448. Heilig Kreuz bei Kempten.

[467] Fr.A.Gratz in: Beiträge zur Geschichte des Bisthums Augsburg. Von A. Steichele. Augsburg 1850, I., 30.


Von der Stadt Kempten drei Viertelstunden entfernt, liegt in nordwestlicher Richtung das ehemalige Franziskanerkloster heilig Kreuz genannt. Der Name rührt von einem daselbst im Jahre 1691 errichteten hölzernen Kreuze zum Andenken an nachfolgende Begebenheit.

Eine Frau wendete eben das Heu auf der Wiese, als sie plötzlich an ihren entblößten Füßen helles, klares Blut bemerkte, das aus der Erde quellend dieselben netzte. Hierüber ganz betroffen, rief die Frau ihren Ehemann sammt zwei Dienstmägden und einem Nachbar herbei. Sämmtliche Herbeigerufene sahen mit höchster Verwunderung an fünf verschiedenen Stellen der Wiese klares Blut aus dem Boden wallen. Diese Aufwallung erreichte die Höhe eines halben Schuhes und wurde von diesen Leuten über eine Viertelstunde andauernd gesehen. Die geistliche Obrigkeit ordnete bald darauf eine Untersuchung an, ob das Ganze nicht von natürlichen Ursachen herrühre. Beim Nachgraben fand man nichts als schwarze Mooserde und verfaultes Holz. Indessen wurde nun ein hölzernes Kreuz errichtet, bei welchem das Volk der Andacht pflegte und mancherlei Wunder geschahen, worauf nachmals Kirche und Kloster der Franziskaner errichtet worden.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 467-468.
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