43. Die Besitznahme von Radolfshausen.

[29] Als der letzte Herr von Radolfshausen gestorben war, wollte sein Bruder auf der Plesse die Erbschaft alsbald in Besitz nehmen, warf sich auf ein Pferd und eilte hin nach Radolfshausen. Doch der Administrator des Verstorbenen, Namens Rumann, der dieß erwartet hatte, brachte die Leiche in's Fenster, so daß sie mit dem Kopfe hinausschaute, gab ihr eine Pfeife in die Hand, stellte sich dahinter und blies den Dampf aus seiner[29] Pfeife neben den Ohren der Leiche hin. Als nun der Bruder von der Plesse ankam und ins Thor einritt, sah er sogleich seinen Bruder im Fenster liegen. Er glaubte daher, dieser lebe noch, sprach: zurück Fuchs, es ist noch zu früh, und eilte wieder fort. Unterdessen hatte aber Rumann schon einen Boten nach Hannover geschickt, und so wurde Radolfshausen für Hannover in Besitz genommen. Zur Belohnung dafür erhielt Rumann das sog. Rumannsche Holz bei Bösinghausen.

Quelle:
Georg Schambach / Wilhelm Müller: Niedersächsische Sagen und Märchen. Göttingen 1855, S. 29-30.
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Niedersächsische Sagen und Märchen
Niedersächsische Sagen und Märchen : Aus dem Munde des Volkes gesammelt und mit Anmerkungen und Abhandlungen herausgegeben. Nachdruck 1979 d. Ausgabe Göttingen 1855.