1195. Das Nachtgejaid bringt einen Garmischer nach Engadin.

[212] Mündlich.


Etwas Sonderbares ist dem Joseph Ostler, sogenannten Peterle von Garmisch im Jahre 1815 begegnet. Da war in diesem Markte beim Gabelerwirthe (Gabriel Reiser) zur Faschingszeit eine Hochzeit, welcher auch unser Joseph Ostler beiwohnte. Als er nun um eilf Uhr Nachts im Begriffe war, nach Hause zu gehen, ward er in die Lüfte gehoben und unsichtbar gemacht. Vergeblich durchsuchte man alle Gewässer, Gräben und gefährlichen Plätze der Umgegend, bis er endlich nach zwölf Tagen wieder in seinem Vaterorte erschien. Befragt, wo er denn so lange gewesen sei, gab er nur so viel zur Antwort, daß er im Engadin (Kanton Graubündten in der Schweiz) und unter Leuten gewesen sei, die er nicht verstanden habe. Nur mit Mühe sei es ihm gelungen, sich so viel verständlich zu machen, daß man ihm die Lage seiner Heimat angab, die er endlich nach zwölf Tagen erreicht habe. Mehr hat aus dem, übrigens gut geschilderten Manne nicht einmal seine Geliebte herausgebracht; vielmehr ist das Geheimniß von diesem Reiseabenteuer Anno 1851 mit ihm begraben worden.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 212.
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