[Epilog]

[187] HEROLD.

Fromm! eerenvest! insonders wyss!

wo! ghört ir hand und gmerckt mit flyss,

von wäm der mensch sin anfang hat;

das gott in macht uss stoub und kaat.

sin form und gstalt, darzuo ouch's läben,

das gott im einig alls hat gäben,

uff das er käme in d' verstentnuss

siner allmächtigkeit, erkantnuss,

und mit den thieren noch dem vych

mit sinem läben wurde glych,

als ob kein anfang wär und end

der wält, die wir vor ougen gseend.

die selb wie s' hat den anfang gnon,

also wirt s' enden und zergon

nach gotts fürsähung und zuosag,

der dises ends weisst stund und tag.

was aber bracht hat die verderbung;

von wäm die sünd hab iren ursprung:

das hat thon 's tüfels listigkeit

und 's menschen ungehorsamkeit,

den gott hat gsetzt ins Paradyss.[187]

darumb man gott nit sölcher wyss

d' ursach der sünd zuolegen kan,

diewyl und 's hatt erwunden g'han

am menschen und an sinem läben.

drumb d' schuld allein im sol man gäben,

den ursprung, d' ursach unser art.

dann hett der mensch die sünd erspart

und wäre gott gehorsam bliben,

hette den tüfel von im triben:

so hett gott g'hebt ein grösser gfallen,

dann das er in hat lassen fallen

in 'n tod und die harbsäligkeit.

doch uss sinr gnad, barmhertzigkeit

hat gott uns gfüert wider zum läben,

durch Christum die sünd uns vergäben.

dann Adam suocht gott und batt in,

erschrack ouch ab des herren süm,

nach sinem fal und überträtten.

gott hat den Adam nierumb bätten,

ouch 's menschen hilff gar nie begärt,

wie das sant Paul gar wol bewärt,

do er dann spricht und billich seit

zuo 'n Römern am fünfften underscheid:

»wie durch den Adam angst und not

gfolget ist uns allen, der tod:

also durch den herrn Jesum Christ

d' hilff uss sin'r gnad uns gäben ist,

d' verzyhung der sünd allersammen«;

der dann ist der versprochen samen,

den gott uns für d' sünd gäben hat;

wie wyter von im gschriben stat,

gotts gnad und sin'r barmhertzigkeit

sey 's erdtrych voll, gibt David bscheid.

so ich dann gschrifft wil baas ergründen:

ouch ist ein richter gott der sünden,

im sündfluss man das gsähen hat,

dass d' straaff ist gfolget nach der that.

wo nun kein warnung bschiessen wil,

so ordnet gott tag, stund und zil,[188]

druff d' straaff mit jomer und ellend,

grad wie 's anhebt, so nimpt 's ein end.

das alls im ougenblick beschicht,

wie Christus selber redt und spricht:5

»glych wie 's zur zyt Noë beschach,

so wirt 's kon unversächner sach,

der tag des herren und sin g'richt,

unwüssend aller zuoversicht.«

wenn d' wält wirt prassen, trincken, fressen,

in hochmuot läben, gotts vergässen:

denn wirt es alls schnäll und behend

nach gotts zuosag nemmen ein end;

das d' vile 's volcks, ir allgotzsampt

mit üwern ougen gsähen hand.

uff das, fromm, vest, ouch eersam herren!

üch sol ich dancken aller eeren

von wägen ein'r eerlichen burgerschafft

üwrer demuot und gross fründtschafft,

ouch üwrer lieb und grossen trüw,

umb die brüge und anders g'büw,

das ir erloubt uns diss spil hand

üch z' eeren und dem vatterland,

darmit ir hand gross kosten g'han.

wo yeder das beschulden kan

mit lyb und guot, arm oder rych:

verdient sol 's werden flyssigklich.

wo dann an uns der mangel wär;

so vergelt 's unser gott und herr!

darby ich 's yetz wil blyben lon:

ir spillüt blaasst uf! wir wend darvon![189]

Fußnoten

1 Rom. 11.


2 Sap. 17.


3 Isaie 40.


4 Sap. 10


5 Matth. 24. Luc. 17.


Quelle:
Jacob Ruff: Adam und Heva. Quedlinburg und Leipzig 1848.
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