902. Mariakapelle ob der Urtl bei Schmiehen.

[437] Mündlich.


Bei der Quelle jenes Bächleins, welches durch das Dorf Schmiehen fließt, und diesem wahrscheinlich den Namen gab, fuhr vor alten Zeiten ein Fuhrmann vorbei, und siehe da, plötzlich konnte er nicht mehr weiter. Er trieb die Pferde an, und geiselte unbarmherzig darauf los, aber es half nichts, die guten Thiere zogen nicht mehr. Der Fuhrmann betete und fluchte, und griff in die Speichen der Räder – Alles vergebens. Der Wagen blieb stecken und die Thiere waren kraftlos. Da grub er endlich die Erde auf, und fand ein Bildniß der Mutter Gottes. Kaum war dieses erhoben, so zogen die Pferde wieder, und der Fuhrmann konnte seines Weges ziehen. Alsbald wurde an dieser Stelle eine Kapelle erbaut, und das Bild in derselben aufgestellt. Der Zulauf des Volkes wurde so groß, daß man die Kapelle erweitern mußte. Im Jahr 1691 fand es der Hofmarchsherr von Schmiehen, Bonaventura Graf von Fugger für gut, eine ewige Messe daselbst zu stiften.[437]

Dieses ist der Ursprung des Kirchleins Maria Kapell ob der Urtl bei Schmiehen. Das Bächlein aber soll den Namen vom lateinischen Worte smigma, d.h. Seife, haben, weil das Wasser eine etwas bläuliche Farbe hat, und zum Reinigen der Wäsche ganz besonders taugen soll.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 437-438.
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