Der könig Apollonius im bad

[303] Im vergeßnen ton Frauenlobs.


14. januar 1553.


1.

Als könig Apollonius floh sere

könig Antiochum auf wildem mere,

da kam sie an ein sturmewint

und in die schiff zertrümmert;

Apollonius muternacket kame

auf ein bret, darauf er zu lande schwame,

im ertrank all sein hofgesint,

er stunt ellent, bekümmert.

In sand ein fischer in seim leit,

teilt mit im halb ein altes kleit,

und weist in auf die straßen[303]

der stat Pentapolim, da er aus gottes gnad

hört mit eim beck ein knaben klopfen an das bad,

Apollonius ging geschwint

ins bad ellender maßen.


2.

Da kam ins bad ein gschrei, wie künigs gnade

Archistrades sich nehet zu dem bade

mit seim adel und hofgesint,

das volk loff im entgegen.

Apollonius sach vom hofgsind allen,

wie es vor dem bad schlug den großen ballen,

da loff Apollonius gschwint

und auch mit runden schlegen

Den ballen schlug für ander gar

hoch in dem luft dem könig dar

gar artlich und subtile.

der könig in wunder den jüngling anesach,

sein adelich person, und zu im selber sprach:

»der jüngling ist keins bauren kint!

das ich erfaren wile.«


3.

Als nun der konig kam ins bad hineine,

schaffet er von im alle diener seine

und wolt, das Apollonius

sein allein solte pflegen;

Der so höflich und artlich in dem bade

des königs wartet, das gfiel seiner gnade,

lud in gen hof on hindernus

von der höflichkeit wegen;

Da im wider frölich das glück

erschien und hielt im schutz und rück;

Cleopatram die zarten

des königs tochter erwarb und sein reich ererbt.

also wen gleich das wankel glück einmal erdrück,[304]

der selb drum nit verzagen muß,

sonder glücks wider warten.

Quelle:
Hans Sachs: Dichtungen. Erster Theil: Geistliche und weltliche Lieder, Leipzig 1870, S. 303-305.
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