13.

[305] Es war ein einfältiger Mensch, der in Gewohnheit hatte, seine Gebete für die Armen Seelen in seine[305] Pudelkappe hineinzubeten, und dann auf den Freidhof zu gehen und die Gebete aus der Kappe mit einem Stecken auf die Gräber hinabzuklopfen, wobey er sprach: »dáu dolds enk dràñ.«

Der Pfarrer verbot es. Der gute Mensch mußte von seiner wohlgemeynten Uebung ablassen. Nun kamen aber die Armen Seelen aus den Gräbern Nachts zum Pfarrer und liessen ihm so lange keine Ruhe, bis er sein Verbot zurücknahm. Bärnau.


Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 1, Augsburg 1857/58/59, S. 305-306.
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