1.

[325] Im Kricklhof bey Hirschau hausten auch einmal Zwerge, zwey Männlein, von den Leuten: Böybla oder Büblein genannt, nicht im Hause selbst, sondern in einem unterirdischen Gange, der bis Aschach führt und dort an einem Felsen im Stadel ausgeht, wie es auch im Kricklhof der Fall ist.[325]

Sie arbeiteten den ganzen Tag für die Leute, nach Gebetläuten nicht mehr; ihr Geschäft war: Bett aufmachen, Kinder warten, Feuer anmachen, kehren, putzen, ausmisten, Dung aufladen, waschen; doch gingen sie nie zu diesem Zwecke in's laufende Wasser. Sie hatten es nicht gerne, gesehen zu werden; man stellte ihnen daher ihr Essen in einem hölzernen Schüsselchen mit einem hölzernen Löffel in eine Wandnische, wo sie es ungesehen abholten, und wollte man sie zur Arbeit haben, rief man die »Böybla.«

Sie waren nicht höher als drey Schuh, mit grossem Kopf und Mund, und trugen grobleinenes, fadenscheiniges Gewand, zugegangene Holzpantoffeln und auf dem Kopfe eine spitze Haube. Die Bäuerin ließ ihnen daher einmal zum Christkindl neue Kötzerln und Holzpantöfferln machen, legte sie ihnen hin und bedankte sich für ihre Dienste, vergaß aber dabey zu sagen, sie möchten wieder kommen. Da packten die Zwerge zusammen und verliessen den Ort, man hörte sie noch weit in den Gang hinein weinen. Sie zogen nach Aschach und dienten dort, wanderten aber auch hier wieder aus, als neue Leute aufzogen, welche Nichts von Gott wissen wollten. Seitdem wurden sie nicht mehr gesehen.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 2, Augsburg 1857/58/59, S. 325-326.
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