1110. Sagen vom Kloster Gnadenberg.

[148] J.B.Fuchs Pfarrgeschichte von Gnadenberg (Verhandl. d. hist. V.f.O.u.R. XIV., 89.)


Eines schönen Morgens ritt der Pfalzgraf Johannes von fünfen seiner Ritter begleitet gen Altdorf. Als sie sich dem Eichelberge nahten, gewahrte der Fürst eine höhere Erscheinung, denn es leuchtete ihm gar freundlich ein Licht von fünf Sternlein umgeben. Der Pfalzgraf fragte seine Begleiter, was das bedeute, worauf Christoph von Wolfstein erwiederte: »Edler Herr! das Wunder bedeutet, daß, so wir heute stürben, uns das himmlische Licht leuchten würde.« »Mag sein,« entgegnete der Pfalzgraf, »ohne Denkzeichen soll diese Stätte nicht bleiben.« Darauf beschloß der Pfalzgraf, den von ihm beschlossenen Klosterbau auf dem »Fuchsberge« nach dem »Eichelberge« zu versetzen, welcher fortan »Gnadenberg« genannt worden. Im Jahre 1635 hauseten um Gnadenberg die Schweden, das Kloster aber wurde von den Truppen geschont aus Rücksicht seiner Stifter. Da fiel auf eine Reiterabtheilung des schwedischen Nachtrabes von Gnadenberg aus ein Schuß und tödtete das Pferd eines Trompeters, was die Zerstörung des Klosters und der Kirche zur Folge hatte. Noch heut zu Tage gibt dieß eine Inschrift auf einer Dachziegel am Eingang in die alte Kirche mit folgenden Worten kund: »Anno 1635 ist das Kloster Gnadenberg durch etliche schwedische Völker und theils altdorfische Bürger im Beisein selbigen Pflegers und des Löffelholz (Kriegshauptmannes) zu Nürnberg eines Pferdes halber, so den Schweden erschossen, abgebrannt worden.« Auch beim Brande des Klosters schwebten wieder fünf Sternlein ob der Kirche, die vor dem Verschwinden noch einen mächtigen Lichtglanz verbreiteten. Noch stehen die vier Wände der Kirche mit ihren prachtvollen Fensterbögen und bilden jetzt die kolossale Umzäunung eines Baumgartens,[148] bemooste Obstbäume bilden das Dach der Gräber, Käuzchen und Eule singen die Hore, ob aber die fünf Sternlein je wieder sich zeigen werden, davon schweigt die Sage.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 148-149.
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