' Maschinen schon

Oft über die Lande geflogen,

Hab meinen Tages- und Wochenlohn

Darüber oft weit überzogen,


Sprach immer zu mir zuvor: Ȇberleg's

Dir!« – Aber flog doch auf gehimmelt

Durch Wetter und Wolken. Und fand unterwegs

Ein Glück, das unten verschimmelt.


Ich stehe nun – scheint's mir – auf gleichem Fuß

Mit den Möwen, Adlern und Schwalben.

Ich sende Herrn Junkers meinen Gruß

Und komme ihm zweimal einen Halben.

Quelle:
Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk in sieben Bänden. Band 1: Gedichte, Zürich 1994, S. 405-406.
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