[Morgen ist's, d'rum steh', o Jüngling]

Morgen ist's, d'rum steh', o Jüngling,

Schnell von deinem Lager auf,

Schnüre dein Gepäck, und folge

Rasch der Karavane Lauf!

Weiter zog die Karavane,

Und du wurdest nimmer wach,

Dir zur Schmach und dir zum Schaden,

Dir zum Schaden, dir zur Schmach.

O vergeude nicht dein Leben

Auf dem Pfad der Sinnlichkeit,

Dass du frisch und grünend bleibest

Für und für in Ewigkeit.

Hast du erst die Gier getödtet,

Die dein Herz zum Bösen treibt,

Bist du sicher dass des Kämpen,

Dass des Helden Ruhm dir bleibt.

Wenn dein Beten und dein Fasten

Dem Allmächtigen gefällt,

Magst du stolz die Füsse setzen

Auf das höchste Himmelszelt.

Sei der Reinheit stets beflissen,

Sei der Staub an diesem Thor,

Und vermeide Stolz und Dünkel

Stets in der Verliebten Chor.

Wagst du es mit frevlem Sinne

Je auf diesen Chor zu schmäh'n,

Wirst du schnöd am jüngsten Tage

Mit den Hunden aufersteh'n.

Dienst du Tebris' heil'ger Sonne

Als ein treuer Sclave gern,

O so ruf' in lauter Wonne:

»Lob dir, hilfereichem Herrn!«

Quelle:
Rumi, Ǧalal o’d-din: Auswahl aus den Diwanen. Wien 1838, S. 155-157.
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