Astilus der kempfer

[318] In der silberweis Hans Sachsen.


22. august 1554.


1.

Do Astilus der mane

auf olympischem plane

den sieg mit kampf gewane,

kam heim mit jubel groß.[318]

Croton die ganze state

den iren kempfer spate

eilig entpfangen hate

und acht schneweißer roß

Man an den triumphwagen setzt,

auf dem der kempfer saß,

und fürt in in die stat zuletzt,

da man im schenken was

zehen tausend kronen in golt,

iederman het in wert und holt

als ein, der mit der hande

Croton, seim vatterlande,

künt tun großen beistande,

keiner wer sein genoß.


2.

Hernach über vier jare,

als aber ein kampf ware,

kam Astilus auch dare

und wie vor an der stet

Er in dem kampf mit ringen,

kempfen, laufen und springen,

rennen und allen dingen

das best für allen tet.

Ein bürger von Syracusa

disen kempfer ansprach

freuntlich und in darzu alda

mit großem golt bestach,

das er sich da ausschreien ließ

auf dem kampfplatz, wie er gewis

wer ein Syracusaner,

ein burger und inwaner,

auf das der eren paner

preis Syracusa het.


3.

So ließ mit golt sich saugen

Astilus unter augen

untreulich, tet verlaugen[319]

sein eigen vatterlant.

Croton den tück vernume

von disem kempfer dume

und riß im sein haus ume,

im zu schmach, spot und schant,

Und bauete auf sein hofstat

ein schelmengefenknus;

von wegen seiner übeltat

man zu seim bilde schuß,

das man im vor het aufgericht.

wolt got, das ein ieden böswicht

treff alles ungelücke,

der solche bubenstücke

seim vatterlant durch tücke

beweist mit mund und hant.

Quelle:
Hans Sachs: Dichtungen. Erster Theil: Geistliche und weltliche Lieder, Leipzig 1870, S. 318-320.
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