Trennung von einer Sächsin

[409] (1928)


Ich kann dir alles verzeihn.

Aber du mußt mir die Freiheit lassen,

Mich nicht mehr mit dir zu befassen.

Sächsische Quengelein,

Auch wenn man ihrer nur träumt,

Sind etwas, womit man die Zeit versäumt.


Du hast viel warmes Gemüt

Und lügst oft aus Höflichkeit.

Und auf diesem Boden blüht

Und gedeiht die Geschmacklosigkeit.


Ich weiß das genau. Denn ich bin

In Sachsen erwachsen. Das zu verschweigen

Oder deswegen mokant sich zu zeigen,

Hätte nicht – – oder nur sächsischen Sinn.


Ich kann deiner Falschheit nicht trauen.

Geh jetzt zur Ruh!

Blondhaarig mit schwarzen Brauen,

So schönes Mädchen du!


Aussichten sind unendlich weit.

Aber Sächsisch in dieser Zeit,

Eins, Neun, Zwo, Acht – – –

Gute Nacht.


Als sie dann traurig ging,

Ward mir so bang und kalt.

Gab ich ihr keinen Halt.

Armes Ding!

Quelle:
Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk in sieben Bänden. Band 1: Gedichte, Zürich 1994, S. 409-410.
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