969. Die Dräutleinsäpfel zu Lohr.

[41] Mündlich.


In einer alten handschriftlichen Chronik von Lohr wird erzählt, es hätten vor Zeiten alljährlich in der Christnacht einige Bäume in der Nähe der Stadt Blüten und Früchte getragen. Diese Bäume, deren einer auf dem Wege zur Kälberwiese, ein anderer auf einem Grasplatze bei der Papiermühle, endlich ein dritter auf dem Wege zur Valentinuskapelle gestanden, wurden der heiligen Gertraud zu Ehren Dräutleinsäpfelbäume genannt. Die Dräutleinsäpfel wurden auf dem Schnee liegend gefunden. Man stellte einmal in der Christnacht Wächter an die Bäume, um hinter die Ursache dieses wunderbaren Ereignisses zu kommen, allein dann trugen die Bäume weder Blüten noch Früchte, während solche im nächsten Jahre, da man die Bäume unbewacht ließ, wieder zum Vorschein kamen. Im Jahre 1680 wurde darüber nach Würzburg berichtet, worauf von Seite des Jesuitencollegs in Würzburg sowie der Abtei Neustadt am Maine etliche Priester zur Untersuchung der wundersamen Aepfel abgesandt wurden. Indessen hat niemals Etwas über den Erfolg dieser Sendung verlautet.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 41-42.
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