Das VI. capitel.

Rederlaomar, des Marxen son, wird zum könig erwelet.


"Marx erschrak für seiner froschleut

Wunderantwort, wal und bescheid

Und sprach: Ich nem die wal nit an

Und will gar nicht das ansehn han,

Als wenn ich reit zu meinen eren,

Will auch mein alter nicht beschweren.

Welet zum reich ein jungen man,

..................................................

Gern will ich mit raten in sachen,

Mit erbeit weiß ich nichts zu machen;

Hab ich etwas geraten recht,

Schont zu dank mich und mein geschlecht. –

Dies ward weitleuftig disputiert

Und wunderlich herumgefürt,

Wie der wind eine feder helt,

Da man nicht weiß, wo sie hinfellt.

Endlich ward Rülinger befolen,

Er solt aussprechen unverholen

Was in dem rat beschlossen wer.

Der sprach auch: Herr Marx, alter herr,

Es bekennet das ganze reich,

Das unter uns euch niemand gleich

Mit weisheit und getreuem herzen;

Damm hören sie an mit schmerzen,

Das ihr könig ihr nicht sein wolt,

Das ihr billig annemen solt.

Dieweil sie aber hoch geschworen,

Zu tun und nicht allein zu hören

Was euer rat begeren würd,

Nichts anders sich demnach gebürt,[94]

Denn das sie das getreulich halten,

Verschonen ihren lieben alten. –

Aber also und dergestalt,

Das denn got der herr selber walt,

Das ihr, herr Marx, neben den alten,

Die es alzeit mit euch gehalten,

Als Koard, Morz und herr Marquard,

Amor, Quadroquor und Morard,

Kökre, Quare, Kakokera,

Kunkerlekunk, Morquetera,

Unsers reichs ordnung und recht beschreiben

Und desselben rechtslerer bleiben.

Euer son aber, der bei euch helt,

Der großmütig tapfer held,

Wolgnant Marx Kederlaomar,

Nach dem, der Elams könig war,

Wird angemeldt euch algemein,

Das er soll unser könig sein,

Schützen recht und gerechtigkeit,

Nicht nach zorn, sondern billigkeit.

Wir sind hiermit sein untertan,

Wollen tun als getreue man.

Es wollen auch die fürsten sieben

Ihn als ihres reichs könig lieben

Und neben ihm gotsfurcht und er

Und was not ist befördern mer.

Wie sie mir denn haben befolen,

Das ichs also vermelden sollen.

Wer wider diesen abscheid tut,

Dem soll es kosten gut und blut,

Er soll am land im elend leben,

Der storch soll ihm die blonung geben!

Seid ihr der meinung, sprecht alsamen

Mit ausgestreckter hand: Ja, amen!

Der hauf der rief: Jo, jo, amen,

Wir sagen ja in gottes namen."
[95]

Quelle:
Georg Rollenhagen: Froschmeuseler. Zwei Theile, Teil 2, Leipzig 1876, S. 94-96.
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