578. Kastels Ursprung.

[129] Kasteler Reimchronik. J. Brunner das Merkwürdigste von Kastel. S. 7, woselbst die Scribenten S. 9 Anm. 7.


Um das Jahr 907 nach Christi Geburt kam ein gewisser Herzog Ernest, der früher dem deutschen Reiche wichtige Dienste geleistet hatte, von einer verheerenden Ueberschwemmung aus Seeland, genannt Meotide, vertrieben, an den Hof Kaiser Otto's II., der auch genannt ist der Rothe. Diesem klagte Ernest seine Noth, und wie er durch diese schreckliche Wasserfluth mit den Seinigen höchst unglücklich geworden. Der Kaiser, eingedenk der Verdienste, welche sich Ernestus vormals um das Reich erworben, wies dem Verunglückten einen großen Strich des Nordwaldes an. Ernest sammelte nun den Ueberrest seiner Leute aus Seeland, und machte den ihm von des Kaisers Großmuth überlassenen Strich Landes im Nordwalde urbar. Anfangs erbaute der Herzog auf einem Berge, an dessen Fuße das Dorf Brunn liegt, bei Lauterhofen eine Burg. Eines Tages ritt er dem Wilde nach und erblickte im Thale am Flüßchen Lauter,[129] einen Berg. Sogleich dachte er Brunn zu verlassen und auf diesem Berge für sich und seine Kinder eine Burg nebst einer Kapelle zu Ehren der Apostel zu bauen. So geschah es. Der Berg ward Kastelberg geheißen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 129-130.
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