168. Herzog Erich und der Teufel.

[154] Herzog Erich zog einst mit seinem Gefolge in den Reinhardswald auf die Jagd. Nachdem er einige Zeit den Wald ohne Erfolg durchstreift hatte, jagte er endlich einen Hirsch auf, den er eifrig verfolgte. Dieser brachte ihn immer weiter in den wilden Wald hinein, bis er sich endlich, als die Nacht anbrach, zu seinem Schrecken von seinem Gefolge getrennt in einer ganz unbekannten Gegend befand. In dieser Noth rief der Herzog den Teufel um Rath und Beistand an. Dieser erschien auch wirklich in Gestalt eines Löwen und versprach ihn auf seinem Rücken durch die Luft nach Münden zu führen, wenn er ihm mit Leib und Seele angehören wolle. Erich nahm das Versprechen unter[154] der Bedingung an, daß der Teufel ihn vor ein Uhr nach Hause bringen solle. Als er nun auf des Teufels Rücken gerade über der Werrabrücke schwebte, schlug die Thurmuhr Eins. Da stürzte der Löwe aus der Luft herüber und fiel auf einen Pfeiler der Brücke, auf welchem er den Kopf zerschellte. Der Herzog kam unbeschädigt bei den Seinigen an. Der Löwe aber wurde auf der Brücke in Stein verwandelt, wo er noch jetzt zu sehen ist.

Quelle:
Georg Schambach / Wilhelm Müller: Niedersächsische Sagen und Märchen. Göttingen 1855, S. 154-155.
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Niedersächsische Sagen und Märchen
Niedersächsische Sagen und Märchen : Aus dem Munde des Volkes gesammelt und mit Anmerkungen und Abhandlungen herausgegeben. Nachdruck 1979 d. Ausgabe Göttingen 1855.