713. Der Studentenbach.

[246] Mündlich.


Durch grüne Wiesen und Rebenhügel drängt sich ein Bach mit melodischem Murmeln hindurch nach Würzburg, der alten Frankenstadt, die er durchfließt, mehrere Mühlen in ihr treibt und dann kurz nach seiner Vereinigung mit einem andern Bache, der Pleichach, in den Main ausmündet. Dieser Bach heißt die Kürnach oder der Studentenbach. Ein Professor soll einst große Aehnlichkeit dieses Baches mit der durch den römischen Dichter Horaz so herrlich besungenen Blandusischen Quelle gefunden haben, daß er seinen Schülern den Aufenthalt an diesem Bache anrieth, und selbst seine Musestunden dort zubrachte. Seitdem konnte man immer am Ufer dieses Baches auf den grünen Rasen gelagert, Studenten antreffen, welche die Gedichte des Horaz und Virgil studirten. Und wirklich soll das Murmeln dieses Baches begeisternde Einwirkungen ausgeübt haben, und man nannte ihn seitdem den Studentenbach.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 246.
Lizenz:
Kategorien: