12.

[305] Zu Gefrees geht die Sage, daß während der Metten die Toden aus ihren Gräbern aufstehen und in der Kirche das Hochamt halten. Eine fromme Tochter, die ihre verstorbene Mutter gar sehr liebte, ging zu dieser Zeit in die Kirche, um ihre Mutter zu sehen. Sie setzte sich in ihren Stuhl. Da klopfte es ihr auf die Schulter; die Mutter stand hinter ihr und warnte sie, wenn sie aus der Kirche trete, solle sie ja nicht vergessen, ihr Tuch wegzuwerfen.

Am Morgen lag das Tuch in tausend Fetzen vor der Kirchthüre zerrissen.

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Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 1, Augsburg 1857/58/59, S. 305.
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