633. Geist im Schlosse zu Gräfenberg.

[180] G. K. Adler Gesch. u. Beschr. des Städtchens Gräfenberg, Nürnberg 1850. S. 175.


Vor alten Zeiten führte ein bedeckter Gang aus dem östlichen Ecke des Schlosses zu Gräfenberg zum herrschaftlichen Stande in die Kirche. Dieser Stand konnte geheizt werden. Die Heizerin, Mißbacher, stand einmal in der Christnacht bei hellem Mondscheine auf, um zu heizen, weil sie meinte, es breche der Tag an. Nachdem sie geheizt hatte, las sie ein Weihnachtslied im Herrenstande, weil sie auf den vermeintlich nahen Glockenschlag sechs Uhr warten und dann zur Kirche das Erste läuten wollte. Plötzlich hörte sie Tritte. Die Thüre öffnete sich, eine Figur in buntem Kleide trat herein, wendete sich ein paarmal um, entfernte sich, worauf die Thüre sich wieder schloß. In demselben Augenblicke schlug die Glocke zwölf Uhr. – Der Gang ist längst abgebrochen, geheizt wird im Herrenstande auch nicht mehr, daher sich die Erscheinung auch nicht mehr zeigen mag.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 180.
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