119. Die Töchter des Abensbergers.

[120] Verh. des hist. Ver. f.O.u.R. 1838. 2. u. 3. H.S. 389.


Im Weltenburger Nekrolog kömmt der Graf Babo von Abensberg mit dreißig Söhnen und nur sieben Töchtern vor, während alle andern Nachrichten ihm acht solche zuschreiben. Das Volk erzählt sich, Graf Babo habe, so oft ihm ein Kind geboren worden, einen Thurm an der Stadtmauer aufrichten lassen und dabei zu seinen Kindern gesagt, daß dasjenige lebendig in den Thurm eingesperrt und von dem Hunger aufgezehrt werden solle, welches ausarten würde. Es sei aber geschehen, daß eine der Töchter sich verfehlt und die angedrohte Strafe sich wirklich zugezogen habe. Deßhalb wäre noch wirklich einer der Thürme vermauert, während die übrigen offen sind. Wahrscheinlich haben die Weltenburger Mönche von dieser Sage gehört, und derselben eingedenk, mögen sie in ihrem Todtenbuch diese ausgeartete achte Tochter nicht bemerkt haben.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 120.
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