640. Der Teufel und der Chorschüler.

[189] Die vor. Schrift I., 69.


Mit dem Teufel ist kein Scherz zu treiben, und wenn sich einer gar auf ihn beruft, ist er gleich so frei und kommt. Das war vor Zeiten zu Nürnberg der Fall. Da war just die Predigt zu St. Lorenz aus und hatte der Pfarrer gegen das Fluchen gesprochen. D'rauf spielten zwo Chorschüler unfern der Kirche mit Schussern, geriethen in Streit über weniger oder mehr, der Eine aber, so die Schusser in der Hand hielt, stritt zumeist und rief: »Hol' mich der Teufel, ich hab' recht!« Er hatte aber den Andern betrogen. Kaum war das Wort aus seinem Munde, kam der Teufel, drehte dem Gesellen den Hals um und fuhr durch die Luft mit ihm davon. Nun sieht man den Hut des Schülers noch auf der Stange über dem Dach des Chores, den verkehrten Kopf zum ewigen Andenken am Tragstein St. Lorenzens; die Würfel waren früher auch zu sehen, es soll sie aber vor fünfzig Jahren der Teufel geholt haben. Und vom Mantel des Chorschülers, so hinter dem Altare bewahrt wurde, ist auch nichts mehr zu finden. Wer weiß, was da geschehen ist.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 189-190.
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