§. 27. Hexen

[172] heissen zunächst Weiber, welche mit dem Teufel beschworen sind, um durch dessen Hilfe in zauberhafter Weise Schaden anzurichten, dem Menschen das Glück ab-, Krankheit und Tod anzuthun. Der Stall besonders wird von ihnen mitgenommen, weil sie den Nutzen daraus an sich ziehen: darum gibt die Kuh keine Milch, der Rahm keinen Butter, verkälbert die Kuh.

Sie ist Zauberin.

Am Johannestage müssen sie vor der Sonne nackt den Thau oder das Wasser von den Wiesen sammeln, indem sie das Ende eines Tuches hinter sich ziehen und dann das aufgesogene Wasser zu Hause in einen Topf ausdrucken. Wenn sie später das Tuch melken, erhalten sie die Milch von jenen Kühen, welche das Gras der durchstreiften Wiesen zu verzehren bekommen. Neukirchen St. Chr.

Man kennt also auch diesseits die Thaustreicherinen.

Doch diese Seite der Hexe als Feindin des Stalles ward bereits im ersten Theile besprochen: hier soll von[172] Anderm gehandelt werden, was mehr deren mythische Bedeutung herausstellt.


Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 3, Augsburg 1857/58/59, S. 172-173.
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