461. Das Bild des heil. Ulrich zu Thann.

[475] Bei Zolling in Oberbayern. – Wening Beschreib. III, 103.


Dieses Bildniß hing vor Alters an einem Eichenast. Der Bauer Hans Stöttner, welcher den Platz, worauf der Baum stand, in einen Acker umwandeln wollte, nahm das Bild herunter und trug es in die Pfarrkirche nach Zolling, allein bald darauf war das Bild wieder an seinem Platze. Das geschah zu wiederholten Malen, da ward der Bauer unwillig und beschloß den Baum umzuhauen. Doch kaum war die That verübt, so war der Bauer stockblind und konnte nicht mehr den Weg nach Hause finden. Als er nun länger ausblieb und sein Weib ausging, ihn zu suchen, fand sie den Armen in Jammer und Verzweiflung, des Augenlichtes beraubt. Reuevoll bat der Geschlagene den heiligen Bischof um Verzeihung und gelobte, über das Bildniß eine Strohhütte zu bauen, wenn er sein Augenlicht wieder erhielte. Da ward seine Bitte erhört und die Blindheit hinweggenommen. Darnach setzte der Bauer das Bildniß auf einen Stock des Eichenstammes und baute die Strohhütte darüber welche nachmals Heinrich von Plutzing in eine steinerne Kirche verwandelt hat.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 475-476.
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