Das Moor

[11] Oh du Geliebte, wenn ich je gedächte,

dich einem Erdendinge zu vergleichen,

so wählte ich den Berg unzähliger Leichen,

so wählte ich das Moor und seine Nächte.


Du schmutziger Knäuel bodenloser Schächte

verborgen unter sammetseidenweichen

und tief türkisenblaun Nymphäenteichen –

daß dich dein eigener Gestank umbrächte!


Denn arg hast du mein Tölpelherz verführt

mit deiner glatten Haut Melancholie

und deinem gramdurchtränkten Liebesschwure


und mitternachts mir einen Trank gerührt

aus Kot, Gestank und Teufelspoesie –

vergib mir! – oh vergib mir, große Hure!


Quelle:
Gustav Sack: Gesammelte Werke. Band 2, Berlin 1920, S. 11.
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