An die Prinzessin E.

[407] Du lächelst hold beim Morgengruße,

Als ob kein Gram auf Erden sei;

Hold lächelnd schwebst mit leichtem Fuße

Du abends mir im Tanz vorbei.
[407]

Und doch – die Schwermut ahnen alle,

Die hin durch deine Seele schleicht;

Denn früh den Schwamm voll bittrer Galle

Hat dir die arge Welt gereicht.


An Herzen, die verzweifelnd brachen,

Lag deines, bis zum Tod betrübt;

So viel die Menschen dir versprachen

Trug haben sie an dir verübt.


So laß die falsche Maske sinken

Und nimm den Festkranz aus dem Haar;

Mag sich das laute Leben schminken,

Die Einsamkeit ist ewig wahr.


Gleich gilt vor ihr des Armen Kammer,

Das prachtgeschmückte Fürstenhaus. –

Geh denn und weine deinen Jammer

Im dunklen Stübchen einsam aus.

Quelle:
Adolf Friedrich von Schack: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 2, Stuttgart 31897, S. 407-408.
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