1189. Wie die Kirche zu Ried bei Kempten ihren Ursprung genommen.

[208] Mündlich.


In der alten Kirche zu Ried befindet sich oberhalb des Hochaltares ein großes Kruzifixbild aus getriebenem Kupfer, inwendig hohl, von außen[208] vergoldet. Dieses Bild wurde der Sage nach beim Ackern gefunden, sodann einem Joche Ochsen auf die Hörner gebunden und dabei das Gelöbniß gethan, man wolle dort, wo die Thiere stehen bleiben würden, eine Kirche bauen. Die Ochsen standen auf der Anhöhe an der Iller still und sofort ward Hand an den Bau des Kirchleins gelegt und das Bild über dem Altare aufbewahrt. Dasselbe stand von Alters her in so großen Ehren, daß am Kreuzmittwoch alle Kreuze, die durch das Illerthor in Kempten einzogen, warten mußten, bis das »Riederkreuz« angekommen war, welches sodann den Zug eröffnete. Man erzählt, die Fürstäbte von Kempten hätten dasselbe öfters aus der Kirche zu Ried fortgenommen und in ihrem Kloster aufbewahrt, allein es sei nirgends geblieben, sondern immer wieder nach Ried über den Hochaltar gekommen. (Dies scheint sich noch neuerdings bestätigen zu sollen. Von Räuberhänden gestohlen wurde das Kreuz im Walde bei Wiggensbach wieder gefunden und an seinen Heimathsort zurückgebracht. S. Verhandlungen des Schwurgerichts von Schwaben und Neuburg Sept. 1852.)

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 208-209.
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