Actus quintus.

[136] ERST FRÜND von den kinderen gottes spricht zuo si'm andren fründ.

Nun, grüetz dich gott, min lieber fründ!

DER ANDER FRÜND.

Dir danck ich! was din anschleg sind,

wo bist du gsyn: alls zeig mirs an,

dromb wil ich dich fast bätten han.

ERST FRÜND.

Von Hanoch kumm ich grad dahär.[136]

ANDER FRÜND.

Was sind daselbst für nüwe mär?

der'n b'richt mich du; dann ich hab wunder,

ob gsähen habist etwas b'sunder.

ERST FRÜND.

Min läbtag han ich hüpscher lüt

mit ougen gsähen nie dann hütt.

zuo Hanoch, in des Kains statt,

da sind die töchtren hüpsch und glatt,

schön, kostlich b'kleidt über die maassen;

gassen ir voll sind und die straassen;

nie schöners volck ich gsähen han.

es kumm zuo inen wyb ald mann,

glych wär es sey uff diser erden,

mit denen kündend s' fründtlich werden.

holdsälig sind s' in allen dingen.

wol kündend s' gygen, luten, singen,

orglen, pfyffen zuo der trummen.

zuo fryerm volck ich nie bin kummen.

müesst ich mich nit vor 'n lüten schämen,

ein wyb daselbst mir wölt ich nemmen.

ANDER FRÜND.

Botz luss! wo mit kumpst, lieber fründ?

weisst nit, das wir sind gottes kind,

ouch das uns gott des Kains stammen

verbotten hat, uns allensammen

nun häfftig, hoch und mächtig starck?

ouch Adam, unser patriarch,

der kurtzlich gstorben, ligt begraben?

den Henoch hat gott drumb erhaben,

das er sich gstellt hat wider sy.

darumb das denck, betracht darby.

das du nit meinist, dir zuo fründen,

und aber grösslich thüegist sünden.

von dim fürnän stand ab, der sachen!

ERST FRÜND.

Samer gott! din muoss ich lachen,

was solt es schaden, wenn ich käm,

gen Hanoch gieng, ein frowen näm,[137]

die hüpsch, schön, nach mi'm gfallen wär,

nach unser beider will und b'gär,

und hettind hyeinandren kinder,

geloubtind gott nüt desterminder?

ob ich sy zuo mi'm glouben brächt:

meinst nit, ob ich im thäte recht?

ANDER FRÜND.

Nein frylich, fründ, sag nüt darvon!

gott hats uns drumb verbieten lon,

d'wyl ires volck unglöubig ist,

das unser kein'r sich dryn vermisch,

eelich noch sust, wie das möcht syn.

darumb ich, fründ, darwider bin.

du wirst ouch, das 's ist wider gott:

kein unglöubig wyb nit nemmen sott!

ERST FRÜND.

Wenn d' 's gsähist nun, min lieber fründ;

selb redtist du: es wär nit sünd;

für unsre wyber uss ob allen

wurdind sy dir am besten gfallen.

drumb 's mich nit dunckt syn wider gott,

wenn ich ein frowen nemmen sott,

der ich wär hold, wär schön und hüpsch,

nach lust mins hertzens, wol gerüst,

sy wär mir hold, ich gfiel ouch ir.

hettist du, fründ, mich nit darfür:

ich wäre gott vil näher drumb,

dann so ein wyb ich überkumm,

die keinen lust nit hat zuo mir,

derglychen ich kein hertz zuo ir?

was göttlicher ee kan das doch syn?

was sol für glück doch schlahen dryn?

ich wird gon nen ein frowen hütt;

das wirst mir, fründ, erweeren nit.

ANDER FRÜND.

Ich lon dich machen, lieber fründ!

gott hats verbotten und ist sünd,

das niemand wyb nach b'gird der glüsten.

nie solt dich in das volck vermischen,[138]

das sich nach fleischlichen begirden,

sich rüempt der hochfart und der zierden,

by denen nüt ist überal,

dann schmaach und schand ein grosse zal,

nyd, hochfart, gyt und grosser pracht,

dardurch gott gschmächt wirt und veracht.

was glücks solt syn by denen lüten,

die wider gott und 's recht thuond stryten,

die felschend alle grechtigkeit,

die läbend nun in üppigkeit?

drumb, fründ, wilt da ein frowen nemmen:

dich solt du diser lüten b'schämen.

diewyl wir hie hüpsch töchtren hand,

so nimm ein wyb uss unserm land.

ERST FRÜND.

Nit wirst mich überreden, fründ!

die hüpschen töchter, die ich find

im gantzen land, die wil ich nemmen.

grad wil ich gon und mich nit schämen.

ANDER FRÜND.

So gang recht hin in gottes nammen!

wilt dich verhencken mit dem stammen,

darzuo nit recht thuon, schandtlich läben:

drumb lon ich dich gott rechnung gäben.


Fart dahin gen wyben.


DIE ERSTE BASS oder tochter von dem geschlächt der menschen kinder spricht.

Ein guoten abend, liebe bass!

war wilt du hin? mir sag doch das;

dann ich wol gseen an dinen bärden,

dass d' wandlen wilt, hochfertig werden.

ANDER BASS.

Ich danck dir, bass, umb dinen gruotz.

wüss, das ich bin gar vollen muots.

ERST BASS.

Was fröwt din hertz? mir zeig es an!

ANDER BASS.

Botz lung! ich hette gern ein mann

vom volck gotts; dann ich hab gehört,[139]

sy habind unsre sitten gleert,

schön sygend s', hüpsch und wol gemuot,

hand wyber lieb, thuond inen guot

mit allen fründ –, holdsälgen stucken.

darumb ich wil von hinnen rucken

und luogwen, ob ich on verzug

ein mann by inen finden mug.

ERST BASS.

Samer botz mist! das ist grad recht!

wilt mannen in des Adams gschlächt?

des kan ich mich verwundren nit.

weisst du dann nit irn bruch und sitt,

das kein fröud, lust by inen ist?

zum bätten, andacht sind sy g'rüst.

kein liebe hand sy zuo den frowen.

drumb solt die sach vorhin beschowen.

zuo dem ouch sy noch ire kind

gar nienen unsers gloubens sind.

ANDER BASS.

Was gat mich irer glouben an?

der ding ich wenig kummer han.

ich kan in bringen wol als bald,

das er uff minen glouben falt.

weisst nit der wyber art und list,

das s' d' mannen zwingend z' aller frist

nach iren bgirden zuo den g'lüsten?

wurd mir nur ein'r: wol kündt i'n rüsten,

das er müesst thuon nun was ich wett,

es wär den tag, ald z' nacht am bett.

der sorgen darff es nun nit vil;

im lüff ich nach vierhundert mil.

ERST BASS.

Samer botz luss! bass! ich gloub,

du sygest unsinnig, darzuo toub,

das du uss dinem unverstand

gon mannen wilt in frömbde land

under das volck gotts; wie du weisst,

die dann nit läbend nach dem fleisch,

by denen ist kein fröud und muot.[140]

ANDER BASS.

Ach gott! sy sind ouch fleisch und bluot;

von art, natur, darzuo erboren

als wol als wir; darumb ist's verloren,

ir keiner so g'recht, frumm nit ist:

in'n manglet äben, das uns prist;

ouch sind s' fast schön, holdsälig lüt.

drumb wirst mir sy erleiden nit,

dann ich wil gon zuo inen fründen,

ein hüpschen mann nen, wo i'n finden.

ERST BASS.

Das magst du wol! nit mer! gang hin!

dir wirt er bald erleidet syn.

wenn es dich g'rüwt (kan ich dir sagen):

nit solt zuo mir kun, das mir klagen;

dann mannen trüw gat uff den steltzen;

das krütle findt man warlich seltzen.

drumb, bass, ich dich wett bätten han,

du nemist by uns hie ein mann.

ANDER BASS.

Es ist vergäbens, liebe bass!

das ich dir folg, nit denck nun das;

frömbd, sältzne spyss, die ist ouch guot,

ist gsund und machet frölichs bluot.

darumb wirst du mich b'reden nit,

ich wil warlichen mannen hütt.

ERST BASS.

So thüegest aller tüflen nammen,

der helff üch allen beiden zsammen!


Gond von einanderen.


DIE ANDER BASS redt mit ir selb allein.

Diewyl es yetz mag haben fuog,

so muoss ich warlich lachen gnuog,

das min bass mich wil han darfür,

ir sey ich glych, mir sey wie ir,

min'r art, natur nit glouben kan,

drumb das sy läben mag on mann,

das ich dann nit erlyden mag.[141]

darumb ich füeren dise klag,

das ich on mann mag nienen blyben;

ich muoss mit inen kurtzwil tryben.

gon wil ich grad, den nächsten luogen,

ob ich ein find mit guoten fuogen,

der jung und hüpsch sey über d' maass.

darumb ich wandlen uff der straass.

darzuo mich reitzt min eigen fleisch,

das dann ist schwecher, dann der geist.

darumb ich mag belyben nimma;

ein mann ich suoch, wil mich nit suma,

wie bald in find, glych wo es ist;

zuo nemmen den, schon bin ihk g'rüst,

nach minem lust und usserwellen.


Pausando.


Was gseen ich dört für ein gesellen?

dess kan ich wunder; gon wil ich

zuo im, hoflich erzeigen mich.

schow! schow! es ist ein frömbder mann;

mit minr red wil in tasten an. –

gott grüetz üch, gsell und guoter fründ!

ERST FRÜND.

Ich dancken üch, mir willkumm sind!

war wend ir hin? von wannen sinder?

kompt ir nit von des Kains kinder?

ANDER BASS.

Nein, ich bin von des Lemechs gschlächt.

ERST FRÜND.

Min tochter! das ist warlich recht.

ich muoss das in der warheit sagen,

gott hat uns beide zsammen tragen;

dann alle hoffnung, lieb und radt

allein zuo üwerm stammen stat.

ANDER BASS.

Von wannen landts sind ir, min fründ?

ERST FRÜND.

Ich bin vom gschlächt der gottes kind.

ANDER BASS.

Das hab ich dacht, grad fiel 's mir yn,[142]

ir werend uss dem land gesyn.

doch hör ich gern, das üwer gnad

zuo unserm gschlächt und stammen stat.

ich sag üch, fründ, ouck das mit nammen:

min gmüet ouch stat zuo üwerm stammen.

ERST FRÜND.

Min hüpsche tochter! das fröwt mich,

das ir des sins sind grad, wie ich.

g'fiel ich üch wol, als ir dann mir

ir sönd mich, tochter, han darfür,

das keine ist uff aller erden,

die lieber mir nit müesse werden,

dann ir; überuss üwer form und gstalt

mir wol für alle menschen gfalt.

ANDER BASS.

Ir gfallend mir über die massen.

so ir üwer sitten möchtind lassen:

nach üwerm willen wär ich g'rüst

zuo pflägen, was üch angnem ist;

ich zug mit üch durch holtz und väld.

ERST FRÜND.

Drumb wett ich nit nen dise wält,

das ich mir wett lon nen, mich b'rouben

's vertruwen in gott und min glouben!

ANDER BASS.

Üwer geloub noch üwer sitt

lond niemand kein fröud haben nit;

darhinter ouch verborgen lyt

nüt dann hassz und grosser gyt.

drumb wend ir syn min eelich mann:

üwer sect müend ir verlon

und miner art nach allwäg läben,

ouch nienerinn mir widersträben.

so ir mir das verheissen wend:

mir bietend drumb da üwer hend

zur bstätung, das ein ee müg syn.

ERST FRÜND büt ir die hand.

Gott gäb uns glück! nüt red ich dryn;[143]

in üwerm willen wil ich läben,

kein böss wort üch gar nienen gäben.


Musica.


GOTT redt mit im selb alleinig im himmel.

Gott gäb wie ich d' wält tracht und bschow,

so ist s' schandtlich verruocht und row,

mit laster, üppigkeit umbgäben.

min beit und warnung ist vergäben.

sy läbend nit nach minem geist,

vil mer nach bgirden ires fleisch.

drumb ich nit mag alltag recht sprechen

und yede sünd besonder prechten.

min geist noch trüw hab ich fürwar

in'n nie verspert (ist offenbar);

ich hab sy gwarnet und in'n 's heil

zuogseit, versprochen vorm urteil

durch Enoch, min geliebten fründ.

noch ist ir läben nüt dann sünd,

schand und schmach, gottloses läben.

drumb ich nit recht kan inen gäben,

nit wil ich alltag mit in'n zancken,

ich weiss ir hertz, gmüet und dancken;

ir fleisch on gnad ist gar prästhafft,

mit sünden bsessen, lasterhafft.

drumb d'wyl er sich nit wil ergäben

an mich, der mensch, nun schandtlich läben,

min gnad, erbärmbd allwäg ussschlahen:

so wil ich 's fleisch eins mals ussmachen.

doch wil ich inen (das ist war)

noch warten hundert zwentzig jar,

ouch sy vor warnen durch min fründ

Noë, das er straaff ire sünd.

hörend sy in, ouch sind nit geil,

und bessrend sich, das ist mit heil:

wie ich hab gsagt, in wil ich leisten

altes, das ich hab verheissen;

ir wundmasen wil ich in'n heilen,

min gnad, erbärmbd mit inen teilen[144]

wo min geist aber nüt dann sünd

by inen, nienen bessrung findt:

so wil ich warlich z' grund all richten

on alle gnad und zuoversichten,

alle menschen durch min urteil,

doch wär mir lieber ires heil,

dem zil, das ich inen hab gäben,

ich zuo wil seen; ob s' wellind läben

nach minem geist, ouch bessren sich:

gnädig sy werdend finden mich.

darumb ich wil yetz und fürhin

und abermals der besser syn.


Yetz gat Enos und Kenan, sin sun, zuo sinen fründen, wil sin vatter Seth, der gestorben was, zuo grab lon tragen; spricht.


ENOS.

Ir lieben fründ! ich muoss üch sagen,

min vatter Seth erst diser tagen

ist gstorben; drumb ich kummer hab,

mir sönd ir'n helffen tragen z' grab.

MAHALALEEL.

Üwer kummer in der warheit,

der tod des vatters ist mir leid.

JARED.

Icb hab ouch kummer uff diss mal,

das mindren sich wil unser zal.

MATHUSALAH.

Gang, rüst den cörpel flyssigklich,

das man 'n künd tragen ordenlich.

LAMECH.

Kein unmuot, Enos, solt du haben,

gern wend wir 'n helffen dir begraben;

darumb gang hin und biss on sorgen!

ENOS.

Grad yetz, der stund, an disem morgen,

wend wir in bstatten, nach inhalt

unserm gebruch; drumb kommend bald!


Gond all hinwäg und begrabend Seth.

Musica.
[145]

ERST RISS oder Nephilim redt zuo dem anderen risen.

Min lieber bruoder Nephilim!

dich bitt ich fast, loss miner stimm!

diewyl wir starck, vil grösser sind,

dann alle gschlächt und unser fründ:

so sönd wir dencken all beid sampt,

das wir überkommind eigne land,

vil haab und guot für ander lüt;

sunst in der wält wir geltend nüt.

wir sind gross helden, hand den gwalt,

das wir wol mügend menigfalt

nöten d' wält zuo allen dingen,

das s' uns müend förchten, und sy zwingen

wider gott und grechtigkeit;

doch wil ich hören din bescheid.

ANDER RISS.

Nephil, min bruoder! wol mir gfalt

din radt, dann er hat form und gstalt.

d'wyl unser grösse und statur

vil stercker ist dann kein stattmur,

uns muoss man förchten, das betrachten

in kriegen und ouch allen schlachten:

unser stercke, form und gstalt,

das oblig der wält unser gwalt.

drumb ich bin küen, vest und sighafft,

uff das sich streck all unser krafft

in alle land uff diser erden.

darumb ich wil ein krieger werden,

das ich bezwinge alle wält,

müg überkommen gold und gält,

nach miner bgird, den glüsten min

herrlich uff erden müge syn.

ERST RISS.

A! meinst du, das gott unser radtschleg

lass für sich gon, uns die verträg?

so wir uns wider in erheben,

wirt gott erlyden unser läben?[146]

ANDER RISS.

Was frag ich gott nach? du weisst wol,

das ein'r die sorg hinlegen sol;

wo man die ding wil brachen, tryben,

das man mit gott nit eins mag blyben.

zuo dem ouch gott nit straaffen kan

umb yede sünd ein bidermann.

was hatt doch gott dem Kain thon,

der on ursach hat dörffen gon

zuo tod erschlahen mit fräfel

sin lieben bruoder, den Habel?

ist er nit herr in einer statt,

die er selb gmacht und buwen hat?

wormit hat gstraafft gott den Lemech,

der gmürdt und tödt hat wider recht?

ist er nit yetz ein grosser herr

in allen landen wyt und ferr?

darumb wir wol uff diser erden

ouch mögend herrlich, gwaltig werden

mit sampt dem stammen, unserm gschlächt,

ja wenn wir thuond den sachen recht.

ERST RISS.

Wie müend wir das selb nemmen z'hand,

das wir regierind lüt und land

und man uns förcht, d' wält mügind zwingen?

wie muoss man umbgon mit den dingen,

uff das uns volg nit druss kein leid?

ANDER RISS.

Dir gib ich, bruoder, grad den b'scheid:

gott muost du schlahen in ein schantz;

sunst unser radtschlag wirt nit gantz.

des selben muost du dencken nit.

was uns späck in die rüeben gibt,

dem wend wir sinnen, trachten nach,

näbend sich stellen gottes raach.

alleinig lass uns demnach wärben,

wie wir rych werdind, nit verderben.[147]

ERST RISS.

Ich sinn im nach: wie muos 's zuogon?

wormit wend wir das underston?

ANDER RISS.

Den lüten wend wir ires nemmen.

wilt das ouch thuon und dich nit schämen?

mir helffen dises handtwerck tryben?

wilt by mir in der büt belyben?

bist du ein held und dapffer mann?

mir, bruoder, zeig din meinung an!

ERST RISS.

Ich ston by dir in allen nöten

und hilff dir mürden, lüt ertöden,

jungkfrowen schwechen und die gschenden,

stälen, rouben an allen enden

mit fräfen, muotwill uff der erden,

nun das wir mügind herrlich werden.

ANDER RISS.

Yetz lob ich dich, wol gfallst du mir.

nit mer! beharr d' sach für und für,

so wend wir grad eins wägs hingon,

den gwärb anheben, underston.

was uns bekumpt in holtz und väld,

es sey wyb, mann, hand die vil gält:

so wend wir s' allsampt fallen an,

berouben sy und z' tod erschlan.

ERST RISS.

Min lieber bruoder, luog und guck,

wär sind, die uns nachfolgend, z'ruck.

ANDER RISS.

Es sind zwen mann, gond uff der straass.

ERST RISS.

Far sy ruch an, red mit in raass,

heiss dir den seckel, wie ist gmeldt,

all beidsampt gäben und ir gält

thuond sy das nit und wend sich sperren,

so wend wir inen d' hut erbeeren.


Ander riss fallt den ersten an, der andre riss den andren mann.
[148]

ANDER RISS spricht.

Gib mir den seckel, du öder mann!

was gält by dir hast, wil ich han.

ERST BIDERMANN.

Das thuon ich nit! nun, lass darvon!

das 's gott erbarm! ist 's darzuo kon,

das niemant sicher ist sins läben?

kein gält ich dir nit wird hie gäben.

ANDER RISS.

Wilt du mir dann din gält nit gen,

mit gwalt ich dir das selb kan nen.

das dich sant Kürin und der ritt

als rychen keiben luren schütt!


Schlacht in mit der stang zetodt und plünderet in.


ERST RISS zum anderen bidermann.

Hast du gesähen, wie 's dem gat?

drumb gib mir din gält, ist min radt;

es wirt dir sunst gon, wie dem mann.

ANDER BIDERMANN.

Warlich, warlich, kein gält ich han.

das schwärdt, den rock dir wil ich gäben,

das nimm alls hin und lass mich läben!

sunst hab ich nüt; drumb hab verguot!

ERST RISS.

Ich schissz uff 's schwärdt und dinen huot;

wol gält ich find, biss nun on sorgen!

an dinem seckel muost erworgen.


Schlacht in ouch zetodt und plünderet in.


ERST RISS hat den seckel mit gält in henden und spricht.

Wo nun uss, Nephil, min bruoder?

war dises gältlis grad ein fuoder:

wol wett ich künden das verzeeren,

zwen lasterseck druss ouch erneeren.

wie wenig 's ist, nit wil ich lon

verzeeren das, anders überkon.

doch dins radts wil ich vor hie pflägen.[149]

ANDER RISS.

Erst bin ich worden gar vorwägen,

min allerliebster gsell Nephil!

mins bütlins, gältlins das ist vil.

wol bessren wirt sich unser wärben,

das wir nit bald müessend verderben,

drumb biss guot mann und hab kein sorg!

wir wend nit dörffen beit noch borg,

wo man uns grad nit gnuog wil gäben,

nach unserm gfallen, willen läben:

unsern gwärb wend wir anjochen,

das niemand uns muoss überbochen.

darumb ich yetz der meinung bin:

ich well zuo hüpschen fröwlin hin,

zuo mir ich dio wil nöten, zwingen;

sind s' nit mir grad guoter dingen:

so wil ich schandtlich, üppigklich

mit inen umbgon und nit fründtlich.

ERST RISS.

Ich volg dir warlich; dann mich dunckt,

ein bissle, das sey guot zum trunck.

wyber wend wir (biss guoter dingen!)

finden gnuog, die zuo uns zwingen,

das s' müessend thuon, nun was wir wellen.

kummend wir dann zuo guoten gsellen,

die heiloss sind, uns beiden glych:

by uns muoss keiner werden rych.

muotwill wirt syn min übelzyt:

was nun ich sinn, min hertz mir gyt,

das wil ich thuon on sorg, mit huffen:

huoren, schweeren, prassen, suffen,

gott schmähen, schänden, d' wält bezwingen,

so vil ich kan, alls überringen,

und wil mir nun nüt weeren lon.

ANDER RISS.

By di'm fürnän ouch wil ich bston.

nit mer! wol uf mit diner stang!

grad wend wir gon, nit beiten lang

und alles das, was fleisch und bluot[150]

uns bringen kan nun fröud und muot,

das wend wir thuon on alle sorgen:

und söltind dran wir beid erworgen!


Gond hin.

Enos ist gestorben; den sol man yetzt vor dem gsang zuo grab tragen.

Musica.


GOTT redt mit im selbs allein.

Wie lang ich wart, der besser bin,

der wält sey milt, barmhertzig gsyn;

so gseen ich wol, das 's menschen fleisch

nit wandlen wirt nach minem geist,

in minem willen noch begären.

's fleisch muoss sin art, natur bewären,

probieren, das man wüssen kundt

sin eigenschafft recht von dem grund

in aller wält, nach, ferr und wyt;

in welchem d' sünd verborgen lyt,

mord, diebstal, nyd, gyt, fräfenheit,

gnatürt der bgirden üppigkeit.

dann ich das sich, mag wüssen wol:

das fleisch ist aller sünden vol;

des menschen hertz, gedanck und dichten

thuot nüt dann schmaach und schand anrichten,

gottslesterung mit ödem läben;

darmit das fleisch ist gar umbgäben,

darvon ist niemant ussgenommen.

d' sünd ist ouch under min volck kommen.

die hand sich ouch nach iren glüsten

in 's Satans völckle thuon vermischen,

von welchem somen beiden stammen

zuo huffen d' sünd ist g'louffen z'sammen.

dardurch min volck ist worden gschwecht

und hat zuognon der schlangen gschlächt,

sich also gstreckt uff aller erden,

das niemand b'gärt mer sälig z' werden,

ussgnon Noë, min g'liebter fründ,

der mich dann liebt und hasset d' sünd.

sunst rüwt mich, das ich bschaffen han[151]

den mensch, uff erden werden lon,

und b'kümmert mich also mit schmertzen,

uss rechtem yfer und von hertzen,

das ich in wil gon von der erden

tilcken uss und gar verderben.

und wil 's am menschen fahen an,

biss uff die thier z' grund alls lon gon,

von vöglen an under dem himmel

biass uff die thier der erden sinwel.

darumb mich rüwt, das ich ye han

den menschen gmacht und werden lon.

uff das ich wil gon dem nachtrachten,

wie ich müg 's fleisch verderblich machen,

vertilcken das mit aller erden.

da wirt gar niemant sicher werden,

ussgnon Noë, der bidermann,

dem wil ich d' straaff vorb'halten han;

und wil yetz luogen on verzug,

ob ich den menschen paschgen mug.

MAHALALEEL redt zuo Jared, sinem sun.

Ach gott! min sun! ich hab gehört,

das wider gott sich d' wält embört,

ouch das erst kurtz verruckter tagen

zwen unser fründ sind z'tod erschlagen,

ermürdt, usszogen in dem väld.

den ist genommen gold und gält;

die hat man funden nackend, bloss.

das hand gethon zwen helden gross,

die beid erboren worden sind

von Kains gschlächt und unserm gsind,

die sich vermischt hand wider 's bott

in beide gschlächt, wie 's g'weert hat gott.

die wandlend uff der erden umb.

es sey wyb, mann: was zuo in'n kumpt;

fromm töchteren, wär nun inen wirt:

die sind geschendt, ztodt gschlagen, gmürdt.

zuo dem min vatter, der Kenan,

schwach worden ist, ein krancker mann,[152]

das ich besorg, er sterbe bald;

dann er nit hat kein kraafft noch gwalt.

JARED sin sun.

O vatter! das bekrenckt ouch mich,

das d' lüt so schandtlich, üppigklich

uff erden wider gottes eer

läbend in mord, sind kon so ferr,

das sich gar niemand straaffen lat

und aller muotwil für sich gat,

wie du hast g'redt, mir geben bscheid,

das d' alten uns nie hand vertreit.

dann Adam, unser patriarch,

facht wider d' sünd gar hefftig, starck.

zuo dem ouch Seth in sinem läben

der üppigkeit thet widersträben.

Enos, der was ein frommer mann,

verachtet d' sünd, gott lag im an.

die ruofftend gott an z' allen tagen.

dich hab ich g'hört den Kenan klagen;

der seye blöd, kranck, hab kein gwalt.

zuo dem wir ouch sind mächtig alt.

uff das unser völckle nun zuo vil,

sich gar der sünd ergäben wil.

mich b'kümmret das, vatter, fürwar!

zuo dem es ist fast wenig jar,

das gott min sun Henoch verzuckt.

den hand ouch d' sünd fast übel truckt,

der hochmuot, pracht und übermuot,

das offt erschrack darob sin bluot.

das red ich, vatter, allein darumb:

syd s' gstorben sind, ist niemand frumm.

darumb ich schlächt den glouben han,

gott werd die wält ungstraafft nit lon;

doch sol min sun Mathusalah

ouch reden hie zuo unser sach.

MATHUSALAH.

Est ist wol war, spricht gottes mund,

dem gottlosen ist g'ordnet d' sünd,[153]

sin urteil, g'richt für sinen teil,

dem frommen aber fürgseen 's heil;

wiewol der böss spricht in si'm gmüet:

»es ist kein gott, der niemand b'hüet;

er hat des schlächten volcks kein acht,

er sicht nit uff den roub und 's mord.«

das red ich drumb an disem ort,

und hab kein wunder warlich drumb,

das d' wält ist schandtlich und nit frumm.

min lieber vatter und min sun!

ist es schon leider darzuo kun,

das niemand sicher ist uff erden:

billich wir blybend in den gfärden;

gott kan uns allwäg von dem bösen

fast wol uss siner gnad erlösen,

wann 's in wirt guot, darzuo recht duncken;

sin erbärmbd ist nit ertruncken.

drumb uff den herren einig stat

min hoffnung gar, der niemand lat

versincken hie im jamertal,

da nüt dann angst ist one zal.

LANTECH.

Hett man by guoter zyt und tag

behüet und gweert vor unser klag

das volck, zum guoten g'nöt und zwungen:

nit wär es uns so übel g'lungen.

do sich anfieng das völckle meren,

wol hett man d' sünd in'n mügen weeren,

behalten sy in g'horsamkeit,

das s' wärind bliben in frommkeit,

sust, do man 's inen nach hat g'lon,

do ist das böser nacher kon:

todtschlag und mord, verruochtes läben;

und wil sich niemand gott ergäben.

ich sich wol, wär am basten mag,

der thuot am basten, ligt am tag.

zuo dem mir ist nun ach und wee:

ich förcht, min sun, der fromm Noë,

sey kommen under 's volck der sünd;[154]

dann ich in nienen g'sich noch find.

villicht ermürdt ist er von inen.

vor kummer, angst wol möcht ich grinen. –

wen gseen ich dört kun über d' straass?

Sem! louff! gang schnäll, on underlass!

luog, wär es sey, mir zeig es an!

SEM.

Min vatter ist 's, der bidermann;

den kenn ich wol an sinen bärden;

darumb ir all sönd frölich werden.

HAM.

Gott sey gelobt! dem danck ich drumb.

JAPHET.

Drumb, vatter, mir biss gott wilkumm!

LAMECH.

O sun Noë! was grosser pyn

hab ich gehept! wo bist du gsyn?

das solt uns allen zeigen an,

dann ich dich lang nie gsähen han.

NOË.

Die wält han ich zrings umbhär gleert,

ermant die selb, vil zyt verzeert

inen tröwt und angehalten

mit warnen under jungen und alten:

so hilfft es nit, ist alls vergäben!

nit förcht d' wält gott, in sünden z' läben.

ouch sind die laster worden gmein;

die üebend jung, alt, gross und klein,

niemand ist daruss geschlossen,

d' wält in der sünd ist unverdrossen.

war ich bin kon, an welche end;

gesach ich jamer und ellend.

an allen orten, überal,

da üebt man g'lüst nach aller wal.

nit kumpts allein vom Kain har,

die sich hand gen in d' laster gar;

ja die von uns erboren sind,

des herren volck, die gottes kind:

die thuond sich an gott so beschulden,[155]

das s' min straaff nit wend lyden, dulden.

beid stammen hand sich so erbrochen

mit kyben, schelten und mit bochen,

das ich nüt fürcht, dann gottes zorn

kum über uns, glych hüt ald morn,

die darinn kein schuld nienen tragen.

vor kummer ich wol möcht verzagen,

min hertz, das lydt gar grosse not;

gott wett, ich wäre längest tod,

das ich nit müesst den kummer han,

sähen die schmaach, ich alter mann.

embor gar gat yetz d' büberg

und ist kein fromm mensch nienen fry.

wär sich der sünd entgegen stellt,

der ist durchächt' in diser wält.

sol man sy dann also lon machen

und gott befelhen dise sachen;

so wirt 's ein wilden handel gäben,

uff erd wirt niemand sicher läben.

doch wil ich üch allsampt gern hören,

wie man doch d' wält müg bessers leeren.

MAHALALEEL.

Vil han ich gsagt von der zerstörung

der öden wält und ir empörung,

das ich nun gar üff disen tag

kein einig wort mer reden mag.

JARED.

Ich han ouch, vatter, d' laster g'weert

und unser volck die frummkeit gleert;

das aber hat nit mer beschossen,

dann das ich z' reden bin verdrossen.

MATHUSALAH.

Fürs erst ich wil hab gsagt vom heil,

von der straaff gotts für 'n andren teil.

noch mag es so vil nit bschiessen,

dann das gott d' sünd wirt straaffen müessen.

LAMECH.

Wir hand yetz menge antwort gäben,

wie man söl frommklich, göttlich läben:[156]

so b'schüsst unser warnen nit so vil,

dann das ich d' muoter hören wil.

NOË WYB.

Das fleisch ist fleisch, wirt blyben fleisch,

nit läbt das selbig nach dem geist;

sin art, natur hat das ererbt;

die sünd hat's bluot und fleisch verderbt;

darumb es sich kan bessren nummen,

es sey im dann von gott harkummen,

der kan das selbig temperieren,

mit siner gnad gar wol regieren,

also das fröud in gott belybt,

d' sünd aber uss dem fleisch vertrybt.

dann 's fleisch und 's bluot kein ruow mag han,

es sey der sünd dann underthon

und läbe wol in allen g'lüsten,

das kan der tüfel d' sünd zuorüsten.

demnach dann gott veracht wirt gar,

druff billich sol d' straaff folgen bar,

d'wyl niemand sich zuo gott wil b'keeren

und sich in guoten lassen leeren.

darumb du kanst, min lieber mann,

an diser sach kein schuld nit han.

gott wirt den radt bald han erdicht;

wie bald er nun ein wörtle spricht,

so kumpt die straaff, in einer stund,

also das alls wirt fallen z' grund.

SEM der erst sun Noë.

Wol ist g'redt gnuog von diser sach;

wie bald gott ussgschlaafft und erwacht,

wirt yederman wol sähen das,

wie er der wält hat gfüllt die maass.

nit mer! das wir gotts forcht behalten,

ouch unser läben anderst gstalten:

ich sagen das uss guotem gmüet;

gross ist d' erbärmbd und gottes güet.

kan gott der wält pracht lyden, dulden;

wil das nit straaffen, umb sy bschulden:[157]

nit kan ich mich verwundren drumb.

doch gloub ich, so wir blybend frumm,

gott werd uns gäben hilff und gnad,

der alle frommen nit verlat.

SEMS WYB.

Das gloub ich gern; doch förcht ich mir;

's unglück mir ligt inn für und für,

und kan in mir nit anderst finden:

gott werd nit d' wält lon allwäg sünden,

's böss mit der zyt wirt nen ein end,

zuo bsorgen, mit grossem ellend.

das glück, wiewol es fröuden gyt,

so wärt 's doch nun ein kleine zyt:

das kan ich warlich wol ermässen.

HAM der ander sun.

Gott ist darüber z' radt schon gsessen,

der hat sin urteil drüber gmacht.

was meinend ir, was der wält pracht,

gwalt, hochmuot vor gott gelten werd?

hat gott gemacht die himmel, d' erd,

die sternen all und 's firmament,

ouch loub und grass und alle g'lend:

gott kan das minder ouch usssprechen

und aller wält den hochmuot brechen.

gen gottes krafft ist d' wält fürwar

nit z' rechnen nun dem kleinsten haar.

wie bald d' stund kumpt, ouch im gefalt:

die himmel, d' erd, alls nider falt.

drumb wär sich gott nit lon wil leeren,

der mag sich wol an tüfel keeren.

SIN WYB.

Drumb, lieber vatter, hand gedult,

d'wyl ir daran nit hand kein schuld.

wil d' wält sich nit lon wysen, leeren

und sich der grechtigkeit nun speren:

was wend ir üch bekümberen drumb?

gott weisst, das ir sind grecht und frumm;

drumb ich nit wölt so angsthafft syn.[158]

JAPHET der dritt sun.

Ich warlich ouch drumb bkümberet bin.

Adam hat 's volck in d' ordnung bracht,

das niemand nit sölt han gedacht,

wie 's müglich wär yenen gsyn,

das d' wält wär kun in sölchen schyn,

das sy das böss, ouch schmach und schand

beschirmen söltind mit der hand,

ouch das s' umb ir üppigklich läben

gott wurdind nit drumb rechnung geben.

ich hör wol das s' ir üppigkeit

wend rechnen, han für grechtigkeit,

wenend, ir sünd, die sey gar recht,

und achtend gott für einfalt, schlächt;

ich förcht mir aber übel drumb,

den nächsten tag gotts urteil kumm,

der werde bruchen sin wyssheit,

das d' wält werd sähen grosses leid.

SIN WYB.

Das gott erbarm! was sol ich sagen?!

ein fromm mensch möchte wol verzagen,

d'wyl gott die straaff weilst alle zil,

sich aber niemand bessren wil.

darumb ich nit in mir kan finden:

gott muoss d' wält straaffen umb ir sünden.

den wend wir trüwlich rüeffen an,

in fürchten und vor ougen han,

der dann wol kan hie allen frummen

gnedig sin, ze hilff wol kummen.

NOË.

Ach gott! ir allerliebsten fründ!

ouch lieben sün mit wyb und kind!

ich han mich gar an gott ergäben,

den tod ich bgär, nit lenger z' läben;

dann ich fast gnuog bin worden alt.

also mir d' wält g'liebt und gfalt

nach irer art, unsinnigkeit,

das min hertz dran hat grosses leid;[159]

dann ich wol gseen in allen stucken,

das gott sich nit lat undertrucken.

wol han ich's gmerckt von allen sammen,

wie ir do stond, sind komen zsammen.

darumb ich 's wil nit lenger machen

und gott befelhen dise sachen;

der kan nach sinem usserwellen

yedem wol sin urteil fellen.

darumb so keerend allsampt hin,

gott lond üch all anglegen syn,

den rüeffend an zuo allen zyten,

damit er blyb uff unser syten.


Kenan sol begraben werden, der gestorben ist.

Musica.


GOTT redt im himmel.

Noë! Noë! kumm, loss yetz mir!

's end alles fleisch ist kon mir für.

voll fräfel ist gar alle erden,

die muoss verderbt und ussgrüt werden.

was läbt und strebt, was 's läben hat,

das alls in minem urteil stat.

mit wasser wil ich sy ussrüten,

die thier und vych sampt allen lüten.

allein die gnad zuo disen stunden

hast du vor minem angsicht funden,

das ich dich wil lon lassen läben,

ouch dinem somen fristung gäben.

drumb solt du machen dir ein arch

von tannem holtz wol g'rüst und starck,

mit kammren, darzuo underschlachten;

die solt mit päch fast wol vermachen,

allenthalben ussen und innen,

das d'ryn nit müg kein wasser rünnen.

hundert ellen mach die lenge,

fiinfftzg elln sey die wyt und d' enge,

dryssig elln solt die höhe breiten,

und oben h'rab das fenster leiten,

in die vierdung Ein'r ellen wyt.[160]

d' thür mach ans eck und an ein syt.

in drü gmach solt sy teilen, machen

unden und oben mit underschlachten;

in d' mitte mach ouch eins derglych,

uff das du läbist und das vych.

dann ich wil d' sünd, ir'n überfluss

ussrüten mit ei'm wasserguss;

der mensch und thier, darzuo die erden,

aus mit einandren muoss verderben;

dann ich die wasser wil erheben,

darinn der athem ist und 's läben,

was ich hab gmacht, nüt ussgenon:

das muoss verderben, alls umbkon;

allein, Noë, wirst du belyben,

mit dinen sünen und den wyben.

uff das ich yetz, uff dise stund,

wil richten uf mit dir ein pundt.

wie bald die arch hast gmachet uss,

so solt, wie gmeldt, din volck im huss,

in d' arch alls thuon, darinn sy füeren,

ye par und par von allen thieren,

's männlin und 's fröwlin, han by dir,

yedes nach sin'r art, z' bschlossner thür

in der arch by dir verborgen.

der solt du achten, darzuo sorgen;

sy kriechind, gangind, was hat 's läben:

den in der arch solt herberg gäben.

noch eins, Noë, solt nit vergässen:

allerley spyss mit dir nimm z' ässen

in die arch zur narung dinen

den wybern, darzuo dinen sünen,

zuor ufenthalt ouch aller thieren.

das solt mit dir in d' arch lon füeren;

dann on verzug, in schneller yl

die wält ich gar verdilcken wil.

NOË.

Ach gott! ach gott! der grossen not!

was ist doch sälger dann der tod,

wo man natürlich selber stirbt,[161]

weder wo man in der sünd verdirbt,

unwüssend, unversächner sach;

wo man 's verderben nit betracht

und aber 's urteil gottes, g'richt,

die grusam straaff gächling fürsicht,

verordnet so nach si'm gefallen,

und s' der nit gloubt, uff den s' sol fallen,

als gott dann yetz uss sinem radt

d' straaff über d' wält verordnet hat.

da müend min fründ und alle gschlächt

erlyden 's urteil gotts und 's recht;

ouch böum und d' frücht uff diser erden;

der mensch und thier muoss ussgrüt werden,

geschwecht ouch werden ir natur;

nit ufrecht blyben wirt kein mur:

das urteil gotts wirt 's alls hinnemmen,

verderben, flötzen und zerschwemmen.

das wil ich gon min sünen klagen,

und d' urteil gottes inen sagen.


Gat zuo inen und spricht.


Das ist mir vorgsyn, lieben kind,

gott werd 's nit lyden, straaffen d' sünd.

der hat mit mir gredt von dem himmel,

er well uff diser erden sinwel

ertrencken d' lüt mit allem vych.

gott hat ussgnommen üch und mich,

uns acht personen, uss sin'r gnad.

der mir ein arch angäben hat,

zuo machen die von tannim holtz,

starck, wol verpicht, gewaltig, stoltz,

mit kammern, darzuo underschlachten.

die müend ir mir gon helffen machen;

drumb rüstend üch grad, on verzug,

damit ich die ussmachen mug.

SEM.

Muoss 's fleisch alls stärben und umbkommen;

hat gott uns achte ussgenommen

uss siner gnad, barmhertzigkeit:

so pryss ich gotts gerechtigkeit,[162]

der d' sünden straafft und die nit lyd't.

soll die yetz werden ussgerüt,

so wil ich, vatter, mich ergäben,

gern helffen dir und frommklich läben.

SIN WYB.

Fast wenig, vatter, kan ich sagen.

ein fromms mensch möchte wol verzagen,

das gott uns warnet lang und vil,

sich aber niemand bessren wil.

HAM.

D' wält ist verstockt, verruocht so gar,

das er ir d' straaff muoss gäben bar,

diewyl kein warnung noch kein beit

nit helffen wil gotts früntligkeit.

SIN WYB.

So ich der not nachsinn und dencken,

wie gott wil straaffen d' wält, ertrencken,

(wie d', vatter, sagst) mit dem ellend,

nach ir'm verdienen, schnäll und bhend:

so muoss ich angst und kummer han;

die wend mi'm hertz kein ruow nit lon.

JAPHET.

Diewyl d' wält ist uss gotts ordnung kon

und hat die z' straaffen für sich gnon;

so wirt golt niemand das erweeren.

das kan ich an den worten hören.

darumb ich dir wil helffen machen

die arch mit allen underschlachten.

SIN WYB.

Wiewol ich nun ein wybsbild bin;

noch hast mir d' raach gotts bildet yn

nun hefftig, starck in minem gmüet,

das d'rab erschrickt all min geblüet.

doch d'wyl uns gott versichert hat

uss sinr erbärmbd und lutrer gnad;

so wil ich den in'n himmlen d' oben

hoch prysen und allwägen loben.

NOË.

So rüstend üch in schnäller yl,[163]

dann ich die arch grad machen wil;

und wie bald die selb gmachet ist,

nach gotts angäben wol gerüst:

so sönd ir thier allsampt und gar

mit üch daryn nen, par und par,

von allem, das läbt uff der erd,

uff das ir som behalten werd.

drumb gond mit mir in gottes nammen,

ir sün und wyber allgottssammen!


Gond hin; machend die arch.

Musica.

Yetz wirt Mathusalah vor dem sündfluss zwo grab tragen.

Wie bald Mathusalah ze grab ist tragen, sol der statthalter, trugsäss und der hofmeister des fürsten mit einanderen härfür gon uff die brüge, mit nachvolgenden beiden, dieneren.

In dem redt der statthalter zum trugsässen und hofmeister.


Trugsäss! hofmeister! lieben herren!

nüt kan ich mercken, darzuo hören,

erfaren ouch kein rechten bscheid

vom fürsten und sin'r herrligkeit,

von sinem jarstag und dem fäst,

daruff er allwäg ladt vil gest.

der fallt uff hüt der zytung nach.

uff das man 's rüst, das selb anfach,

nüt werd versumpt: so ist min bitt,

ir wellind 's dem fürsten sagen hüt.

TRUGSÄSS gibt antwort.

Statthalter! es ist abgeredt,

das es sol b'schen grad uff der stett.

darumb so lond uns einswägs gon,

dem fürsten wend wir 's zeigen an.


Gond mit einanderen für den landsfürsten; und spricht.


Gnediger herr und fürst im land!

üwer jarstag ist schon vorhand,

das man üwer grossmächtigkeit

nach altem bruch sol syn bereit,[164]

den eerlich z' bgon grad ongefar,

wie bschähen ist yetz menges iar,

mit einem mal, nach altem sitten.

darumb wir, berr, üch fast wend bitten,

ir wellind üwern stat und nammen,

darzuo ouch üweren grossen stammen

das jarzyt lassen aber b'gon,

wie vor offt, dick ir mer hand thon.

LANDSFÜRST gibt antwort.

Es gfalt mir wol und ist mir g'lägen.

am kosten lass nüt underwägen,

min lieber hofmeister, umb kein sach.

des credentz solt sorgen, haben acht,

ouch luog, dass d' habist fleisch und fisch,

mit spyss und tranck wol sygest g'rüst.

demnach so lass schnäll blaasen uss,

zrings umb und umb von huss zuo huss;

so wil ich ouch, wie alt ich bin,

niessen diss mal und frölich syn.

HOFMEISTER gibt antwort.

On sorg, min herr, sönd ir yetz syn.

das z' ordnen ich guotwillig bin.

zuo'n spillüten wil ich yetz gon

und 's maal zringsumb ussblaasen lon.

DIE LANDSFÜRSTIN redt zum trugsässen.

Trugsäss! nun luog, min lieber fründ,

das wol werd g'ordnet 's hofgesind.

darzuo ich dir wil gäben gwalt,

uff das 's fröudmal hab form und gstalt.

so rüst das selb im Hanochs statt;

daran min herr ein gfallen hat.

und wie bald d' gest dann g'laden sind,

so luog, das dienst und 's hofgesind,

alls gordnet habist recht und wol,

wie es an höfen zuogon sol.[165]

TRUGSÄSS gibt der fürstinen antwort.

Gnädige frow! ich bin bereit,

üch z' dienen gern, nach billigkeit.

's mal wil ich rüsten uff der stett

in Hanochs statt, wie 's ab ist g'redt.


Yetz gond sy all dry widerumb zuo 'n hussknechten und mägdten; der hofmeister spricht zuo inen.


Ir knecht und mägdt sond mich verston!

der herr wil yetz ein gastmal han;

da luogend schnäll, das werd gerüst

stüel und benck, die bächer uff tisch,

ouch was darzuo gehoren thuot:

so wend wir han ein guoten muot.

TRUGSÄSS spricht ouch zuo den hussknechten und mägdten.

Grad in der statt da rüstend 's mal,

der herr wirt laden ein grosso zal,

der gesten vil in disem land;

und wie bald ir 's alls zuogrüst hand,

so lond 's uns wüssen uff der fart.

hand acht, das d' statt ouch werd verwart

mit der gwardi ordenlich, recht.

ERST HUSSKNECHT.

Wiewol ich bin ein schlächter knecht;

noch wil ich d' sach gern underston,

rüsten die ding, nit müssig gon,

nach üwerm gfallen und mit flyss,

das wir sy habind lob und pryss.

ANDER HUSSKNECHT.

Zuo allen dingen wil ich gseen

mit trüwen, das sond ir vernen.

nit mer! den gesten gend guot wyn,

so werdend s' mügen frölich syn.

ERST MAGDT.

Die stüel und benck, bächer uff tisch,

das muoss, herr, werden alls gerüst.[166]

nit mer! versähend d' kuchi wol,

das recht werd kochet, wie man sol.

ANDER MAGDT.

Was wend wir nun darvon vil dichten?

schnäll lond uns gon und tisch zuorichten,

wie uns der herr befolhen hat;

dann es ist zyt und worden spaat.


Yetz gond s' hin und rüstend zuo in der statt.


HOFMEISTER spricht zum käller und koch.

Luog, käller, das du sygest grüst

mit spyss und tranck, ouch fleisch und fisch.

koch! süd und braat das allsampt wol;

doch luog, das z' ersten werdist voll.

KÄLLER gibt antwort.

An spyss und tranck sol nüt erwinden,

fleisch und fisch gnuog wend wir finden,

das nienen muoss kein mangel syn.

ob ich dann schon wurd vollen wyn,

so b'halt ich min den alten bruch;

ein kopff wyn schatt mir nüt im buch.

drumb mögend ir d' gest heissen kummen.

KOCH gibt antwort.

Am kochen wil ich niemand sumen.

nit mer! min herr! grad diser stund

berüeffend d' gest, in'n machend 's kund

mit dem spil und der trummeten.

guot fisch und fleisch, darzuo pasteten

wil ich üch sieden, darzuo braten;

ich hoff, es werd mir alls wol g'raten.


Die dry herren gond yetz hinwäg zu'n spillüten. In dem spricht der koch zür kochinen.


Drumb, köchin, gang, mach schnäll an 's fhür!

wäsch fisch und fleisch, bereit 's wol mir,

nach allem lust, suber und bald!

dann machest 's nit grad, wie 's mir gfalt,

so sag ich dir: dich wil ich 's leeren,

wie nächt beschach, dir d' hut erbeeren![167]

KÖCHIN.

Du bist ein unflaat und gar toll.

wär ich gsyn nächt nit also voll;

nit hettist müessen also mich

uss zorn mich schlahen fräffenlich:

ich wett dir geben han ein streich,

dass d' worden wärist also weich,

wie hafenkäss in einer schüssel.

dich schütt der ritt als mungentrüssel!

KOCH.

Ich wond, du söltist für dich gon,

din schandtlich mul beschlossen lon;

ich weiss wol, dass d' nit schwygest still,

biss ich einfart min glust erfüll,

schlach dich, biss g'sichst dem tüfel glych.

KÖCHIN.

Der verkeer dir 's antlit und nemm dich!

ee wolt ich werden gar erstochen,

eb du mich müessest überbochen.

ich wil min'r streichen wol geniessen,

min notturfft mit ei'm andren büessen,

dass d' wenig find'st by mir fründtschafft,

und sölt dich schütten der ritt in d' krafft!


Yetz sol der trugsäss zum trummeter und zu'n spillüten gon.


Ir spillüt! gond von huss zuo huss!

in disem circk da kündend uss

ein fröuden mal und gross wolläben,

das unser fürst yetz uss wil gäben

zuo lob und eer hie diser statt,

die Kain gmacht und buwen hat,

der dann ist gstorben mit si'm gschlächt,

und die ererbt nach göttlichem recht.

TRUMMETER.

Gnediger herr! ich willig bin.

im schlamm wil ich gern erstmann syn.

nit mer! on sorg sind! ich wil gon,

das richten uss, denn wider kon.[168]

TRUMMENSCHLAHER.

Gnad, herr! ich bin yetz schon bereit

zuo dienen siner herrligkeit,

es sey im mal ald sunst bi 'm wyn,

nit mugend d' spillüt frölich syn,

sy sygend dann vor allenthalben

mit rebensafft gar wol gesalbet.

PFYFFER.

So huy! schnäll dran und lond uns gon!

all machend uf! wir wend darvon.


Yetz blaasend sy das mal uss durch die statt und zring umb uff der brüge, und wenn sy in der mitte sind, spricht der trummeter.


Hört zuo, wyb! mann! ir lieben fründ!

wie ir all hie versammlet sind!

unser herr mit sinem stammen

ladt üch zuo gast allgottssamen;

der wil sin jarstag hüt begon.

ein fröudmal hat er rüsten lon;

das ist schon grüst und kochet wol.

drumb keiner nit ussblyben sol!

es sey jung, alt, wyb oder mann:

üch allsampt wil er z' gast hüt han.

ERST GAST redt in nammen allersammen der gesten.

Üch gib ich, spillüt, disen bscheidt:

ir sond dem fürsten, sinr herrligkeit,

unseren danck und gruotz verkünden.

eins wägs ich kon wil mit den fründen.

drumb schlahend dryn, wir sind gerüst,

nun gar ein kein'r unwillig ist.


Yetz zühend die gest mit den spillüten für des fürsten hof.


TRUGSÄSS empfacht die gest und spricht.

Sind gottwillkun, ir lieben fründ,

dem fürsten und sim hofgesind!

sin fürstliche gnad und herrligkeit

dancket üch aller früntligkeit,[169]

das ir sind willig allsampt kon

und ouch sind jarstag wend begon.


Keert sich umb gegen dem landsfürsten und spricht zuo im.


Grossmächtiger fürst! d' gest sind verhanden

und kommen här uss allen landen.

LANDSFÜRST.

Schnäll ordnend d' gest und 's hofgesind!

wie vil des volck ist und ir sind:

so wend wir ziehen mit dem spyl

in d' statt und 's mal nen mit der wyl.


Yetz zücht der landsfürst mit sim hofgesind und mit allen gesten in rechter ordnung in die statt der landsfürst setzt sich nider mit der fürstinen.

In dem redt der trugsäss zuo den gesten.


Hörend zuo, ir lieben herren,

wie ir sind gladen all mit eeren!

grad setzend üch allsampt zuo tisch,

's ässen ist grecht und kochet frisch.


Yetz setzt sich alles hofgesind, ouch alle gest zum tisch; in dem gond die zwen diener des fürsten zuo der kuchi.


ERST DIENER spricht zum koch.

Louff, koch, und richt uns einswägs an!

d' gest sitzend z' tisch, sind allsampt kon.

drumb gang nit lang hie umbhär gaffen,

luog, was in der kuchi sye z' schaffen!

KOCH redt zum diener.

Ach, diener und min guoter fründ!

am kochen ich kein mangel find;

nit mer! den gesten machend muot,

die spyss ist kochet, träffenlich guot.

KÜCHIBUOB redt zum koch.

Herr koch! wir dörffend nit lang dichten,

den gesten lond uns angon richten,

by rechter zyt in'n z' ässen gäben;

by lärem tisch ist nit guot läben.[170]

KÖCHIN zum koch.

Was stast du disen tag da gaffen?

wenn luogest, was du habist z' schaffen?

in der kuchi gang, richt an!

's köcht alls verbrünnt, ich 's gsähen han.

nüt kanst mit mir, dann zangken, fätzen;

ich muoss dir einfart den schinhuot blätzen.

das dich der ritt als gulis schütt!

wenn hast gnuog gschwätzt und klappret hüt?!

KOCH.

Nun gang und louff schnäll, wunderbald!

ich schlach dich, das zur erden falst,

als lydenlosen öden wyb;

mit mir du allwäg lyst im kyb.

ANDER DIENER des fürsten spricht zum käller.

Gang, käller, bring den besten wyn

und schenck den gesten dapffer yn!

biss empsig fast! lass nüt erwinden!

d' fläschen und d' schänckfass lass wol binden,

das keins nit rünn, verhaltind wol,

suber gespüelt, glych wie man sol!

luog ouch, das nienen mangel sey!

küel wol den wyn! acht hab darby,

das du der fläschen vergässist nit,

wie 's allwäg ist din bruch und sitt.

KÄLLER.

Es ist versähen allssampt wol,

darzuo wol grüst, glych wie man sol.

HOFMEISTER gat mit sinem stab für die küchi, und spricht zuo den knechten.

Gond hin, ir knecht, und lond üch lingen,

thuond uns das ässen einswägs bringen!


Beid hussknecht tragend das ässen für 'n hofmeister; gut inen vor mit dem stab.

In dem spricht der erst diener zu 'n spillüten.


Diewyl yetz sitzend d' gest by'm tisch,

so hofierend schnäll und machend 's frisch!


[171] Yetz sönd die spillüt, diewyl sy ässend, hofieren.

Yetz sol Noë die arch ussgemachet han. und nach dem sy ufg'hört hand hofieren, sol er nachvolgenden spruch mit im selb allein reden.


Wiewol die arch ist ussgemacht,

noch läbt die wält in ödem pracht,

ye lenger ye mer in allen sünden.

darumb s' kein gnad nit werdend finden

by gott, dem herren, keinerley.

was muotwil und für grosses gschrey

sy trybend doch, das hört man wol.

jung, alt, wyb, mann, allsampt ist vol.

mit allen öden, üppigen sachen

gond sy umb; demnach thuond s' trachten,

wie s' ire glüst alleinig büessind,

des öden fleisch's begirden gniessind,

wyben, mannen, trincken, fressen,

in allem hochmuot sind vermässen.

schandtlichen läbend s' überuss!

GOTT im himmel.

Noë! Noë! mit all dim huss

gang in die arch; dann dich, min knecht,

hab ich gesähen, funden grecht

vor minem ang'sicht in der wält,

darinn man sich schandlichen helt.

wie ich dir gsagt hab, alle thier

so!t in die arch grad nen mit dir,

uff das werd b'halten aller somen,

was läben hat, nüt ussgenommen.

uff dir und inen blybt min sägen.

über siben tag wird ich lon rägnen

viertzig tag und viertzig nächt.

verdilcken wird ich alle gmächt,

geschöpfften, all was ich liess werden,

von allem umkreiss und der erden;

ja wenn ich nit kein bessrung find,

so d' wält nit abstat irer sünd.[172]

wenn s' nit in schanden sind, vermässen;

lond von ir'm suffen, trincken, fressen,

von ir'm verruochten bösen läben:

so wil ich min gnad inen gäben,

darumb, Noë, so gang schnäll hin!

zum drittenmal, wie recht wirt syn,

wil ich noch warten, ob sy wellen

sich zuo mir und der bessrung stellen.

sag inen, min zorn und das gricht

werd kon on alle zuoversicht

grad über sy, on den verzug,

das niemand, dann ich, wenden mug.

hörend s' dann dich: wie gmeldet ist,

zuo der verzyhung bin ich grüft;

thuond sy das nit, dich schlahend s' uss:

so ist dem schimpff der boden uss;

min urteil, das muoss vest belyben,

verdilcken d' sünd und sy vertryben

mit allem pracht und irm hochmuot,

was läbt, mit allem fleisch und bluot.

NOË.

Ach gott! min herr, der gnaden rych!

dir sol ich ghorsam syn billich.

bekeert sich d' wält mit irem läben,

so kanst die fristung inen geben;

ist besserung aber nit vorhand:

din gricht, urteil krefftig bestand!

uff das ich wil zuo inen gon,

mit leeren, warnen nit abston,

din heiligs wort in'n tragen für.

sind sy dann gfölgig dir und mir,

nemmend fry an din heilig wort,

und volgend dir am selben ort:

so magst' din zorn von inen wenden

und dine gschöpfft nit lassen gschenden.

thuond sy es nit und wend sich speren:

so wil ich gon, von inen keeren

und d' arch zuo hilff nen nach dim g'bott,

das du mich heissest, herr und gott,[173]

mit allen gschöpfften und den kinden.

an allem, herr, lon nüt erwinden;

darumb ich alle mine tagen

lob, pryss und danck dir wil ich sagen.


Noë gat hinwäg vor dem angsicht gottes, redt mit im selb allein.


Ach gott! ach gott! was sol ich sagen?

vor grosser angst möcht ich verzagen!

sol ich diss volck mit irem pracht

bekeeren, das gott selb veracht;

so weiss ich wol: es wirt mir bschähen,

wie 's Enoch gieng, das muoss ich jähen.

des selben leer, die ward verspott;

zuo dem ward gschmächt der ewig gott

mit schnöden worten, bösem bscheid:

noch bleib das volck in üppigkeit.

das bschicht mir ouch, das weiss ich wol;

noch billich gott ich volgen sol.

drumb wil ich gon in gottes nammen;

der well sy bkeeren allgottssammen!

dann ich wol denck in minen sinnen,

an disem volck sey wenig z' gwünnen.

es ligt im schlamm und allem prassz;

ouch ist uff in'n gotts zorn und hassz;

nit hörend sy das göttlich wort.

drumb schaff ich nüt an disem ort,

es wirt nit helffen straaffen, warnen,

gott wirt sich iren nit erbarmen.

doch wil ich gotts b'felch richten uss,

gott gäb was mir joch volge druss.

am herren gott es alles stat:

villicht ich kommen nit ze spaat

wil gott dann inen sin gnad geben,

so werdend s' mügen frommklich läben.


Noë gat zum landsfürsten und allem sinem volck über den tisch und spricht.


Nun grüetz üch gott, ir lieben fründ!

wenn wend ir abston üwrer sünd,

hören uf, gott schmähen, schenden?

es wirt sich warlich übel enden!

gott hat fürwar sin urteil, gricht,[174]

den sack und band üch zuogestrickt,

üch d' straaff verordnet, warlich und gwüss!

HOFMEISTER.

Dins muls nit offen gar vergiss!

thuo zuo das selb und red kein wort!

das radt ich dir an disem ort.

lass uns mit eeren frölich läben!

wie darffst dem herren antwort gäben?

so schandtlich reden von der sünd?

besträlen in und 's hofgesind?

gast nit hinwäg, gibst bessren bscheid;

so wirt 's dir warlich, gwüsslich leid.

NOË.

Der zorn gotts nach sinr heilgen zal

ist g'ordnet üch zum drittenmal,

nach siner güete angeseen.

also wäm er hat 's läben gen,

beschaffen, gmacht mit aller erden,

wil er yetz lassen z' nüte werden,

verdilcken d' wält gäntzlich und gar.

das hat mir gott gmacht offenbar.

drumb thuond das best, ir lieben fründ,

besserend üch, stond ab der sünd!

TRUGSÄSS.

Nun dröw uns nit, ich bitt dich drumb,

vom gricht gotts sag nit, wenn es kumm,

gang schnäll hinwäg, dich wil ich bitten,

stand ab von dinem kyben, stryten;

nit wirst uns überzwingen, bochen:

du wurdst fürwar an uns sunst g'rochen.

NOË.

Ir wend mich warlich nit verston.

gott wil die wält ertrincken lon

mit allen gschöpfften uff der erden,

was er hat gmacht und lassen werden.

gott hat mich darumb zu üch gsendt,

das ir von sünden werdind gwendt.

LANDSFÜRST.

Wil gott die erden gar versencken,[175]

so wirt er dich mit uns ertrencken;

ich truwen aber gott so wol,

das din radtschlag nit fürgon sol.

hast du gott gsähen d' stund erschütten?

weisst du sin radtschleg, sine sitten?

bist by im gsyn? hat er dich bschickt,

das du sin urteil weisst und gricht?

du redst so gwüss grad von den dingen,

als ob du kündtist gott bezwingen,

das er müess thuon, glych was du witt.

das dich 's kaltwee als luren schütt!

gott hat sin gwalt nit von im gäben,

gang hin, lass uns in fröuden läben!

STATTHALTER des fürsten.

Kanst du uns nüt dann unruow machen,

zum zorn uns allsampt verursachen;

so hettist wol din red erspart.

drumb schwyg und kumm ein ander fart!

NOË.

Ach gott! ach gott! thuond nit also!

ir söltind werden selber fro,

wenn gott üch vorhin warnen wett

mit siner gnad und 's mit üch hett.

so hilfft kein warnen noch kein schonen,

ir wend nun in den glüsten wonen,

in füllery mit ödem läben!

gott wirt sin straaff üch drüber gäben.

darumb, min herr! ir lieben fründ!

besserend üch, stond ab der sünd!

ERST DIENER des fürstens.

Sag du ald andren, was er well:

nit kumpt so bald d' straaff, lieber gsell!

wilt du nüt dann unruow machen

und d' fröud verhindren, unser sachen:

so wärist wol daheim beliben

und hettist d' fröud im bett vertriben,[176]

liessist den herren und sin fründ

wol rüewig mit sim hussgesind.

ANDER DIENER.

Noë! Noë! ich bitt dich drumb,

gang schnäll hinwäg, keins wägs dich sum!

ich kan dir in der warheit sagen:

nit wirst du dich mit uns vertragen.

wie bald der herr mit sim gesind

wirt vollen wyn: dir wirt din grind

geschlagen und ertröschen wol;

dann 's völckle, das ist sunst schier voll.

NOË.

Es ist mir in der warheit leid,

das ir mir gend so schlächten bscheid.

an gott kein'n glouben wend ir han,

an sine straaff, die ich zeig an;

on alle forcht da sündend ir

und hand das wort gotts niener für;

dem selben thuond ir widersträben

und thuond in allen schanden läben

mit huory, hochmuot, suffen, prassen,

heimlich, offenlich, uff den gassen;

da ist kein maass, zucht, erbarkeit:

ir pflägend aller üppigkeit,

das gott dann nit wirt lyden, dulden;

er wirt 's warlich umb üch beschulden.

ERST HUSSKNECHT.

Gnädiger herr! sind guoter ding!

ir lieben fründ! lond 's gon alls ring!

es ist noch nit so übel gangen.

ich gloub, er hab den bruoder g'fangen.

vor vil der jaren hat man gseit

von disem jomer und dem leid,

und seit man alltag, hüt werd 's kon;

das besser ich doch hab vernun.

sölt man glouben den warsagern;

vor lengst war d' wält schon verzaget.

darumb, du gsell, so gang nun hin,

wilt anderst nit kon in gross pyn![177]

ERST HUSSMAGDT.

Ae, schwyg! ä, schwyg, min lieber fründ,

und lass yetz rüewig 's herren gsind!

ANDER HUSSKNECHT.

Noë! min fründ! nun lass darvon!

gwüss wirt es dir sunst übel kon.

ANDER HUSSMAGDT.

Ae, gang hinwäg und lass vom sprechen!

ich muoss mich gwüss sunst an dir rechen.

NOË.

Es ist wol war: Enoch hat gseit

von künfftiger straaff und disem leid;

noch wolts die wält doz'mal nit glouben.

mit hochfart, muotwil, wüeten, toben

fuorend sy für in argem läben,

umb Enoch woltend s' ouch nüt gäben,

grad wie ouch ir thuond, lieben fründ,

vermeinend, gott straaff nit die sünd

und hab ein gfallen in der schand.

fürwar! fürwar! d' straaff ist vorhand,

gott wirt üch 's zil nit lenger stecken!

KÄLLER.

Glych wirst du mich zum zorn erwecken.

das dich der ritt als luren schütt!

wenn hast gnuog gschwätzt und klappret hüt?

KOCH.

Ich bitt dich, schwyg und gang nun hin,

wilt anderst nit würss gschlagen syn!

denck nit, das man dir werd glouben!

TRUMMETER.

Ein klein ich wett im d' hut erstouben.

was wend ir losen sinem thant?

gott ist im nit so wol bekant.

kumpt d' straaff und d' raach uff alle erden:

nit kan er also heilig werden,

er muoss ertrincken grad wie wir,

in helffen wirt kein kunst darfür.

ERST SPILMANN.

Eins denckend min! des hand wol acht![178]

gott hat uns nit vergäben gmacht.

wirt er verderben uns und d' erden:

nit hett er uns gmacht, lassen werden.

drumb gloubend sinen worten nüt!

sin reden sind erlogen hüt.

KUCHIBUOB.

Gang hin, min gsell! ich bitt dich drumb,

ich schlag dir sunst ein schenckel krumb;

und lass von dinem schwätzen, tönen,

ich wurd mich sunst an dir verhönen.

NOË.

Das' gott erbarm, ir armen lüt!

an üch hilfft gar kein warnung nüt.

ich sag ald sing, glych was ich well;

so wend ir syn im ungefell,

in gottes straaff und siner raach.

dann by üch ist nüt dann gross schmach,

gottslestrung, schweeren, übel fluochen,

und wil ein keinr gotts gnad nit suochen,

sich bessren keinr im frommen läben,

umb d' warnung gotts wil keinr nüt gäben.

versuncken sind gar üwre hertzen

in sünden, lastern und on schmertzen.

verruochtlich und muotwilligklich

hat yeder gar ergäben sich

an 'n tüfel mit ei'm öden läben.

der wirt üch blonung trüwlich gäben

uff disen tag, im ougenblick,

wie üch ist gseit, sind gwarnet dick.

und wil yetz gon, üch nümmen warnen.

gott well sich üwer thuon erbarmen

und bkeeren also üwer fleisch,

das es grecht läbe nach dem geist!

der well üch allen gnedig syn

und miltren üwer straaff und pyn!

LANDSFÜRST.

Schnäll gang nun hin und sum dich nit!

es bschysst dich sunst mit uns der ritt.

wondest, das man dinen worten,[179]

es wär hie ald an andren orten,

sölte glouben ald erschräcken;

das du kündtest gotts zorn erwecken

ald gott bezwingen, breden in,

das er müesst thuon, wie 's du im sin

hast fürgenun? nit gloubend 's wir,

es hat dich keiner niener für.

min lieber Noë! drumb gang hin!

uns allen schmeckt noch wol der wyn.

NOË.

Gott wirt 's üch warlich nit vergässen.

ir sind hochmüetig und vermässen,

an üch wil bschüssen keinerley.

glych wert ir hören ein anders gschrey:

ee dallig werd zwo stund verschynen,

all werdend ir der straaff gotts innen.


Pausando.


NOË gut hinwäg, redt mit im selb allein.

Wär hett doch gmeint, ach gott! ach gott!

das d' wält verruochtlich läben sott,

also mit schanden wär umbgäben,

das sy on forcht gott widersträben

söltind, ussschlahen alles warnen,

die gottes gnad und sin erbarmen!

wie kan ich yemer frölich werden:

muoss yetz der mensch mit aller erden

ertrenckt syn umb der sünden willen!

billich sol ich gotts wort erfüllen

und gon in d' arch mit minen kinden.

diewyl ich by gott sin gnad finden,

dem danck ich sinr barmhertzigkeit;

im syge lob in d' ewigkeit!

NOË gat zuo sinen sünen und suns wybern und spricht.

Ir sün und wyber! nemmend thier

und gond in d' arch allsampt mit mir;

dann gott, wie er hat uns zuogseit

uss luter sinr barmbertzigkeit,[180]

erlösen wirt uns allesammen,

erhalten unser gschlächt und stammen.

ouch gfügel, thier, alls was hat 's läben,

zur haltung sin krafft wil er gäben.

darumb gond hin schnäll, wunderbald;

die straaff gotts kumpt uss' herren gwalt

uff disen tag, grad diser stund,

wie 's uss hat gsprochen gottes mund.


Gond in die arch.


LANDSFÜRST zu 'n gesten.

Ir herren all! sind guoter dingen!

ye einer sols dem andern bringen!

nach fröud und lust yedes begären

sond ir mit bscheid einanderen gwären,

also das keinr den anderen hüt

mit starcken trüncken bschysse nit.

drumb, herr trugsäss, sind guoter dingen!

ich wil üch das glass z'erst vollbringen.

TRUGSÄSS.

Ich hab in gern. botz ferden luss!

nit mer! das glass gar trinckend uss!

zuo dem das machte ouch kurtzwyl,

wo man yetz bette d' seitenspil.

KEMERLING.

Vor, ee wir anhebind zuo singen,

wil ich dir vor ouch ein' hie bringen!


Trinckend und ässend.

Musica.


HOFMEISTER spricht zum houptmann.

Herr houptmann und herr Lütenant!

min gnediger herr und fürst im land,

der hat zuo Hanoch in der statt

vil gest geladen; drumb er hat

mich zuo üch gschickt in schnäller yl,

die gwardiknecht er haben wil,

uff das ir d' statt also bewaren,

das niemand drinn nüt widerfaren,[181]

kein überfal bschäch tags ald nacht.

darumb ich kumm uss der ursach,

das ir und gwardi, ouch d' spillüt

schnäll seyend uff; dann es ist zyt.

HOUPTMANN.

Üch z' dienen sind wir all bereit,

dem fürsten und sinr herrligkeit.


Yetz zühend sy uff die brüge.


GWARDI HOUPTMANN redt mit im selb allein.

Die wort, die Noë yetz gredt hat

vor'm fürsten und ir majestat,

dem gantzen hofgsind überal

vom künftigen unglück und unfal,

darmit gott straaffen werd die wält,

uff welcher red kein mensch nüt helt,

die herrschafft noch die underthonen,

wiewol Noë thett niemands schonen –

sin wort, die redt er offenbar,

der sündfluss werde kon fürwar

uff alles erdtrych umb und umb.

noch wil nit werden niemand frumm;

und hat zil, tag uff hüt gestellt,

's verderben diser gantzen wält.

noch zeigt das gstirn kein urkund an,

das gwülck, das niemand lougnen kan,

das neisswan müess ungwitter werden.

noch sagt Noë von grossen gfärden.

ich ken Noë und all sin gschlächt,

das allesampt sind fromm und grecht.

drumb ich sinr red muoss glouben gäben.

ich wil fast gern mich gott ergäben,

dann min hertz ist des kummers voll;

der mag den sinen helffen wol.

LÜETENENT zum houptmann.

Herr houptmann! üwer wyss und bärd,

die zeigend an vil grosser gfärd.

an üwer red han ich verstanden,[182]

das grosser unfal ist verhanden;

denn Noë, der grauw, alte mann

dem fürsten alls hat zeiget an.

das alles dich thuot übel bschwärden

und fürchst dir übel in den gfärden.

nit bin ich diner meinung gar

und gloub nit, das sin red werd war.

wie köndt 's der natur müglich syn,

diewyl d' sonn bhalt hüt iren schyn?

so schön und hüpsch ist hüt der tag

und kein gwülck niemand sähen mag

zrings umb und umb oben am himmel,

so wyt ich luog uff d' erden sinwel.

drumb ich kan Noë wenig glouben.

HOUPTMANN.

Ach, lüetenent! einr sitzt bass oben,

der ist allmächtig, darzuo gott;

der bringt 's alls z'wägen mit Ei'm wort.

diewyl doch gar ist niemand frumm,

in fürcht ich sicher, warlich drumb.

g'sichst nit, wie der fürst selber thuot?

hörst nit ir unzucht, übermuot,

ir suffen, prassen, schlemmen, demmen?

in sünden wil sich niemand schämmen.

darumb mir warlich d' sach nit gfalt,

ich fürcht allein den gottes gwalt.

FENDERICH.

Herr houptmann und herr lüetenant!

d' reden ich ghört hab beidersampt.

wiewol der himmel ist schön, klar;

noch förcht ich, Noës red werd war,

ich gloub sinen Worten für und für.

wenn üch d' sach gfiele grad wie mir,

so wölt ich warten uff die stund,

die Noë gredt hat uss sim mund,

in zweien stunden werd d' straaff kon,

denn werd gott d' wält lon undergon;

es ist doch nit so lang dahin,

vormals ist 's ouch gswyssgsaget gsyn[183]

vom Enoch, gott wurd dstraaffen d' sünd.

doch bin ich nit an ougen blind:

so gseen ich das wol und kan leeren,

das sich das wätter wil verkeeren.

darumb ich wölt zur gwardi ziehen,

ouch warten da und niemer fliehen.

VORFENDERICH.

Mim houptmann mag ich wol gelouben.

so einr sitzt hoch und wyt da oben,

der d' wält bezwingt, ouch mag sy richten,

wenig wirt bschüssen unser dichten,

die radtschleg, d' reden, wie die sind,

ich hör wol, gott wirt dstraaffen d' sünd:

darumb ich wil zur gwardi ziehen,

ouch warten da, gar nienen fliehen.

HOUPTMANN.

Ir gwardiknecht! stond all zuosammen!

hie wend wir warten allgotzsammen,

luogen, was uss dem wätter werd

uff disen tag, mit der gefärd.


Yetz sol man dry schütz uff einanderen abgon lassen und dry rasen mit fhürwerck darunder louffen lan.


ERST FROUW von den kinderen gottes redt zuo irem mann und kinderen.

Ach gott! min mann! ir lieben kind!

wol gseend ir, wie gott straafft die sünd.

Enoch, der grecht, fromm bidermann,

die straaff der wält hat zeiget an,

sy gwarnet offt umb ir missthat;

doch er der wält kam z'früe und zspaat:

veracht ward er und gottes wort,

und gieng die wält in sünden fort.

darzuo kams ouch dem frommen mann:

und wie er d' wält hat gwarnet g'han,

das d' wält in hasszt, wolt undertrucken.

drumb gott in liess in himmel zucken

und thett in schirmen, sicher machen.

noch wolt die wält gotts gnad nit trachten;

sy bleib in sünden on die bessrung.[184]

nach im kam Noë mit sin'r warnung,

d' straaff gotts zeigt er an yedermann;

an in wolt d' wält kein glouben han,

als dann ist bscheen yetz, diser tagen:

dess wort verspott wirt und sin sagen,

was gelts, gotts gricht und Noës wort

werd yetz erfüllt und gange fort?

min mann! beschouw das wätter drumb!

luog, wie es schnäll und ylendts kumm!

wöltest mir yetz volgen hüt,

an disem ort ich blibe nit;

ins birg wett ich mit unsren kinden,

in höhinen suochen fristung, finden.

dann dises wätter sicht mich an,

das es kein ruow noch rast wirt han;

natürlich uss gottes gericht

kumpt es on alle zuoversicht.

IR MANN gibt ir antwort und spricht.

Min trüwe frouw! ouch lieben kind!

wol weiss ich, das gott straafft die sünd.

vor hundert und so vil der jaren

hat man gesagt von disen gfaren;

doch niemand hat es glouben wellen,

d' wält thett sich leidig sündig stellen

und was kein bessrung biss hüt ztag,

wie d' leer der alten wysst und klagt.

nun ist die stund, yetzdannen hie,

die raach gotts, gab wie lätz man thüe.

das gseest du wol, das wätter nimpt

gar grusam zuo, gott ist ergrimpt.

drumb nimm die kind, so wend wir flühen;

dann dises wätter ich fast schühen.

ERST KIND.

Ach vatter min! was wil das werden?

das wätter bringt uns gross gefärden.

ANDER KIND.

Der rägen mit dem tonder, blitzt

kumpt gwüss uss gott und sinem gricht.[185]

VATTER.

So gond, ir kind, schnäll, wunderbald;

dann gott straafft d' wält uss sinem gwalt.

so wend wir flühen in die berg;

dann 's wätter gat aus überzwerg.


Flühend alle mit einanderen.


GWARDI HOUPTMANN loufft zum landsfürsten und spricht.

Ir schlemmend, fressend disen tag

und hörend nit die grossen klag,

die 's gmein volck füert mit grossem truren.

dann und mann, edel und buwren,

die flühend all in berg und tal,

und ist gross wasser überal.

ir wybend und mannend nach dem lust,

und ist die leer nun gar umb sust;

es hilfft kein straaffen noch kein warnen.

das gott im himmel müess erbarmen!

gseend ir nit gottes gricht, urteil?

by üch ist weder glück noch heil;

noch sitzend ir fort in dem prass

und üebend d' sünd on underlass.

LÜETENENT.

Ach gott! ach gott! stond uf vom tisch!

über uns der herr gar zornig ist.

Noë, der fromm, grecht bidermann,

hat jomer üch erst zeiget an;

noch hand ir 's all nit wellen glouben;

yetz möcht ich wüeten, gar ertouben.

FENDERICH.

Losend doch all und hörend zuo

dem tonder, blitzg, rägen und unruow,

die in dein gwülck, in lüfften ist!

kein mensch uff erd hat nienen frist.

darumb ins birg louff yederman;

d' verderbung, die ist uff der ban.

VORFENDERICH.

Die wasser schwümmend schon embor;

min tag ichs nie han gsähen vor.[186]

ach, schowend! 's vych mit allen lüten

flücht alls. herr! was wil das bedüten?

LANDSFÜRST.

Mordjo! mordjo! so wend wir uss?

HOFMEISTER.

Schnäll louff yeder zuo sim huss!

HOUPTMANN.

Botz lungen! läber! das thuond nit!

in bergen suochend wonung hüt!

dann 's wasser flötzt die hüser hin:

hie wirt kein fristung nienen syn.

Drumb allsampt uf mit wyb und kinden!

in 'n höhinen wend wir fristung finden!


Jungs und alts schryet jömerlich und flücht dahin. Yetz söllend die wasser gächlingen louffen und das geschütz und fhürwerck alls abgon.

Musica.


Quelle:
Jacob Ruff: Adam und Heva. Quedlinburg und Leipzig 1848, S. 136-187.
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Seltsame Leiden eines Theaterdirektors

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»Ein ganz vergebliches Mühen würd' es sein, wenn du, o lieber Leser, es unternehmen solltest, zu den Bildern, die einer längst vergangenen Zeit entnommen, die Originale in der neuesten nächsten Umgebung ausspähen zu wollen. Alle Harmlosigkeit, auf die vorzüglich gerechnet, würde über diesem Mühen zugrunde gehen müssen.« E. T. A. Hoffmann im Oktober 1818

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