[267] Von J.B.Goßmann.
Mit still vergnügtem Sinnen
Beim Abendsonnenstrahl
Steh'n auf den hohen Zinnen
Der Ritter und sein Gemahl.
Sie schau'n ihr liebes Franken
Und schau'n hinab ins Thal,
Und haben fromme Gedanken,
Der Ritter und sein Gemahl.
Laßt uns ein Kloster bauen
Und beten drin zumal.
So sprach die Perl' der Frauen
Zum Ritter, ihrem Gemahl.
Das eben ist mein Sinnen,
Doch wird mir schwer die Wahl,
Wo Raum sei zu gewinnen!
Der Ritter so zum Gemahl.
Da kam ein Sturm geflogen
Mit großer Gewalt zumal,
Der hat den Schleier gezogen
Vom Haupte seinem Gemahl.
Ihn trug der Wind im Wehen
Wohl über Berg und Thal,
Das haben mitangesehen
Der Ritter und sein Gemahl.
Ihr Knappen, auf! ihr geschwinden,
Zum Suchen auszugeh'n!
Wo man den Schleier wird finden,
Da soll das Kloster steh'n.
Drei Tage sind verschwunden,
Und nach der dritten Nacht,
Da wird der Schleier gefunden
Und in die Burg gebracht.
Des Klosters Bau wird begonnen,
Wo man den Schleier fand,
Er ward bestimmt für Nonnen
Und Frauenrode genannt.
In selbem Kloster thäten
Der Ritter und sein Gemahl
Für ihre Seelen beten
Gebetlein ohne Zahl.
Im Kloster zu Frauenrode
In Zellen eng und schmal,
Da ruhen nach ihrem Tode
Der Ritter und sein Gemahl.
Dort hängt zur ew'gen Feier
Am heiligen Altar,
Der wunderbare Schleier,
Der Gottes Bote war.
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