189. Marienweiher.

[192] J.A.Eisenmann, geograph. Beschreibung des Erzbisthums Bamberg. S. 443.


Vor Zeiten war die Gegend um Marienweiher mit dichten Wäldern bedeckt, und an der Straße, welche durch dieselbe von Franken nach Sachsen führte, standen in verschiedenen Entfernungen von einander sogenannte Nothwirthshäuser. Im zwölften Jahrhunderte befuhr einmal auch ein sächsischer Fuhrmann, welcher ein Marienbild in Franken hatte fertigen lassen, um solches mit nach Hause zu bringen, die Straße, und nahm in dem Wirthshause an diesem Orte, damals Vordersee genannt, sein Nachtquartier. In derselben Nacht wurde das Haus von Räubern überfallen; der Fuhrmann aber mit seiner ganzen Habe entkam glücklich den gierigen Händen der Räuber. Aus Dankbarkeit gegen Gott und Maria, welche er in dieser großen Gefahr um Hülfe angefleht hatte, ließ er hierauf das mitgeführte Marienbild an dem nämlichen Orte aufrichten und eine Kapelle von Holz darüber bauen; auch soll er sich daselbst später, nachdem er seine Güter in Sachsen verkauft hatte, angesiedelt haben. Bald wurde diese Kapelle von Pilgern und andern Andächtigen, nah und fern, häufig besucht. Als dieselbe, aus nicht benannter Ursache, in Brand gerieth, warfen die dortigen Bewohner, deren Zahl inzwischen sich sehr vermehrt hatte, das Bild, um es vor den Flammen zu retten, in den nahen Weiher: entdeckten aber an demselben, als sie es wieder herauszogen, eine Beschädigung in dessen Gesichte neben der Nase, welche jetzt noch zu sehen ist. Nachher wurde daselbst eine große Kirche von Stein, wahrscheinlich vom Bischofe Otto II. erbaut und darinnen das berühmte Marienbild, dessen Verehrung je länger desto mehr sich verbreitete, aufgestellt.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 192.
Lizenz:
Kategorien: