1190. Gockelerverkauf in Bodelsberg.

[209] Mündlich.


Wenn Einer von der Landstraße zwischen Kempten und Füßen auf dem Vicinalwege nach dem hochgelegenen, rauhen Bodelsberg kommt, der soll sich wohl hüten, so er mit heiler Haut davon kommen will, durch das Dorf hindurch etwa wie ein Gockel zu »krähen.« Das kommt nun daher. Ein Bodelsberger verkaufte einst einen Gockel, sieben Kreuzer war der Preis. Wie es nun dorten Brauch ist bei einem Verkauf, also gingen sie auch diesmal in's Wirthshaus, einen »Lingkof« (Kauftrunk) zu halten, wobei sieben Gulden verzehrt wurden. Derweilen sie aber »lingkoften,« blieb der Gockel an einen Tischfuß gebunden. Weil ihm aber das Trinken zu lange währte, fing er ein über das andere Mal überlaut zu krähen an. Darob ergrimmt haben die Lingkofer den Gockel umgebracht und, wie die Sage schalkhaft hinzufügt, seine Federn in die Moosfelder gesteckt, auf daß junge Gockel nachwüchsen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 209.
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