1123. Das weiße Fräulein auf dem Staufenberge.

[158] Mündlich.


Auf dem Staufenberge zunächst dem Dorfe Stauf bei Neumarkt sieht man nicht selten des Nachts ein Licht. Auf der Höhe des Berges, wo ehemals eine Burg stand, deren Gräben und Wälle jetzt noch zu sehen sind, wohnt ein weißes Fräulein, welches oft gesehen wird, aber Niemanden etwas zu Leide thut. Einmal trat das Fräulein zu einem Manne, der eben arbeitete, gab ihm einen Schlüssel und zeigte nach einem Thor in einem Sandfelsen hin, das er aufsperren möge. Er würde, sagte sie ihm, daselbst Geld und Kostbarkeiten in Menge treffen, die er alle nehmen dürfe. Er müsse aber davon auf dem Berge eine Kirche bauen, und ein Meßnerhaus. Was übrig bleibe, gehöre ihm, nur solle er nicht vergessen, beim Herausgehen den Schlüssel abzuziehen. Der Mann ging in die Felsenhöhle, nahm für dießmal eine Hand voll Thaler, vergaß aber in freudiger Eile, den Schlüssel abzuziehen. Seitdem hat Niemand mehr das Thor gefunden.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 158.
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