16.

[159] Kleider, welche ein Weib im Kindbett gemacht, ziehen den Donnerkeil an. Man hütet sich daher, solche Kleider zu tragen.

Eine Kindsmutter ging mit ihrem Kinde inner der sechs Wochen auf das Feld. Da kam ein Gewitter, es blitzte und donnerte fürchterlich. Schnell riß die Mutter dem Kinde das Kleid, welches eine Kindbetterin gemacht hatte, vom Leibe und warf es weg. Augenblicklich ward dieses Blitze getroffen. Fronau.

Einmal hat ein Dirnlein dem Wetter vorlaufen wollen. Die Wolken eilten ihr nach. Da warf sie ihr[159] Röckchen weg, und sogleich fuhr der Blitz darein; es war von einer Kindbetterin gemacht. Rötz.

Eine Kindbetterin stand vor der Zeit auf und spann, von dem Garne ließ sie ein Stück Leinwand weben. Kaum hatte sie es aber auf die Bleiche gelegt, so kam das Hexenwetter und nahm es mit.

Zu einer anderen, die vor der Zeit hinaus in den Hof gegangen war, kam ein Mann im grünen Rocke, einen großen Scheibenhut auf dem Kopfe, und mit einem Gaisfuß: »Wie weit geht denn dein Vorhang?« frug er. – »So weit als mein Hofraum,« war die schnelle Antwort. »Das hat dir ein guter Geist eingegeben, denn sonst hätte ich dich zerrissen,« fuhr er das Weib an und verschwand. Waldmünchen.

Eine andere, welche vor der Zeit herausging, die Schweine zu füttern, und in gleicher Weise angesprochen wurde, erwiederte kurzweg: »So weit der Himmel blau ist« – und als sie ihm nachsah, hatte er einen Gaisfuß. Ebendaselbst.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 1, Augsburg 1857/58/59, S. 159-160.
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