Zweiter Auftritt


[37] Quiwi. Raxer.


QUIWI von links kommend auf der unteren Galerie, auf der sie bleibt, ohne die kleine Treppe herunterzusteigen – langsam im Folgenden bis zu dieser hingehend – mit Rubin vorn im Stirnband. Ah! Raxer! Es ist gut, dass ich Dich treffe! Du – zürnst – mir.

RAXER von rechts kommend auf der unteren Galerie – ganz so allmählich vorgehend wie die Quiwi. Ich zürne nicht – aber ich bin misstrauisch.

QUIWI. Weswegen?

RAXER. Der drei Menschen wegen.

QUIWI. Rübezahl ist wohl sehr zornig.

RAXER. Das ist er so oft, dass es nicht mehr viel bedeutet.

QUIWI. Aber –[37]

RAXER. Aber Du scheinst was Besondres mit den drei Menschen zu bezwecken.

QUIWI. Darf ich Dir vertrauen?

RAXER. Ja!

QUIWI. Dein Misstrauen – ist – berechtigt; ich – wollte – dem Rübezahl – den Menschenhass – verekeln.

RAXER. Ach so! Herrlich! Und warum?

QUIWI. Damit Rübezahl – mit diesem Felsenschloss – in die Tiefe – fährt – dorthin – wo ich – in den Stein muss und – für tausend Jahre selbst zu Stein werden muss.

RAXER. Du fürchtest Dich vor der Einsamkeit?

QUIWI. Ja!

RAXER. Ich verstehe Dich!

QUIWI. Wirst Du mich verraten?

RAXER. Nein!

QUIWI. Diese Uebergangszeit – ist – für mich – so qualvoll – dass ich mir – selber bald – unangenehm – werde. Ich bin noch – so wie sonst – doch dabei fühl ich schon – ganz – wie die hohen Felsen – die über uns – immer – Schnee auf ihren Häuptern tragen. Mir wird so oft schon – oben – weit über mir – so kalt – so eiskalt. Und das ist so scharf – und schneidend. Wirst Du mir helfen – auch wenns anders kommt?

RAXER mit der Hand am Ohr. Ja! Aber – Rübezahl kommt!

QUIWI. Er darf uns nicht zusammen finden.


Beide gehen langsam rückwärts und verschwinden in den Seitenkulissen.


Quelle:
Paul Scheerbart: Gesammelte Arbeiten für das Theater. Band 1, München 1977, S. 37-38.
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