3.

[295] Eines Abends hatten sie Nachtherberge bey einer Bäuerin. Am Morgen, ehe sie gingen, ließ U.L. Herr durch Petrus der Bäuerin wissen, daß ihr zum Danke die erste Arbeit, welche sie heute unternehmen werde, zu Glück und Segen ausschlagen solle. Das ließ sich die gute Frau gesagt seyn und fing gleich das Leinwandmessen an, und siehe, die Leinwand nahm kein Ende. Endlich war sie genöthiget, abseits zu gehen und ein kleines Geschäft zu verrichten. Als sie wieder kehrte und fortmessen wollte, war aber die Leinwand alle.[295]

Das Gerücht hievon verbreitete sich schnell in der ganzen Gegend, und als die beyden Wanderer wieder zu Nacht einkehrten und auch dieser Bäuerin am Morgen bey der ersten Arbeit gleicher Segen verheissen wurde, gedachte sie es sehr klug anzufangen und ging zuerst abseits. Als sie aber mit dem Messen beginnen wollte, wurde ihre Leinwand um keinen Faden länger, denn sie zuvor war. Neustadt. Tirschenreut.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 3, Augsburg 1857/58/59, S. 295-296.
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