Actus tertius.

[60] HABEL redt zuo sinem bruoder Kain.

Min bruoder Kain! hast du g'hört,

was uns der vatter beid hat g'lert,

wie er uns hat zwey wyber gäben,

das wir mit inen fründtlich läben,

dardurch dann gott uns meren wil,

das unser werd uff erden vil.

das g'schicht uss sin'r barmhertzigkeit,

uff das wir haltind reinigkeit,

gott gloubind, im ouch einig truwind,

gern werckind und das erdtrych buwind,

damit wir von der üppigkeit

uns ziehind ab, der fulkeit,

ouch mügind gott vor allen dingen

mit reinem hertzen opffer bringen,

wie uns der vatter hat geseit.

Uff das, min bruoder, ist min b'scheid:

die besten garben von dem jar

dem herren solt du stellen dar,

im opfferen die für mich und dich.

ein hürig's lamb wil ich vom vych

gon nemmen, das für 'n herren tragen.

da wend wir gott beid danck drumb sagen,

umb sine gaben und guotthat,

umb das er uns versprochen hat,

uns und unsern nachkommen,

das heil durch sin heil'gen somen,

also das durch den uff der erd

der schlang ir kopff zerbrochen werd.[60]

drumb, lieber bruoder, ist min bitt,

dich wellist ordenlich rüsten hüt,

styff, vest vertruwen gotts zuosag,

der 's menschlich g'schlächt heil machen mag

durch sinen somen von dem bösen,

der wil uns warlich all erlösen

uss luter sin'r barmhertzigkeit;

dem sye lob in d' ewigkeit!

KAIN gibt sinem bruoder antwort und spricht.

So wyt wil ich nit arguwieren,

on kosten kan ich d' wyss wol füeren.

die besten garb ich opfferen nit

dem herrn weder morn noch hüt,

so es durch's fhür verzert muoss werden.

was nützt es gott, so's muoss verderben?

wol gott den fal und unser sünd,

die von den eltren b'schehen sind,

durch sin zuosag kan legen hin;

dann niemand im mag reden dryn.

on opffer kan er die verzyhen.

kein garben, korn lat er im lyhen,

er darff ir nit, alls ist's sunst sin.

nottürfftig ich der selben bin.

was unnütz ist und nit by'm besten,

wil ich opfferen, wenn ich tröschen;

under allen bösten garben

wil ich im geben, z'ammen scharben,

gott ernstlich demnach ruoffen an,

das er an der verguot well han.

gott weisst ouch, wär mir d' garben gyt:

allein min grosse übelzyt.

darumb ich's kan nit alls versuwen;

gott kan ich sunst wol vertruwen.

drumb, bruoder, so du fertig bist,

mit dir ich gon, schon bin ich g'rüst'.

HABEL.

Von dinem gyt, bruoder, stand ab,

zuo gott ein anders g'müet doch hab.[61]

gross übelzyt hand wir verschuldt.

mit diner red hab klein gedult,

erzürn nit gott: drumb bitt ich dich

von gantzem hertzen und fründtlich.

ach, lieber bruoder! lass dich leeren,

die besten garben bring dem herren!

KAIN.

Von dir onb'herrschet wil ich syn;

drumb lass grad ab vom meistren din.

wer weisst, was by gott am meisten gilt?

gang, rüst din opffer, wie du wilt,

und lass mich rüsten min's nach lust;

din sagen, bruoder, ist umb sust.

HABEL.

So rüst din opffer, wie du sott,

das thuon ich ouch: drumb b'hüet dich gott!

KAIN nimmt ein garben im väld, die bösten, richt sy uf und spricht.

O gott! das opffer bringen ich

für din ang'sicht, damit ich dich

vereeren wil uff disen tag.

o herr! biss yndenck din'r zuosag,

die du uns allen hast versprochen,

der schlangen werd der kopff zerbrochen

durch dinen fürgeliebten somen!

den solt uns schicken, bald lon kommen!

o herr! von mir, dem armen mann,

an diser gaab verguot solt han!

HABEL bringt ein erstgeboren schäflin von der härd, opfferet es gott uf und spricht.

O min gott in der höhe d' oben!

dich sol ich prysen, billich loben

din wyssheit, krafft, allmächtigkeit.

du bist ein gott von ewigkeit.

wir hand gesündet wider dich,

min eltern, g'schwüstrig, darzuo ich,

und hand erzürnt dich, unsern gott.

o herr! drumb uns vergäben sott

unsere sünd, all missethat,[62]

diewyl 's alls in dim willen stat.

ich gloub ouch vest in dins versprechen,

du werdist der schlangen houpt zerbrechen,

dem tüfel nemmen sinen g'walt

zuo g'lägner zyt, wenn 's dir, herr, gfalt.

darumb ich dir diss lämblin giben,

das ich well vest in dir belyben

mit warem glouben und vertrüwen.

allein ich darumb vor dir knüwen,

das ich min'n trost hie well bezügen

in dich, o herr, nach mim vermügen.

drumb hüt erzeig din güetigkeit,

uns allen gnad, barmhertzigkeit,

min'n eitern, mir, dem bruoder min.

ang'näm lass dir hie d' opffer syn

uff disem platz, an disem end;

ouch din oug nit von uns hie wend:

lass kommen sy für din ang'sicht!

o herr! mit aller zuoversicht

allein min hertz thuot uff dich sähen,

dir muoss ich alle eer verjähen,

diner macht und allmächtigkeit;

du seyest g'lobt in d' ewigkeit!

GOTT wandt sich zum opffer Habels, zundt es an, und nit zuo Kains opffer, und sprach.

Zuo dinem opffer wend ich mich,

min lieber Habel! dich kenn ich,

din hertz und g'müet. d' stund diner tagen

trost, hilff und radt ich dir zuosagen.

nit lenger wirst uff erden läben.

dir min verheissung wil ich gäben

von minem heiland uff den tag,

dim g'schlächt, wenn's mir g'falt, nach min'r sag.

darumb gang hin und halt dich recht;

du bist mir lieb, ein trüwer knecht.


Do ergrimmet Kain fast und sin ang'sicht verfiel im und sprach.


Muoss ich alleinig 's tüfels syn,

so nemm der selb garb, 's opffer hin!


[63] Wirfft die garb in die brüge usshin.


Bin ich dann nit der elter son,

zum ersten von min'r muoter kon?

sol nit dann billich gottes sägen

mir, dem eltern, z'ersten begegnen?

ich red uss zorn und rechtem grimmen.

der sach wil ich grundtlich nachsinnen.

min ang'sicht thuot sich gar verkeeren.

verschupfft ich bin darzuo vom herren;

nit böser mag es yemer werden.

uss zorn ich's rechen wil mit g'färden

an mim bruoder etlicher g'stalt

zuo siner zyt, mit eignem g'walt,

wenn's mir wirt füegen und recht kommen.

GOTT gibt antwort.

Nüt guot's hat din hertz fürgenommen,

min lieber Kain! drumb villicht

ist dir verkeert din g'stalt und g'sicht

war hat dich g'reitzt zuo der unmass,

zuo sölchem gyt, ouch nyd und hassz?

ist's nit also: so d' hettest dich

gebessret g'han, g'halten fründtlich,

mit ruow, gedult, ouch g'rechtem läben:

din sünd wär dir von mir vergäben?

so d' aber d' sünd uss der schalckheit

verbringen will, uss fräfenheit;

nit bessrest dich nun hin und für:

so hocket d' sünd, d' straaff vor der thür,

und muost in ungnad vor mir läben,

allwäg in das g'richt dich ergäben.

dins bruoders b'gird, sin hoffnung stat

allein uff dich mit liebem radt;

er b'gärt ouch nit, das er b'herrsch dich

in keinen wägen unfründtlich;

besunder du solt über'n knaben

brüederlichen g'walt allwäg haben,

diewyl und er der jünger ist.

du als der elter 's besser biss![64]

recht, redlich, frommklich halt ouch dich,

allwäg fürcht gott, den herren, mich!

KAIN gat hinwäg, und spricht zuo einem bruoder.

Uss nyd und hassz dich wil ich fynden,

obschon gott wil nit zuo mir fründen;

du solt aber, bruoder, das gedencken,

das ich dir's warlich nit wird schencken.


Gond von einanderen.

Musica.

Als Kain und Habel, beid sün Ade, vom opfferen heim kommend, spricht Adam ir vatter, zuo inen.


Ich denck fast wol und ligt mir inn,

ir lieben sün, Habel, Kain,

das ir nach mim g'heiss und gebott

üwere opffer so für gott

tragen habend mit bätt und loben,

uss reinem hertzen und mit glouben,

also das gott gen üch hab g'richt

sin ougen gnädigklich und g'sicht

nun wil ich üch fast bätten han,

ir wöllind fründtlich z'ammen ston

in üwer arbeit; wo das sey:

da stond einandren allwäg by,

es sey im väld ald sunst, by'm vych.

über'n andern erheb kein'r sich;

besunder thuond einandren 's best,

wie kinden zimpt, zuodem uff's best.

beid gond yetz hin! du hack und rüt!

Habel! zum vych luog! es ist zyt!

und sind guot brüeder und fründtlich,

ouch mit einandren tugentlich,

und hand gott lieb, ouch förchtend in,

min lieber Habel und Kain!

KAIN.

Das wil ich thuon, so best ich kan;

doch wil ich mich nit meistern lon[65]

min bruoder Habel umb kein sach,

zuo dem von im nit syn veracht.

HABEL.

Min lieber vatter! ich weiss wol,

der jung dem, eltern volgen sol;

min lieber bruoder aber Kain

losst nit all tag gern uff din'r stimm;

der gyt, untrüw gar in im lyt;

zuo dem er treit gen mir ein nyd

on ursach und nun gar vergäben,

gern wölt ich fründtlich mit im läben;

so hat er gar kein gottsforcht, drumb

mit muotwill, fräfne gat er umb.

under'm korn die bösten garben

hat er g'non, thuon z'ammen scharben.

die selben für den herren bracht

mit rowem hertzen, on andacht.

do hat sich gott von im gewendt,

min opffer, und sin's nit, erkennt;

darumb er gar in sinem muot

uss zorn mich nyden, hassen thuot.

drumb, vatter, ich dich bätten wil,

straaff in darumb! nit gloub im z'vil!

sin wolfart wölt ich lieber trachten,

dann in vernüten noch verachten.

ADAM zuo Kain.

Kain! min aller liebster son!

sol es darzuo von erst uf kon,

das du, das erstgeboren kind,

dich fräfenlich ergibst der sünd:

so müess es gott trüwlich erbarmen!

hert müend wir unsers sunst erarnen,

langwylig unser zyt vertryben,

ins herren zorn und fluoch sunst blyben.

drumb, lieber sun, gott rüeff drumb an,

der dir din sünd verzyhen kan.

ouch besser dich in dinem läben.

gott andre opffer soll du gäben.[66]

stand ab vom zorn, ouch dinem gyt;

leg hin ouch allen hassz und nyd:

min lieber sun, das ist min bitt!

gar mit einandren zanckend nit;

sind wol eins, wie ich üch han g'bätten!

ins herren zorn nit sönd ir trätten,

besunder in vor ougen han,

das beiden üch dann wol wirt kon.

drumb gond ins väld in gottes nammen,

der mach üch fridlich all beid sammen!


Kain gat mit sin'r houwen in das väld zuo hacken, Habel aber mit sinem hirtenstäcken zum vych.


ADAM gat zuo Heva, siner frowen und zuo beiden töchteren und spricht.

Heva! ir töchteren! lieben kind!

by'n knaben ich ein zwytracht sind:

das b'schwärt nun gar min trurigs hertz.

von gott sicht Kain hinderwertz;

der ist mit gyt und nyd beladen;

ich fürcht, es werd im übel schaden,

gar g'fallend mir nit sino sitten;

gott trüwlich lond uns für in bitten,

das gott well endren sin geblüet,

in guotem stercken sin gemüet,

damit er sich mög bessren drumb,

bekeere sich und werde fromm;

das fürwar wär min gröste fröud.

HEVA.

Vor kummer ist min hertz gar blöd,

der knaben sind nun zwen noch iren,

und thuond einanderen schon verwirren;

wie wirt es gon, min lieber mann,

wenn wir der kinden vil sönd han?!

ich denck yetz wol ans herren b'scheid,

er hat uns war ouch frylich g'seit:

»kummer, lyden, angst und not

(sprach) wirt sin üwer täglich brot,

diewyl ir sind uff diser erden.«

das wilt uns leider war werden![67]

drumb, lieber Adam, sorg solt haben,

dess fester selb luog zuo den knaben,

und gang ins väld zuo inen uss,

damit nit bösers werde druss;

hab dermass sorg, und iren acht,

das kein'r den anderen nit veracht!

CALMANA Kains wyb, redt zuo vatter und muoter allein.

Ist dann min mann allein verwägen?

muoss man das arg von im z'erst sägen?

das gott erbarm! nit hör ich's gern,

ist er in ungnad hür und fern.

vil lieber wett ich besser's hören,

das er sich liesse fründtlich leeren,

dann das er ist also verruocht,

uss nyd und hassz sin unfal suocht.

ich red uss einfalt glych ei'm thoren:

villicht ist's im glych anerboren.

drumb, vatter, dich ouch thuon ich bätten:

das sy gotts bott nit überträtten,

hab sorg zuo inen z' aller frist;

der tüfel sunst byreitzig ist.

DELBORA Habels frouw.

Ach gott! min vatter! liebe muoter!

sy dörffend wol eins guoten hüeters,

damit der tüfel mit sin somen

thüeye säyen, under sy lass kommen,

gott wend wir allzyt ruoffen an,

kein anderen radt ich geben kan;

der kan wol die und ander sachen

recht ordenlich und sälig machen.

ADAM.

Dem wend wir d' sach befelhen, alls,

und anders schaffen uff diss mals.

min liebe frouw, ouch lieben tochtern!

gnuog hab ich mich mit im erbrochen,

ouch inen g'seit all mengel, prästen;

gott trüw ich, es schlach uss im besten.[68]

zuo dem ich wil zuo beiden knaben

sorg, ernst ankeeren, zuo in'n haben,

im väld, daheim, an allen orten,

damit sy z'ammen nit mit worten

kommind nienen arger gestalt,

als vil ich kan, mag haben g'walt.


Musica.


KAIN redt uss zorn mit im selb allein.

Ich bin erzürnt, min bluot und gmüet

mit nyd und hassz sich in mir üebt;

in mir ich wird kein anders innen,

dann arg's und böses thuo ich sinnen,

und tracht dem nach in allen dingen,

wie ich. min bruoder müg umbbringen.

er hat verschafft mit sinem glyssen,

das gott min gab mir hat verwyssen,

ouch sich von mir, dem opffer g'wendt,

also das ich bin worden g'schendt,

vor dem herren also gestanden,

grad wie ein stumm, mit allen schanden,

darzuo min bruoder mich hat bracht,

zuo dem min vatter ouch anfacht

mich behaderen, darzuo schelten,

das wil ich im trüwlich vergelten,

wie bald 's die zyt mir zuo wirt lassen;

es sey im väld ald uff den straassen:

dermass im b'lonung wil ich gäben,

das rüewig ich wil vor im läben,

ich g'seen in dört im väld wol ston:

grad heimlich wil ich zuo im gon,

an in mit worten ursach suochen

mit guoter red und nit mit fluochen.

wie bald ich ursach an in han

mit einem wort: z' tod wil in schlon.


Gat zuo im und spricht.


Ich gib dir, bruoder, minen gruotz!

was thuost du da? was machest guot's?[69]

HABEL.

Ich sich zuo'n schaaffen, hab der acht;

was hast du, bruoder, syd ye g'macht?

KAIN.

Was gat 's dich an? ich han nit g'schlaaffen.

muost du mich allwäg fragen, straaffen?

muoss ich dir allzyt rechnung gäben,

was ich thuo ald wie ich läben?

HABEL.

An dich, min bruoder, ist min bitt,

nit wellest an mich zürnen nit.

dich arger g'stalt hab ich nit g'fraget;

z' reden mit dir nit hett ich's g'waget,

hett ich vermeint, das zürnen wettist.

zuo dem, do d' fründtlich mit mir redtist,

do wott ich dir guot antwort gäben,

fridlich, fründtlichen mit dir läben,

wie uns der vatter beid bat g'leert;

zuo dem du's selber ouch hast g'hört.

drumb, lieber bruoder, biss so güetig,

zefriden, ouch nit übermüetig!

von dinem zorn, darzuo ouch hassz

stand ab, und besser dich fürbass;

den zorn dich lass nit überwinden,

ouch thuo dich nit an mir versünden!

dann, lieber bruoder, das sag ich:

an dich ergäben wil ich mich,

dir g'horsam syn in allen sachen

und nit mit dir unbürlich's machen.

KAIN.

Du hast mich vor dem herren g'schendt;

der hat sin ang'sicht von mir g'wendt.

das hast du durch din büberg

alls z'wägen bracht und glychssnerg.

ge'm vatter hast mir unfrid g'macht,

von dem ich bin schon ouch veracht;

das hast da thon durch schwätzen, lügen,

alls z'wägen bracht mit di'm betrügen.

drumb selb wil ich dir b'lonung gäben![70]

nit hundert jar solt du mer läben!

das dich all plagen und hertzritt

als lydenlosen läckers schütt!!


Schlacht in mit der houwen zuo tod und spricht.


was gilts? yetz sey ich vor dir g'nesen;

nit muost mir mer d' leviten lesen,

das du g'schend't werdist uff der erden!


Und wie er anfacht von im gon, facht sich Habel widerumb an zuo roden. Spricht Kain.


Schow! schow! er wott gern läbig werden

und widerumb sich richten uf!


Gat wider zuo im, gibt im noch zwen streich und spricht.


Bass muoss treffen, schlahen druf.

demnach ich mich mag rüewig b'han

vor'm keiben und dem klappermann.


Pausando.

Nimpt in by einem schenckel, zücht in uff ein ort und spricht.


Den luren wil ich dannen zühen,

nach dem hinwäg gon, darzuo flühen,

mich stellen mit der bärden min,

als ob ich nie by im sey g'syn.

zum vatter wil ich nit mer gon,

min muoter, d' schwöstren, alls verlon;

allein wil ich die frouwen min

nen, andre land mir nemmen yn.

dann ich by mir wol dencken kan:

by'm vatter ich kein ruow wird han;

all tag min volck wurd mit mir fechten,

ouch disen todtschlag an mir rechen,

das ich dann nit erwarten wil;

und solt ich ziehen tusend mil!


In dem, wie Kain flücht, ouch sich verbirgt, kumpt Adam und wil sine beid sün suochen im väld und spricht.


Zu'n sünen wil ich gon ins väld,

und luogen, wie sich yeder helt,

Kain im väld, Habel by'm vych.

ob gott wil, finden ich s' fridlich;

wiewol mir warlich grasen thuot:

ir zwytracht nimpt mir fröud und muot.[71]

ouch thuot mir nüt guot's fallen yn;

dann ich wol kenn min sun Kain,

das nyd und gyt, ung'rechtes läben

zum teil in gar hat übergäben.

doch beid ich s' suochen wil, mit fuogen,

wie ein vatter, zuo inen luogen,

damit ich sy in einigkeit

behalten müg und fründtligkeit.

min sun Kain da sumer gott,

uff disem blatz, i'n finden sott;

so g'seen ich in nit: das wundert mich.

villicht by'm Habel und by'm vych,

da sind sie beid, als ich dann achten.

gon wil ich, luogen, was sy machen.

das vych, die schaaff dort g'seen ich ston;

daby nit g'seen ich s' umbhär gon;

wo mügend s' syn? nit kan ich mich

verwundren drumb gwüss, sicherlich,

war d' knaben beid doch syend kommen.

wo ich hin luog, so g'seen ich s' nummen.


Pausando.


Wen g'seen ich dört ligen am ort?

mordjo! mordjo! ach, yemer mord!

vor schränken, angst nit kan ich's sagen:

es ist min sun, der ist erschlagen!

das gott erbarm des armen anblick!

die straaff ich g'förcht hab offt und dick!

diss mort hat g'wüss sunst niemand thon,

dann Kain, min der elter sun.


Koert sich umb, rüefft Heva, siner frowen und spricht.


Louff, louff härzuo, min liebe Heva!

schow! z' tod wär ligt erschlagen da?

HEVA loufft schnäll, und wie s' Habel sicht tod ligen, schryt sy und spricht.

Min sun es ist! mord gemermer!

Tor scnräcken ist mir allthalb wee!

ach, gott! ach, gott im himmel d' oben!

nit wunder wär 's, ich müesst ertoben

vor angst und miner grossen not;[72]

dann ich wol g'seen: min sun ist tod!

ach, gott! min Adam! frommer mann!

wie wend wir unsers läben an,

in disem jamer an doch heben?!

ADAM.

Ein guoten radt dir wil ich geben:

d' wyl gott uns gen hat disen sun:

im besten hat er'n wider g'nun;

drumb thuo doch das durch minet willen,

und lass din hertz an klein gestillen!

HEVA.

Wie kan min hertz also gestillen?

Kain hat 's thon uss si'm muotwillen:

das merck ich wol, min lieber mann!

drumb min hertz nit kein ruow mag han.

hettend in d' wölff zerrissen, g'fressen,

so möcht ich 's handels wol vergässen;

sunst so Kain das mord hat thon:

nit wird ich's ungerochen lon!

er muoss mir nit uff erden läben,

ald wil ich mins ouch darumb gäben:

das ligt mir grad in minem sin!

ADAM.

Bi'n füessen solt erwüschen in

und helffen mir in dannen tragen,

nit wirt er läbig von dim sagen;

es ist leider beschehen schon:

darumb machs bald und gang darvon!


Tragend in hinwäg.

Musica.

Do sprach der herr gott zuo Kain.


Kain! Kain! kum här zuo mir

und los, was ich well sagen dir!

wo ist din bruoder Habel nun?

ich g'seen in nit, war ist er kun?

das wil ich von dir wüssen han,

in wirst mir yetzden zeigen an![73]

KAIN red't zuo gott.

Ach, herr und gott! das weiss ich nit;

nie hab i'n g'sehen warlich hütt.

bin ich dann mines bruoders hüeter?

muoss ich verrechnen sine güeter?

ist er nit selb gnuog witzig, alt?

sich z' hüeten hat er eignen g'walt.

muoss ich in, herr, allwäg vergoumen?

er findt sich wol, wirt widerkommen,

wan 's zyt zuogyt, morn oder hütt.

ich weiss in, herr, warlichen nit;

drumb hab mich nit in kei'm argwon!

GOTT gibt im antwort und spricht.

O Kain! Kain! was hast du thon?!

din bruoder hast du selb ermürdt!

das übel fast dir kommen wirt!

dins bruoders bluot schryt uf zuo mir,

d' stimm von der erd ist kon mir für.

darumb du solt also g'straafft werden:

verfluocht du syest von der erden,

die ires mul hat ufgethon,

dins bruoders blut an sich g'non,

mit iren henden ufgesogen.

von der erd wirst du betrogen

also: wenn du wirst buwen d' erden,

darvon dir wenig frucht muoss werden,

nit wirt s' nach ir'm vermügen gäben,

diewyl du wirst uff erden läben,

solt flüchtig syn, nach minem wort,

uff erd nit han kein blyblich ort.

KAIN aber sprach zuo dem herren.

Ach, gott und herr! min missethat

vil grösser ist, dann das mir radt,

hilff b'schehen müg in minem läben,

nit kanst mir, herr, das selb vergäben,

mit angst ich muoss min zyt vertryben;[74]

in allem land han ich kein blyben;

verbergen muoss ich min ang'sicht

vor dir ouch, herr, wie d' selber sprichst.

unstät und flüchtig muoss ich syn,

diewyl ich läb, uff erden bin.

das weiss ich wol, darzuo wirt 's kun:

ertödt ich wird und abgenun

von yedem, es sey wyb und mann,

dem ich entkumm, begegnen kan;

es sey im väld, kein ruow nit finden,

in minem hertzen, noch by'n fründen.

min gmüet mit forcht ist gar umbgäben,

ich weiss nit, herr, wie ich sol läben.


Aber der herr gott sprach zuo im.


Diewyl d', Kain, mit mord umbgast,

so jämerlich da vor mir stast,

mit angst und not umbgäben bist;

dir sag ich eins, das grösser ist:

niemand wirt dich zetod erschlahen,

derglychen nüt mit dir anfahen.

nit wärt du bist, ouch nit so schön,

das niemand sich an dir verhön.

sibenfaltig wirst du werden

g'rochen; g'straafft, d'wyl d' läbst uff erden,

von din'r g'wüssne; in dim hertzen

lyden muost din läbtag schmertzen.

ein zeichen drumb dir wil ich gäben:

du forchtsam muost uff erden läben,

mit eilend zitteren all din tag,

uff das dich niemand töden mag,

biss zyt wirt kommen, dass d' verdirbst

durch kranckheit und natürlich stirbst.

darumb gang hin und biss teilhafftig

an dinem bruoder unglückhafftig;

büess die sünd nach miner sag

uff erd mit jamer all din tag.[75]

KAIN.

So wil ich, herr, d' flucht nen an d' hand

und ziehen hin gen Nod ins land,

das jensyt Eden ligt gen Morgen;

da wil ich heimlich syn, verborgen;

mit minem wyb daselbst hin ziehen,

min vatter, d' fründ grad allsand fliehen,

ouch meren d' wält nach dim gefallen,

drumb, herr, din gnad hie gib uns allen!


Gut hinweg mit Calmana, si'm wyb.

Musica.


DELBORA Habels wyb, redt zuo Adam und Heva.

Ach gott! ach gott! was grossen schmertz

erlyden ich in minem hertz!

min lieber vatter! liebe muoter!

ist das mir nit ein schwäre routen,

ein grosse straaff, darinn ich bin?

wie kündt's uff erden rüher syn,

das min der fromm, trat biderman

von sinem bruoder sol umbkon,

z' tod g'schlagen ist von im uff erden!

wie kan ich yemer frölich werden!

ich mein, ich müess von sinnen kummen.

ADAM.

Min tochter! din hertz solt du rummen,

und trachten: wie gott sine sachen

han wil, also grad thuot er s' machen,

und fraget nit, glych wäm es g'fall.

in si'm fürseen stond d' sachen all,

d' radtschleg, all sraer ding ursachen,

darumb solt din hertz rüewig machen,

grad gott befelhen disen handel;

der kan uns gäben aber wandel.

wir hand's alls selber wol verschuldt

mit unser sünd; drumb hab gedult,

befilch die sach gott, unserm herren;

unser g'schlächt wol kan er meren[76]

zuo siner zyt, wenns im gefalt:

den lass du allein haben g'walt.

DELBORA.

Du solt mich, vatter, han darfür,

das ich gern g'fölgig syn wil dir;

ouch losen hie der muoter min,

der ist ouch g'fallen etwas yn.

HEVA.

Das ist nun war, min lieber mann,

Eins wundert mich, das ligt mir an:

wie hat es künnen müglich syn,

das unser erster sun Kain

hat dörffen sin'n bruoder Habel

zuo tod erschlahen mit fräfel?

vermeint ich hett, das hertz hett's gen,

das s' fridlich hettind z'ammen g'seen;

ouch das s' in Ei'm lyb warend g'lägen,

hett s' fründtlich g'macht und nit verwägen,

nun gar mir ist 's ein grusam ding

in minem g'müet, das ich's nit ring

kan uff mich nen, min lieber mann,

das ander, drumb ich wunder han:

das Kain und 's wyb sind darvon,

keins iren nit zuo uns ist kon,

das uns hett gnadet, d' ursach g'sagt,

wär sy vertriben hett, verjagt.

schon sind s' dahin umb'sinter sach

(wie hand s' nun künden on ursach

uns eltren lan?) g'louffen ir straassen.

's hertz sölt's inen nit zuo han g'lassen;

es sölt in g'macht han grosses leid,

das schandtlich mord und ir abscheid.

dann ich drumb grosses lyden han,

das mir das niemand glouben kan.

drumb, Adam, b'richt der ding du mich,

ich bitt dich drumb gantz flyssigklich.

ADAM gibt ir antwort.

Wol hat das künden müglich syn,[77]

das unser erster sun Kain

ins mord ist kon und worden z' spott.

er hat erzürnt g'han übel gott!

wo man uff's böss sicht nach der b'gird,

der tüfel ei'm sin hertz verwirrt.

wo man in bösen, fräfnen sachen

gott vergisst, der sünd nachtrachtet;

so bringt der lust, der in der sünd

verborgen ligt, d' straaff glych dem wind.

dann wie bald d' sünd mit irem lust

ir fröud hat g'endet, so ist prust,

der mangel da im ougenblick;

die sünd yetz ligt also am strick,

das sy das hertz nit ruowen lat.

d' straaff volget druff mit dem unrat.

gottloss, verruocht wirt g'rad das g'müet,

in aller sünd üebt sich das blüet;

da ist kein gnad denn nümmen da,

wie d' selber weisst, liebe Heva.

schmackt uns die frucht nit wol des läben?

hat uns der böss nit d' reitzung gäben?

was sy nit süess und darzuo guot?

erschrack nit d'rab all unser bluot?

do d' fröud uss was, was volget druf?

der rüw und d' straaff gotts kam mit huff!

dromb, Heva, solt kein wundren han:

wo d' sünd ist, muoss' also zuogon.

gottlose und vermässenheit

bat mit ir bracht zerbrüchligkeit,

also das niemand achten thuot,

das d' sünd böss ist, das recht fast guot.

d'wyl Kain, unser erster son,

hat gott veracht, das böss ang'non,

dem tüfel g'loset z' aller zyt:

g'fallen ist er in nyd und gyt,

mit denen er ist g'syn umbgäben,

gantz rowem g'müet in all si'm läben.

gott hat do g'wendt sin gnad, ang'sicht

von im, und es zum Habel g'richt;[78]

Kain ist blyben im ellend;

gott hat sin ang'sicht von im g'wendt.

wo ein'r dann darff sin bruoder schlahen;

das minder darff er ouch anfahen:

vatter und muoter übergäben

und füeren ein verruochtes läben.

darumb, Heva, das böss und d' sünd

der dingen allen ursach sind:

so wend wir unser läben g'stalten

nach 's herren wort und sin bott halten,

damit wir hie im jamertal

dem herren g'fallind überal.

uff das wir wend im herren läben;

der well uns bessre kinder gäben!

HEVA.

Das thüeye gott im himmel d' oben!

ADAM.

Gott soll man prysen, allwäg loben

in allem, was gott handlen thuot.

drumb lond yetz fallen den unmuot,

liebe frow, ouch tochter min!

DELBORA.

Dir, vatter, ich gern g'fölgig bin.

ADAM.

So gond mit mir nach's herren wort,

wir wend yetz gon an unser ort!


Gond alle hinwäg.


HEROLDS beschlussred am ersten tag.

Fromm! eerenvest! insonders wyss!

diewyl zuog'hört gott aller pryss,

das einig lob im sey verjähen!

was von im g'macht und ist beschenen,

alls hand ir's g'seen in disem spil,

das yetz ein g'sellschafft enden wil

uff disen tag für einen theil.

damit wir lernind unser heil,

den grund der rechten säligkeit,

die gott im anfang zuo hat g'seit[79]

dem Adam und menschlichem g'schlächt;

das diss wol werd verstanden, recht:

so merckend uff den herren gott,

der selb hat g'redt nachgende wort:

»ich gott, der d' sonn nach miner sag

verordnet hab zum heitren tag,

den mon und sternen uss min'r macht,

das s' dientind zuo der tuncklen nacht;

der selb hat d' meer gemacht ung'stüm,

das s' wüetend werdend, darzuo grimm;

also das yedes by sin'r macht

belyben sol, wie 's gott hat g'macht,

kein's g'walt, noch krafft nit habe mer,

dann wie 's hat b'schaffen gott, der herr,

verwandlet keins sin art noch bärden,

dann wie 's gott b'schuoff, liess yedes werden.«

darumb keins sin natur verlat,

es blybt, wie 's gott macht, und bestat.

das bracht er nit mit künsten z'wägen,

mit b'schweeren noch kei'm andren sägen,

durch keiner g'schöpfften eigenschafft:

alls macht er 's uss sin'r eignen krafft,

nach sinem willen, mit Ei'm wort,

wie er dann redt am andren ort;

er spricht: »uss min'r allmächtigkeit

hab ich all g'schöpfften zuobereit,

mit minem wort nach aller g'stalt;

das ich der wält hab menigfalt

verkündt und g'offnet offt und dick,

wyt, ferr und nach, alt ougenblick.«

gott spricht: »wäm ist verborgen g'syn?

wär hat mir d' wyssheit g'nommen hin?

was nit min wort vor dem anfang?

ist nit das g'seit und pred'get lang?

erhebt nit lut min wort ir stimm?

min urteil, d' warnung ruch und grimm?

hört man min wort nit an den straassen,

in höchinen, bergen starck dermaassen?

schrygt nit mein geist vor allen thoren,[80]

das on min hilff ist 's fleisch verloren?

hab ich nit vorhin, darzuo lang

min anschleg g'hebt vor dem anfang?

min krefftig wort brucht zuo den dingen,

ee ich wolt schaffen, nüt verbringen?

ee ich die g'schöpfft hab z'ammen g'lesen?

ist 's nit durch min wort g'ordnet g'wäsen

von ewigkeit, ee d' wält ist worden?

hab ich's nit vorhin lassen ordnen

durch min fürsähen und d' wyssheit?«

darvon dann g'schrifft noch wyter seit,

da Solomon dann uns gibt bericht

am vierdten capitel, da er spricht,

gott hab uss siner krafft und macht

kein g'schöpfften noch kein glychnuss g'macht

in siner b'schaffung, und darumb

in kleiner noch in grosser summ,

es sey 's manns, wybs g'stalt oder vychs,

fisch, vögel, g'würm und ir gelych,

under dem himmel, ob der erden

ald drunder, was er macht, liess werden:

das darumb der mensch ob sich sähe,

sonn und mon, kei'm eer verjähe,

ouch keinem sternen nach der wal

noch 's himmels heerzug überal;

uff das man kein g'schöpfft sölle nienen

da bätten an, noch keinswägs dienen.

daruff dann gott sin urteil gibt

dem, der nit by sim wort belybt,

die g'schöpfften gotts wend mer vereeren

dann in, den schöpffer selb und herren.

die g'schöpfften hat er nit drumb g'macht,

dass man sy höher dann in acht;

gott hat sy g'macht drumb uss si'm g'walt

allein uns menschen z' ufenthalt,

umb unser notturfft alle erden,

was gott hat b'schaffen, lassen werden,

uff das wir sin allmächtigkeit

lerntind verston, barmhertzigkeit;[81]

ouch gloubtind dem versprochnen somen,

das gott den hett gen, lassen kommen,

uff das er unser art annäme,

uss lutrer gnaden zuo uns käme.

sprach gott nit selb zuo dem Adam,

do nach der sünd er zuo im kam:

»sich! der mensch ist worden gelych

als unser einer, und billich

der guots und böss erfaren muoss,

für aller wält d' sünd werden, d' buoss,

die dann der mensch erlyden soll.«

das gott alls uff den legen wolt,

uff einen der dryfaltigkeit,

der wurd annen sin blödigkeit,

uff das sin'r sünden gnuog beschehe,

d' verzjhung alleinig man im verjähe.

dann d' sünd, die vom Adam ist kommen,

hat gott vergen, selb sy hingnommen,

durchstrichen, sy vertilcket gar,

das alle g'schrifft macht offenbar,

uns g'ordnet 's heil und säligkeit,

uss lutrer sin'r barmhertzigkeit,

in die Adam vertruwt, gloubt hat,

all sine g'schlächt, wie g'schriben stat.

dann ir vertruwen, hoffnung, glouben

uff gott ist g'syn in himmlen d' oben,

uff sines heil, das er wurd senden,

umb ire sünd in lassen g'schenden,

töden, stärben und begraben,

uff das sy kündtind d' hoffnung haben

uff unsern herren Jesum Christ;

das dann der eltest glouben ist,

wider den die port der hellen

kein g'walt nit mag darwider stellen,

den Adams glouben undertrucken.

gotts wort lasst im kein sylb verrucken

noch undertryben die warheit

mit g'walt, fräffne und mit falschheit.

kein andren gloub wirt kein'r erläben,[82]

dann den gott hat dem Adam gäben,

der einig gotts gnad hat erkent,

wie diss spil leert und's argument.

darby wir 's yetz wend blyben lon.

morn sönd ir allsand wider kon,

wie ir all hie versammlet sind;

denn werdend ir hör'n d' straaff der sünd,

wie gott dur'n sündfluss alle erden

vertilcken wirt, lon z' nüte werden.

drumb blaasend uf, ir spillüt, b'hend:

wir wend darvon, 's spil hat ein end!

HEROLD am anderen tag.

Fromm! eerenvest! hoch-, wolgeleert!

diewyl gott uns den glouben mert,

durch sines wort den machet kund,

wie das bezügt selb gottes mund,

in welchem ist kein bschiss noch trug:

d' krafft volget druss, schnäll, on verzug.

dann wie der herr und ewig gott

d' himmel und erd erschaffen wott,

do brucht er 's wort, d' allmächtigkeit,

das allssampt ward in der warheit,

wie ir 's hand g'seen und selb vernommen,

das alle ding von im sind kommen,

uss sinem wort und eignem g'walt,

yedesse glychnuss, form und g'stalt.

noch hat so vil nit gmachet gott,

das im kein g'schöpfft drinn hilff thuon sott;

er hat ouch kei'm sin natur gäben,

das er von ir art müesse läben.

er hat ouch nit g'macht darumb d' erden,

das er der selb well tetlhafft werden;

die sternen drumb, noch 's firmament,

das er 's an sin nutz hab verwendt,[83]

ald das in d' krefft söllind verwäsen,

noch füeren uss sin göttlich's wäsen,

ald dass' in nöten söllind, zwingen

sin krafft noch macht in keinen dingen.

dann ee er die ding hat bereit,

was er ein gott von ewigkeit;

ee kein geschöpfft halt form und gstalt,

ist vorhin gsyn der gottes gwalt,

all sine krefften und d' wyssheit,

sin fürseen und d' allmächtigkeit.

do gott die ding hat wöllen zögen,

alls hat er 's uss sin'r krafft, vermögen,

uss kei'm zuothuon kein'r creatur

ald andren gschöpfften hilff noch stü'r,

besonder macht 's mit Ei'm gedancken.

darumb man nit sol darin zancken,

sin'r krafft und macht kein ursach stellen,

warumb ers alls hab machen wellen,

gott wolt sin werck darin erfüllen;

alls hat er 's gmacht umb 's menschen willen,

uff das er künd die selben niessen,

bruchen und sin notturfft büessen,

sin'r krafft und macht verstendig werden,

diewyl er läbte uff der erden.

Do aber sündet der Adam,

vom Paradyss ins ellend kam

und läbt uff erden in der sünd;

do überkam er vil der kind,

grad huob sin jomer, eilend an.

die ersten zwey, die er hat g'han,

schluog ein'r den andren selber z' tod.

uff das grad volget d' angst und d' not

dem Adam und si'm wyb und kind,

wie irs band g'sähen, lieben fründ,

uff gestrigen, vergangnen tag.

ouch hand ir g'hört gotts straaff und klag,

die er wider Kain selbs hat gfüert.

sin mord hat im 's gmüet so berüert,

das er kein ruow im hertzen hatt.[84]

darumb er buwt ein eigne statt,

uff das er kündte aller gstalt

sicher belyben, haben gwalt,

on alle gottsforcht möchte sünden,

mit sinem stammen und den kinden,

mit grossem pracht erzeigen sich,

syn wider gott, dem tüfel glych,

uss dem dann er erboren was,

das er und kind on unterlass

bruchtend gewalt und übermuot,

wie das yngab ir fleisch und bluot,

das alls vergifft vom tüfel was,

wie 's Kains thaten leerend bass;

dann uff die wält und iren pracht

hat er mer gseen und gott veracht,

dann uff das glück und sines heil.

drumb er der sünd ist worden z' teil

und hat der schlang, der tüfel gnon,

von gott über in gwalt überkon,

das er verzwyflet in si'm läben,

uff das er gott müesst widersträben,

lassen den tüfel han gewalt,

wie ers verhengt hatt aller gstalt.

das yetz ein gsellschafft in der yl

durch disen knaben öffnen wil.

darumb du, knab, vor yedermann

solt sagen das und zeigen an!

EIN JUNGER KNAB.

Fromm, edel, vest, ouch gnädig herren!

hie yeden, gnent nach allen eeren!

diewyl ein eerliche burgerschafft

uss heilger gschrifft, ir eigenschafft

hat wellen diss spil lassen ordnen;

vor allem ist man z' radt drin worden,

das man kei'm volck noch nation,

frömbd, heimisch, was uffs spil bar ist kon,

gar nienen well kein unzucht hüt,

mit worten im spil erzeigen nüt.

darumb wir wend hie yederman[85]

trüwlichen und fast gebätten han,

ir wöllind nit von dörnen truben,

noch von den distlen fygen kluben,

von rösslinen sugen schädlichs safft,

wie d' spinn dann thuot, das' gifft druss macht;

b'sunder lernend uss der heilgen gschrifft,

was unsern nutz und 's heil antrifft,

als' ymble uss siner art dann thuot,

das honig sugt uss yedem bluost.

das dann alls kumpt uss gotts wyssheit,

uss siner ordnung, fürsichtigkeit.

darvon dann Solomon gibt b'scheid

an sinem zehenden underscheid:

»uss 's herren krafft und sin'r wyssheit

hat gott den menschen zuobereit,

erschaffen, in zum vatter gmacht

der gantzen wält, nit on ursach.«

die selbig krafft hat in verhüet

uss lutrer sin'r erbärmd und güet,

mit der er gfüert ist uss sim faal,

uss siner überträttung überal.

der hat dem menschen wider gäben

gnad, sterck und krafft, darzuo im 's läben,

das er die g'schöpfft und gottes g'mächt

künd b'herrschen, bruchen, niessen rächt.

von diser krafft und wyssheit gotts,

die yeder mensch verjähen sott,

mit hertz und glouben recht usssprächen;

die kan das ungrecht also rechen,

den, der abtritt und wycht von gott,

das er verdirbt in siner not;

von Kain hats der wyss mann gschriben,

der uss si'm zorn hat muotwill triben,

sin'n bruoder tödt, der glöubig was.

drumb wott im gott nit schencken das;

er muosst sin mord, d' ungrechtigkeit

hert büessen und mit gfarligkeit;

dann er mit nyd, zorn was verruocht.

drumb er gott nit mit glouben suocht,[86]

und bleib verzwyfflet und verstrickt

in siner sünd, in gottes g'richt,

zuo dem Solomon noch wyter seit

von der gotts krafft und sin'r wyssheit;

er spricht:4»hat nit der wassergussz

mit sinem grossen überfluss

die gantzen wält ertrenck, umbracht?

verflötz, verderbt die gottes raach?

hat nit gotts wyssheit da g'regiert,

den frommen erhalten ufrecht, g'füert?

durch ein schlächts holtz, das was die arch

den Noë erlösst gwaltig und starch,

uss siner wyssheit, eignem gwalt,

der alle glöubigen selb erhalt?

das man yetz alls in disem spil,

uff hütigen tag nun üeben wil:

wie Kain buwen hab sin statt;

wie d' hoffart den anfang gnommen hatt;

demnach wie Adam und sin stammen

hand angruofft all den gottes nammen;

ouch wie all sünd sind gangen fort;

wie do veracht ward gottes wort;

zuoletst, wie gott mit dem sündfluss

hat d' wält verderbt und gmachet uss.

dann Kain, der todschlegig mann,

wirt hütstags spil selbs heben an,

am selben gar lon nüt erwinden.

der kumpt dört här mit wyb und kinden,

kostlich bekleidt, darzuo angsthafft,

mit siner gantzen burgerschafft.


Musica.

Wie Kain gen Nod kumpt, überkumpt er Hanoch und sin wyb mit all si'm gschlächt; spricht er zuo si'm wyb Calmana.


Calmana! min hertz liebstes wyb!

im zorn gotts ich min läbtag blyb,[87]

gott hat sin fluoch mir also gäben,

min hertz wirt niemer frölich läben,

in forcht muoss ich uff erden wonen,

da hilfft kein warnen noch kein schonen.

mins bruoders tod, der yglet mich;

der zorn gotts, der thuot meren sich,

also das ich in allen dingen

nüt rechts noch frölichs kan verbringen.

das zeigt mir an die missethat,

die minem hertz kein ruow nit lat.

kein fröud ich find in minem läben,

dann das d' mir vil der kind hast gäben.

die wil ich lon einanderen finden,

nach lust sy lassen z'ammen fründen,

gen inen mich also verpflichten,

damit ich müg ein statt ufrichten,

ouch mich mit gwalt bewaren müg

durch sy, mit list, grad unverzüg.

dann ich vor gott bin flüchtig worden

und ston in ei'm verflüechten orden

und muoss vor angsten allwäg zitteren,

b'han plag uss forcht, min tag den ritten,

in disem zeichen allwäg läben.

zuor sicherheit das gott mir gäben

hat, zuo mi'm unfal uff der erden.

muoss ich schon nit erschlagen werden,

so muoss ich all min tag han sorgen,

in mim unfal zuoletst erworgen,

als bald den minen werden z' teil;

dann by mir ist kein glück noch heil.

wie bald sich mert mins vatters gschlächt,

so müesst ich werden irer knecht.

darumb ich mich und mine kind

wil fräfen machen, listig, gschwind;

damit wir kündind uns vertruwen

uff erd, ein statt wil ich hie buwen,

an andere durfft nit müessind kommen.

CALMANA.

Wie ich d' red, Kain, han vernommen,[88]

so gfalt s' mir warlich selber; drumb

mit dim radtschlag nit lang gang umb,

selb zuo'n kinden und zuo'n fründen;

die wirst all beyeinander finden.

wilt dann hie sicher syn, ruow han:

din meinung zeig in'n selber an.

wiewol ich bin ein büwrin gsyu;

vil lieber ich yetz stattlich bin,

wil sittlich, hoflich lieber läben,

dann mich ins buwrenwerck ergäben.

zuo dem ich ouch der meinung bin,

sy werdind lieber burger syn,

dann buwren blyben all ir tag.

drumb dir ich das wol radten mag,

das, wie d' fürgnon hast, buwen d' statt,

fiirfaren solt nach dinem radt.

doch minen sun, Hanoch genannt,

lass dir am basten syn verwandt,

bedenck in wol für ander all!

KAIN.

An im ich han gar kein missfal,

min frouw, nit anders solt du achten;

in wil ich für die anderen trachten,

ouch gon einswägs zuo inen hin,

in'n zeigen an die meinung min.


Gat zuo inen den nächsten.


KAIN gat zuo allen sinen kinden, kindeskinden und fründen; spricht zuo inen.

Min lieber sun, Hanoch genannt,

diewyl du bist mir z'nächst verwandt,

mit dinen brüedern und den kinden!

zuo den ir enckle und ir fründen!

hie jung und alt, ouch wyb und mann!

die wil ich gmeincklich bätten han!

diewyl ich bin gsyn also verruocht

und uff mich kon ist gottes fluoch,

wie ir dann wüssend on min sagen,

drumb das ich Habel han erschlagen,

min jüngsten bruoder, in dem väld:[89]

so bin ich flüchtig in der wält

und hasset mich ouch alle erden;

von iren rych nit mag ich werden.

der fluoch allein gat nit über mich,

besunder dazuo über üch.

damit wend wir uff erden blyben:

handwerck, künsten müend wir tryben.

damit wir vor mins vatters kinden

on ire hilff ouch blyben künden

uff erdterych hie mit unserm gschlächt,

nie werden müessind ire knecht;

so han ich das mir fürgenommen,

wenn ich mit radt darzuo mag kommen:

mit üwer hilff, nach mim vertruwen,

ein statt grad dahin wett ich buwen

mit schlossen, thüren und mit muren,

damit wir nit belybind buwren,

all unser tag mit übel zyt

erneren müessind ferr und wyt

uns selb, darzuo all unsere kind.

das trachtend ouch, ir lieben fründ:

wenn sich mins vatters gschlächt wirt meren,

das wir uns mügind ir erweren;

dann ires wäsen, thuon und lon

wirt niemermer recht zuo uns ston;

der hassz wirt nemmen überhand

gen mir, diewyl ich läb im land;

dann ir wol g'seend: d' forcht in mir lyt;

min zitteren üch d' anzeignung gyt.

drumb, lieben kinder, enckle, fründ!

so ir wie ich hie gsinnet sind:

da gäb ein yeder antwort drumb,

wie ir hie stond, in Einer summ;

doch wirt die statt von minem sun

in ewigkeit den namen han.

HANOCH der erst sun Kains, gibt antwort und spricht.

Min lieber vatter! din radtschlag

gefalt mir wol uff disen tag.[90]

hasset uns d' erden und die wält

und sind nit sicher in dem väld,

an keinen orten uff der erden:

so wend wir endren unsre bärden,

unser natur mit allem läben;

ouch niemand rechte antwort gäben.

wend Adams kind dann uns durächten,

so mügend wir in'n widersprechen

vil bass in der statt, dann uff dem land.

d' statt wirt ir gröster widerstand,

wenn wir belybend hindern muren.

sy wend wir blyben lassen buwren

und 's väld lon buwen, wyl sy läben,

diewyl d' erd nun frücht wil in'n gäben,

müend wir dann mangel han am korn,

an anderer spyss, glych hüt ald morn;

so wett ich mich des nit beschemmen:

gend s' uns nit ouch, selb wett ichs nemmen.

dann ich, min frouw, ouch andre kind

dir billich, vatter, g'horsam sind.

wiewol ich bin ein buwrsmann gsyn;

vil lieber ich yetz stattlich bin,

schön, hüpsch, zierlichen, wol bekleidt,

dann do wir hüt und beltz hand treit.

HANOCHS FROW redt in nammen iren selbs und irer kinden.

Ich, vatter, des ouch gsinnet bin,

das ich wil sampt den kinden min

vil lieber sitzen in ein'r statt

und rüewig wonen, styff und satt,

dann füeren 's läben büwrsch und grob,

vil grösser wirt sin unser lob

in aller wält, wo man es seit,

wie glych sich etwas zuohär treit,

von wem es well; so gilt es glych.

wol hüpschlich mag ich b'kleiden mich

nach unserm staat mit linwat, syden,

das wir dann künnend wäben, schnyden;

wie dann hie Lemechs kinder hand[91]

z' erst g'funden kunst in disem land.

die künst bass zimmend in ein statt

dann ussthalb, da mans nien'r für hatt.

drumb wie bald d' statt usrichten witt,

so hilff ich, es b'schäch morn ald hütt.

IRAD Hanochs sun.

Grossvatter Kain! das mir gfalt,

das dir und uns witt machen gwalt,

sicherheit zuo unserm läben.

din fürnen, d' meinung ist mir äben;

ouch gfalt mir wol der anschlag din.

ich wil ouch lieber stattlich syn,

in künsten mich ufziehen lassen,

das gschickt wir werden wend dermassen,

min frouw, darzuo ouch mine kind;

uff das wir werdind kunstrych, gschwind.

so mügend wir uns also gstalten,

in bürgerlichen sitten halten,

hoflichen uns bekleiden, wol,

wie 's burgers kinden zimmen sol,

wie Hanoch gseit von unserm stammen,

das kostlich b'kleidt sind allgottssammen;

zuo dem das bessre sicherheit

in stetten ist, darzuo fryheit.

wil dann das volck nit underlassen;

wend Adams kind uns allwäg hassen:

so müend s' den bösen an uns finden,

on ang'seen, das wir sind der fründen.

min arbeit wil ich strecken dran,

mit wyb und kind, so best ich kan,

mich dir im besten gern verpflichten,

die statt dir gern helffen ufrichten.

IRADS FROW redt in nammen ir selb und irer kinden.

Ein stumm und narr wurd das bald leeren:

so man sich, wol, wältlich, nach eeren,

stattlicher, bass erneren kan,

dann wo man muoss im göw husshan,[92]

in dörffern, under'n groben buwren.

dann in den stetten, hinder'n muren,

es sigind töchteren oder knaben:

vil bessere frist da mugend s' haben,

d' handtwerck bass leeren, d' sitten, zucht.

darumb ist ouch grösser zuoflucht

dann in den dörffern, lieber Kain!

drumb statt min meinung glych di'm sin.

in stetten sind ouch besser weiden;

zuo dem man kan sich bass bekleiden,

wie das anzeigt der ougenschyn.

darumb ich mins manns meinung bin.

in stetten man ouch höflicher ist,

so usserthalb der dingen prist.

darumb ich wil hie gvolget han

dem Kain und mi'm bider mann.

MAHUJAËL Irads sun.

Mi'm vatter da folg ich: Irad,

der recht darzuo geradten hat.

füruss kluogkeit suoch ich der wält,

ouch iren pracht mit guot und gält,

was zytlichs wolläben mag syn;

fast gern ich by den g'lüsten bin,

min hertz und gmüet darmit umbgat.

drumb ich fast gern folg disem radt,

das unser g'schlächt stattlichen werd,

ouch burgerlich uff diser erd,

erzogen uf, dem adel glych.

so unser gschlächt dann meret sich:

wol mögend wir mit grossen nützen

in der statt das unser besitzen.

zuo dem wir ouch mit unsern kinden

mit fröud wol kündend zsammen fründen.

drumb mich kein arbeit sol nit duren.

vil lieber blyb ich hinder'n muren,

dann in den dörffern, uff dem göw.

des anschlags ich mich gar erfröw,

mit dem ich wil gern kosten han.[93]

MAHUJAËLS FROW redt in nammen ir selbs und irer kinden.

Ouch gfalts mir bass, min lieber mann,

in der statt köstlichen sitzen,

dann in den dörffern höltzle spitzen.

da kan man d' hofzucht vil bass leeren,

ouch unser rychtag usnen, meren,

alle handtwercker bass erhalten;

in summa: unser läben gstalten

mit allen glüsten und den läben.

uns mügend wir vil bass erheben,

all unsre gschlächt ansichtig machen.

ich muoss ouch mine kinder trachten:

die hand by Lemechs kinder gleert

ir künsten, all, was darzuo g'hört,

form und gestalt, mit allen dingen;

künstlich, höflichen kündend s' singen;

welches dann alls uss mi'm verstand

nit dienen mag uff's buwren land.

darumb ich blyben styff und satt

der meinung, das gmacht werde d' statt.

METHUSAËL Mahujaëls sun, redt.

D'wyl Mahujaël, der vatter min,

die muoter, darzuo beid hand den sin,

das' ir verhoffen styff und satt

allein hand gstellt uff Kains statt,

die er hat genennt Hanochia;

darumb wir dann stond allsand da:

gern wil ich mich zuo üch verpflichten,

helffen die buwen und ufrichten

mit miner frowen und den kinden.

uns sol man allwäg willig finden,

es ist wol war: Lemech, min sun,

hat wider 's gsatz zwei wyber gnun,

by denen beyden hat er kinder,

die sind kunstrycher und vil g'schwinder

dann unsere kinder all gotzsammen.

sy übertreffend alle stammen[94]

in sitten, bärden, ouch in zierden,

uff erdterych sind sy nienen gfierder.

von inen selbs hand s' künst erdacht,

uss iren höuptern z'wägen bracht.

die wend wir zuo uns kommen lon,

ouch wärben, die darmit umbgon;

zuo allen zyten durch das jar

kouffmännisch ziehen hin und har,

ouch unser war mit nutz vertryben,

derselben nüt lon überblyben.

so mag dann 's g'schlächt, all unser stammen

mit eeren b'halten disen nammen

in aller diser wyten wält

und überkommend gold und gält.

METHUSAËLS FROW redt in nammen irer selb und irer kinden.

Methusaëln, mi'm mann, ich folg;

dem ich bin warlich hertzlich hold,

das er uff pracht stellt diser wält,

die man nit hat on gold und gält.

zuo dem man d' vile der rychtagen

in dörffern wol nit mag erjagen;

man muoss in stetten nun erwärben,

mit gyt und wuocher zsammen schärben;

dann uff dem land die übel zyt

nüt anders dann ruchs läben gyt.

das hat min sun Lemech betracht

und hat vil gschickter kinder gmacht.

der hat sich nit an niemand keert,

er hat sin g'schlächt also gemert,

das 's übertrifft all unser stammen.

darumb ich folg; und wil mit nammen,

das unsre kinder habind gwalt,

einandren z' nen, wie 's inen gfalt,

nach iren b'girden und gelüsten,

ir hochzyt wil ich s' lassen rüsten

nach ir'm gefallen und wolläben,

keins nit mit zwang dem andren gäben.

so wirt ouch gmert denn unser g'schlächt[95]

und blybend herren und nit knecht,

dann unser stamm, der grösser huf,

wie bald er ist erwachsen uf:

so wend wir bass mit unsern lüten

das kleiner völckle überstryten;

dann Adams g'schlächt, ouch siner kind,

vil minder ir dann unser sind.

wöltind sy uns glych hassen, fynden;

so hand wir so vil hüpscher kinden,

das wir sy all mit g'werter hand

verjagen wellend uss dem land.

darumb ich wil ein burger syn,

d' statt z' richten uf ich g'sinnet bin.

LEMECH der sun Methusaëls.

Kain! Hanoch! ir lieben fründ!

dessglych ir all mit üwerm gsind:

Mahujaël! darzuo Irad!

Methusaël! wie yeder hat

geradten hie sampt üwern frowen:

nit kan ich d' sach anders beschowen,

dann das ich mir wil gfallen lon,

was g'radten ist, und by üch ston,

an allem gar lon nüt erwinden

by minen wyben und den kinden.

dann min erst wyb hie, Ada gnannt,

die ist mir worden so bekannt,

das s' mir zwen sün nach aller zal

geboren hat: Jabal, Jubal.

beid sind s' min sün und üwer fründ;

von Ada kon all beide kind.

Jabal ward z' ersten, ist nit geistlich,

wältlich g'naturt, darzuo gar fleischlich,

er lydt sich nit, ist gar vergäben;

grad wo er ist: wol wil er läben.

darumb er thuot in hütten wonen;

schaaff, rinder, kelber und kaponen

zücht er uf, ouch böck und wider,

er sy dann voll, nit gat er nider;[96]

fleisch, ancken, milch by'm aller besten!

in'n alpen 's vych kan er wol mesten,

mit allem gfügel uff dem väld;

er lösst daruss gross guot und gält.

das üebt er mit si'm wyb und kinden,

teilt ouch das selbig mit den fründen.

Aber Jubal, der ander son,

hat dise kunst im überkon:

er kan all stimmen zsammen ordnen,

nun gar artlichen ist er worden

mit der pfyffen und trummeten;

das alls wol dienet grossen stetten.

die music leert er wyb und kind.

gäb wo man ist, sy frölich sind.

die wil ich zuo üch wandlen lon,

uff das d' statt mög im wäsen b'ston.

By'm andren wyb, by miner Zilla,

ein sun ich gmacht hab nach mi'm willa;

min aller liebster fründ Kain!

den hab ich gnennt Thubalkain.

der hat uss im selbs fry erdacht

das bergwerck, d' metall z'wägen bracht.

er kan das ysen schmiden, leiten;

stahel, mösch und kupffer scheiden:

mässer, schwärdter, schlosswerk machen,

das zuo dem stryt und derglych sachen

wol dienen wirt in unserm läben.

Min Zill hat mir ein tochter gäben,

Naëma gnant, wie ir dann wüsst;

irs glych uff erd gar nienen ist.

die hat das wäben und die gspunst,

den lynwatgwärb mit aller kunst,

syden, sammat uss ir kluogheit,

d' kleidung erdacht und zuobereit.

Die beide hand ouch wyb und kind;

vil gschickter sy, dann niemands, sind.

dann ee min kind sind boren worden;

darvor ist das gsyn unser orden:

mit beltz den thier'n warend wir glych.[97]

yetz sind wir b'kleidt hochfertigklich,

das niemand mag unser kluogheit

übertreffen und g'schickligkeit.

drumb ich und d' frowen sampt den kinden,

mit minem stammen und den fründen,

wend üwerm radt gern g'folget han.

nit mer! dann gryffend 's dapffer an,

d' statt richtend uf mit g'schwindigkeit,

wir sind all willig, darzuo b'reit.

ADA Lemechs erste frow.

Ich ston Lemech, mi'm mann, ouch by.

ZILLA die ander frow Lemechs.

Und ich darzuo, glych was es sey.

JABAL der erst sun Ade.

Mit guotem lust bin ich bereit;

darzuo min art, geschickligkeit,

min haab und guot mit allem vych

wirt selber wol erzeigen sich.

JABALS FROW.

Diewyl dann min mann sich und mich

erneeren kan uss sinem vych,

dardurch wir schläck und guot mulfee

für andre stammen habend mee,

ouch läbend wol in allen g'lüsten:

so wil ich d' statt ouch lassen rüsten,

damit wir nit im göw vergäben

schlächtlich ässind, übel läben.

dann ich mi'm mann glych gsinnet bin;

fast gern ich trinck den besten wyn,

iss ouch vil lieber guot caponen,

rebhüener, vögel und fasonen,

dann schlächte spyss, mit übel zyt.

darumb der radtschlag in mir lyt,

das ich wil volgen hie der menge,

wie 's abg'redt ist nach aller lenge.[98]

JUBAL der ander sun Ade.

Min gsang und alle seitenspil,

die machend das ich volgen wil

mit miner frowen und den kinden.

THUBALKAIN der sun Zille.

Unwillig sol man mich nit finden;

min hammer, zangen und min kunst

darzuo mir s' hilff gend, grossen gunst.

NAËMA die tochter Zille, Thubalkains frow.

Min blatt und's schiffle zeigend an,

das ich die kunst erfunden han.

darumb ich ouch gern volgen wil

und losen dann dem seitenspil.

KAIN.

Ir sün und kinder! liebe fründ!

wie ir allhie versammlet sind!

ich dancken üwer fruntligkeit,

das ir mir z' helffen sind bereit.

nit mer! wol dran! es muoss nun syn;

ich sunstig vor nit rüewig bin,

es sey dann vor ufg'richt die statt,

die muren ziert, g'macht wyss und glatt,

nach miner b'gird, on allen prust.

drumb werchend all und thuond 's mit lust!


Yetz buwend sy die statt.


MEISTER STEINMETZ nimpt sin blywag und spricht zum zimmermann.

Mein lieber meister zimmermann!

demnach ich d' statt gemessen han,

der blywag nach mit minem g'sicht:

so ist sy grad und wol ufg'richt.

darumb so mögt ir sy probieren,

mit üwerm winckelmess justieren.

MEISTER ZIMMERMANN probiert sy mit sinem winckelmess und spricht.

Wol, meister steinmetz, mir gfalt[99]

die statt und mur nach aller gstalt;

dann alle eck, tryangel, winckel

hand g'stellt und gmacht in senckel.

so ist alls recht, und wol probiert,

ins winckelmess, grad ufgefüert.

BUWMEISTER redt zuo beiden meisteren und dem tachdecker.

Genuog ist g'redt von diser sach!

schnäll gond yetz hin, und machend 's tach,

die hüser, bastyen, thürn und thor;

drumb werckend vast und thuond wie vor!

TACHDECKER.

So bringend pflaster, ziegel mir,

ee ich in miner kunst verirr;

so wil ich d' statt han deckt so bald,

das sy muoss haben form und gstalt.

BUWMEISTER.

Ziegel, pflaster, holtz und stein

gnuog sond ir finden, gross und klein.

darumb ir dörffend nit vil dichten.

wie bald ir die statt gar ufrichten,

so sol üch allen (das ist war)

die b'lonung werden also bar!


Musica.


Quelle:
Jacob Ruff: Adam und Heva. Quedlinburg und Leipzig 1848, S. 60-100.
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