Der teufel mit den landsknechten

[265] In des Zwingers rotem ton.


6. september 1548.


1.

Einsmals der Lucifer hielt einen rate

mit sein gesellen an eim abent spate

und sagt: »es ist ein böses volk auf erden

Im deutschen lant, das nent man die landsknechte.

o, das mir der einer ein dutzet brechte,

derselbig solt von mir bekrönet werden!

Man saget, wie sie fluchen ser,

wie sie den bauren ire kisten fegen,[265]

achten sich wenig fastens mer,

tag unde nacht sint sie wol unterwegen!«

tet zu eim teufel sagen:

»ge und dich zu in gsell

und dich verstell,

ob du mir in den tagen

landsknecht mögst bringen in die hell.«


2.

Hin fur der teufel in eins wirtes hause,

da fund er vil landsknecht leben im sause;

der teufel setzt sich gleich hinter den ofen.

Einsteils spilten mit einander mumschanze,

die andern trunken halbe und auch ganze,

das sie alles so ungschwungen aussofen.

Der teufel het auf sie groß acht,

ob er in einen faren möcht verwegen,

doch wans einer dem andern bracht,

sprach der ander: »den müß dir got gesegen,

du mein lieber stalbruder!«

also ein ieder sagt.

der teufel klagt:

»sie tränken wol ein fuder,

e einer von mir wur gezwagt!«


3.

Nun heten die landsknecht ein hun erschlagen

und ins wirtshaus hinter den ofen tragen,

drum sprach ein landsknecht zu dem wirt vermeßen:

»Ge hinter den ofen, tu ich dir raten,

und nim den armen teufel, tu in braten

und bring in her, das wir in darnach eßen!«

Das hort der teufel, fur darvan,

sprach: »landsknecht ist ein böses volk auf erden,

wie wol ich kein nit bringen kan;

es muß in alles wol gesegnet werden.[266]

wer ich in nit entrunnen,

sie heten freßen mich;

darum hüt dich!

nim darfür münch und nunnen

und meid die landsknecht ewiklich.«

Quelle:
Hans Sachs: Dichtungen. Erster Theil: Geistliche und weltliche Lieder, Leipzig 1870, S. 265-267.
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