424. Arnold der Massenhauser.

[447] Aventin I. VII. c. 19. Hund metrop. II., 187. Hund Stammenb. I., 214. Oberb. Archiv IV., 405. Charitas 1843 S. 315.


Als man zählte nach Christi Geburt 1323 Jahr, war Herr Arnold Massenhauser zu Massenhausen, Pfleger zu Krandsberg, der Naslose genannt, weil ihm die Nase fehlte, dazu allerhand Mißgestalt des Leibes anhing. Der hatte eine fromme Frau, auf diese warf er Verdacht bösen Umganges mit einem seiner Knechte, ließ demnach schnell das Todesurtheil sprechen und beide am 5. Dezember 1323 zu Krandsberg auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Das junge Weib betheuerte vergebens ihre Unschuld und bat wenigstens um des Knäbleins willen, das sie ihrem Herrn geboren, um Erbarmen. Als nun aber Alles vergebens war und schon die Flammen des Scheiterhaufens ihren Leib ergriffen, faßte sie ihre letzten Kräfte zusammen, und rief den verzweifelten Fluch: »Nie mehr soll einem Massenhauser ein Sohn geboren werden!«

Am andern Morgen hörte Arnold die Messe, da sah er, als der Priester wandelte, anstatt des Gottes-Leichnames eine schwörende Hand, zum Zeichen ihrer Unschuld, und von derselben Stunde hat er nie mehr beim Opfer der Messe den Leib des Herrn gesehen. Es ging aber der Fluch seines unschuldigen Weibes an ihm in Erfüllung. Denn obgleich er Kapellen bauen ließ und Kirchen und Klöster mit reichlichen Gaben bedachte, so wurden ihm doch von einer zweiten Frau nur Töchter geboren – seines Vetters Hiltprand Söhne und sein Bruder Heinrich starben[447] ohne Nachkommen – seine Brüder: Arnold der jüngere und Friedrich hatten nur Töchter; – und der eigene Sohn Wilhelm lebte schon viele Jahre in kinderloser Ehe mit Petrissa von Preysing, als Arnold im Jänner 1365 durch den Einsturz eines brennenden Hauses sein Leben verlor.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 447-448.
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