673. Das wilde Heer bei Würzburg.

[220] Mündlich. (Würzburger Mundart von J. Ruttor).


Es is a mol vor Alters a Heckawerth von Wörzborg nach Ransacker (Randersacker) mit an Wegela g'fahrn und hat sich Wei g'holt droba bei en Häcker. Wi er nach Wörzborg hem g'fahrn is mit sein Wegela, wars scho speat in der Nacht, weil er droba so lang gebraucht hat, bis er mit'n Weiversucha ferti worn is. Wi er di Hälft von Weg von Ransacker nach Wörzborg gemacht hat, hat er auf emol so a args Gschrei ghört, daß ihn sei Ohrn g'summt ham. Und es Gschrei is immer neher kumma, und war es wilda Heer. Wi's ganz nah war, is er mit sein Wegela steha geblieba und is vor lauter Forcht unta nunter gekrocha und ha si auf'n Boda hingelegt. Wi's wilda Heer an's Wegela hikumma war, ham sie all aus sein Fäßla von sein Wei getrunka. Wi sie all getrunka g'hatt ham, hat der Heckawerth gedocht (gedacht), in sein Fäßla kennt' ke Trepfla Wei mehr sei. Wi er nun hem (heim) kumma is, hat er sei Fäßla nunter'n Keller gelegt, und der Wei in den Fäßla war so guat, daß sei Gest all lauter solche Wei verlangt ham. Aber es Fäßla is nit leer worn, immer fort is no Wei rausgeloffa. Endli is der Heckawerth übermithi worn und hat si bei seina Gest gros mit gemacht, daß sei Fäßla nemmer leer wäret, und hat di Gschichta mit'n wilda Heer derzehlt, wi si ihn passirt war. Und wi er wider nunter'n Keller ganga is, is sei Fäßla auf e mol ganz leer gewesa. Der Heckawerth hat's jezt oft bereit, daß er nit sei Maul g'halta hat, aber es hat ihn nix mehr g'holfa.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 220-221.
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