1330. Sonntagskinder.

[312] Mündlich. – Auch hier nur Ein Beispiel für viele zur Veranschaulichung dieser Art Aberglaubens.


Erzähler dieses hatte eine alte Magd, die war ein Sonntagskind, wie sie selber sagte. Sie hätte schon als Kind großes Glück haben können, wenn sie es zu benutzen gewußt. In einem Hause, wo sie früher diente, sollte nach allgemeiner Aussage ein Schatz verborgen sein. Nun mußte sie einmal in später Nacht noch Etwas holen. Als sie die Stiege hinaufstieg, sah sie mitten auf der Stiege drei große Laib Brod liegen, so schön braun und rösch gebacken, gerade so wie die Köchin das Brod für die Herrschaft lieferte. Schau, dachte sie bei sich, jetzt hat die Magd das Brod geholt, noch was vergessen, und derweilen die Laibe so auf die Stiege gelegt. Das muß ich der Frau sagen. Die wußte aber nichts[312] davon, ging gleich mit der Magd hinunter, – aber da war kein Brod mehr zu sehen.

Ein andermal hat sie auf dem Heerd in der Küche einen Haufen rother Bohnen liegen sehen, geht hin und fragt die Köchin, wo sie doch die Bohnen her habe und warum sie dieselben auf dem Heerd liegen lasse. Die Köchin weiß nichts davon, sieht nach – die Bohnen waren verschwunden.

Wieder einmal ging die Magd in den Garten, da sah sie in einem Winkel eine Menge Scherben von Glas und Geschirren liegen. Es waren Stücke von allerhand schönen Farben. Ei, dachte sie, da muß ich doch den Kindern etliche zum Spielen mitnehmen, raffte ein paar auf und schob sie in die Tasche. Abends, wie Alles im Zimmer beisammen war, wollte sie den Kindern die Scherben zum Spielen geben, langte darnach und – hatte eben so viele Gold- und Silberstücke in Händen. Alles lief nun in den Garten, da war aber von den Scherben keine Spur mehr vorhanden.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 312-313.
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