985. Die Trauben.

[52] W.M.v.d. vor. (Vgl. Sagenb. II., 262.)


Der guta Ferschtbischof Julius, den alleweil no alle rechtschaffene Werzborger in Andenka ham, is a mol von en reicha, vornehma adeliga Herrn ze G'vatter gebitt worn. Der Julius hat's ogenumma und hat des adeliga Kind aus der Tauf g'hoba. Obets (Abends) hat er sein Kammerdiener mit en Kästla hig'schickt und hat sag lass, des wer sei Tothag'schenk (Pathengeschenk). Wie der Vater es Kästla aufgemacht hat, warn Treibel (Trauben) drinna gelega. »Wenn der Ferscht sein Totha nix aners als Treibel schick will, so kann er sie wieder zerucknehm« – hat der adeliga Herr g'sagt und hat es Kästla mit Allem, was drinna war, en Ferschta wieder zeruckg'schickt. Der war grad an der Tafel g'setza. Wie ihn sei Kammerdiener es Kästla wiedergebracht hat, hat er g'sagt: »Was i mein Totha ha schenk well, des sella jetzt die Arme krieg!« Hernach hat er es Kästla aufgemacht, hat die Treibel rausgethunt und auf en Boda von Kästla is a Schenkungsbrief über a reichs Schloß gelega. Des Schloß hat jetzt der Ferscht genumma und hat davo sei groß Spital g'stift, das heit no es Julispital heßt.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 52.
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