Der Schäfer

Wie auch der Tag sich dehne,

Auf öder Hügellehne

Steht er und blickt in's Land;

Er sieht die Sonne steigen

Und still sich wieder neigen

Bis zu des Himmels Rand.


Er sieht den Lenz auf Erden,

Er sieht es Sommer werden

Und Herbst und Winter auch;

Nicht Mittagsgluth, nicht Regen,

Nicht Schnee kann ihn bewegen,

Noch eis'ger Sturmeshauch.


Der Hund an seiner Seite,

Daß er die Schafe leite,

Kennt seines Rufes Ton;

Sonst will kein Wort verlieren,

Allein mit seinen Thieren,

Der dumpfe Menschensohn.

Quelle:
Ferdinand von Saar: Gedichte, Heidelberg, (2) 1888, S. 219-221.
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