492. Das Eldernsche Marienbild zu Ottobeuren.

[30] Mündlich.


In dem eine kurze Strecke vom Kloster Ottobeuren entfernten Erlen- oder Eldernwalde befand sich bis auf unsere Tage eine schöne Wallfahrtskirche mit dem von Erde geformten Bilde der Mutter Gottes, von dem Niemand wußte, wie es in den Wald gekommen, bevor die Kirche erbaut worden war. Man erzählt davon Folgendes: Vor etlichen hundert Jahren[30] hatte eine kranke Frauensperson vergeblich alle Mittel zur Wiedererlangung ihrer Gesundheit versucht, und da sie einmal im Gebete eine Stimme vernahm: »Willst du gesund werden, so stehe auf und gehe in das nächstgelegene Elderwäldlein, da wirst du an einem Elderbaume ein Muttergottesbild finden in sitzender Gestalt, vor dem dir soll geholfen werden,« so war sie schnell gehorsam, machte sich auf, fand das Bild an einem Baume, an dem schon so Viele vorüber gegangen waren und es nicht gesehen hatten. Sie warf sich im Gebete nieder und erlangte die Gesundheit. Darauf wurde über das Bild ein Kirchlein gebaut. Einmal kam einem bösen Menschen der Gedanke, auf das Bild zu schießen, derselbe fiel todt zur Erde nieder. Zu Anfange dieses Jahrhunderts wurde die Kirche zerstört, das Bild aber in die prachtvolle Klosterkirche Ottobeurens übersetzt.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 30-31.
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