366. Niederschönenfelds Entstehung.

[365] Mitgeth. v. Böhaimb. Vgl. Zimmermann Churb. geist. Kal. I, 158.


Graf Berthold von Graisbach that mit dem Kaiser einen Zug in das heilige Land. Auf dem Rückwege landeten die Kreuzfahrer auf der Insel Cypern. Hier gewann der junge Graf des Inselkönigs reizende Tochter lieb, entführte sie und kehrte mit ihr heim in die väterliche Burg, die auf steiler Höhe da, wo der Lech seine Fluthen mit der Donau vereint, in das Land hinausschaute. Dort hauste er manches Jahr mit seiner Adelheid in glücklicher Ehe; doch nicht ungetrübt war sein Glück. Der Fluch des greisen Vaters, dem er die Tochter geraubt, schreckte ihn oft wie ein Gespenst aus seinen seligen Träumen. Eines Tages lag er dem Waidwerk ob und verfolgte einen Hirsch auf dem rechten Donauufer. Erhitzt und müde ruhte er unter einer Linde aus, und versank in Schlummer. Da erschien ihm, von himmlischem Glanze umflossen, im Traume die Himmelskönigin und hieß ihn, zur Sühne seiner Frevelthat, ein Kloster bauen, wo fromme Jungfrauen ihres göttlichen Sohnes Preis singen sollten. Zum Wahrzeichen sollten da, wo er sein Käpplein finden würde, Kirche und Zellen erstehen. Der Graf erwachte und vermißte sogleich sein Baret. Des Traumbildes eingedenk durchforschte er die Gegend, und fand jenes auf einem Felde seiner Burg Lechsgemünd gegenüber, wo er auch sofort das Kloster erbaute. Lange war dieser Vorfall in einer marmornen Tafel mit goldenen Buchstaben in der Klosterkirche zu lesen. Als die Schweden 1646 über Donauwörth wiederholt nach Bayern vordrangen, verließen die Nonnen ihr Kloster und begaben sich in die Flucht. Die Laienschwester Eva hatte in ihrer Zelle ein Kruzifix, das sie mit besonderer Andacht verehrte, weil es ein Geschenk ihres Pfarrers war, der sie zum Klosterleben gebildet hatte. Bei dem Einpacken der unentbehrlichsten Geräthschaften zur Flucht konnte sie ihr Kruzifix nicht mitnehmen,[365] trug es daher in die Küche und barg es unter den Herd mit den Worten: »Nun lieber Heiland, rette dich selbst!« Aus einer Eierschale, die sie mit Brennöl füllte, verfertigte sie eine Lampe, zündete selbe an und stellte sie neben das theure Bild. Als nun die Schwester nach zwei Jahren wieder zu dem abgebrannten Kloster zurückkehrte, fand sie das Kruzifix unversehrt, die Haare und den Bart gewachsen, die Lampe brennend und selbst das Oel unvermindert. Das Kruzifixbild wurde in der neuen Kapelle aufgestellt und blieb dort der Verehrung ausgesetzt.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 365-366.
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