423. Bruder Marholdus zu Inderstorff.

[446] Zimmermann geistl. Kal. I., 154.


In Inderstorff im Kloster lebte um's Jahr 1158 ein frommer Ordensbruder, Marholdus mit Namen. Dieser hatte ein großes Mitleid mit den Armen, bevorab den Siechen zu Straßbach, (eine halbe Stunde von Inderstorff), denen er Brod und Wein zutrug. Probst Henricus, dessen benachrichtet, ging einstens heimlich in das zwischen Inderstorff und Straßbach gelegene Wäldchen und begegnete dort dem Bruder Marholdus, der eben einen Krug Wein und Brod mit sich trug. Als ihn der Probst nun befragte, was er denn trage, antwortete der Bruder aus Einfalt und Schrecken: ich trage Laugen im Krug und Späne, mit diesen die Lauge für die Siechen zu wärmen. Der Probst nahm den Augenschein[446] davon, und da er es also befunden, verwunderte er sich und sprach: Mein Sohn, so du hinaus gehst, bringe den Armen allezeit Etwas.

Dieser Marholdus war sonst Kellerer im Kloster, und guter Werke überall sehr beflissen. Nun begab es sich, daß er einmal auf dem Wege von Straßbach zurück an das Ort kommen, wo jetzt die Martersäul steht; da berief ihn Gott zu sich, und er gab knieend mit aufgehobenen und gefalteten Händen den Geist auf. Da fingen die Glocken im Kloster von selbst an zu läuten, worauf man den Leichnam des Seligen in feierlichem Zuge abgeholt und in der Klosterkirche beigesetzt.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 446-447.
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