545. Sossau.

[102] Nach Halwax navigatio Mariana und Saller defens. hist. Sossau in Denkwürdigk. aus Bayern, Sulzb. Kal. 1849 S. 82. Gumppenbergs Marian. Atlas IV., 326. Ad. Müller obere Donau, S. 86. Schultes Donaufahrten I., 315. Rohrmayer Gesch. v. Sossau, Straubing 1843.


Eine halbe Stunde ostwärts von Straubing, in Mitte lieblicher Wiesen, liegt die berühmte Wallfahrtskirche Sossau, nach der Meinung alter Chroniken von dem römischen Landpfleger des Donaugebietes Sosius genannt. Die Legende erzählt: Es kam in grauer Vorzeit der heilige Lucius Cyrenäus, ein Jünger des Apostels Paulus, in diese Gegenden. Dieser vermochte einen vornehmen Römer, Namens Acilius Glabrio zu Antenring, anderthalb Stunden von Straubing, eine Kirche zu Ehren der Muttergottes zu bauen. Es wurde aber in späteren Zeiten selbige Gegend der Aufenthalt gottloser Räuber, welche die frommen Pilgrime anfielen[102] und beraubten, so daß selbst das Gotteshaus unser Lieben Frau nicht von dem Blute Ermordeter rein blieb. Da wurde durch göttliche Fügung die Kirche sammt dem darin befindlichen Marienbilde von Engeln in die Lüfte gehoben und in die offene freie Flur von Alburg versetzt, wo einem Platze mitten in den Feldern der Name »Frauenfleck« geblieben ist. Weil es aber geschah, daß auch diese Station nicht genug Sicherheit gewährte, so trugen die Engel das Kirchlein noch einmal zuerst auf einen Platz bei Straubing, welcher noch das »Frauen-Brunnl« heißt, von da weiter in der Luft nach Kagers, woselbst sie auf der sogenannten Schiffsbraite Rast gehalten, endlich auf die liebliche Wiese von Sossau, allwo die Kirche noch heutiges Tags ohne Fundament auf bloßem Grunde ruht.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 102-103.
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