Neunter Auftritt


[45] Rübezahl. Feen gehen am Anfange auf der oberen Galerie von links nach rechts. Rüffel unten rechts – hinter der Scene nicht sichtbar – auch wenn er spricht.


RÜBEZAHL nachdem er langsam von der unteren Galerie durch die Mitte heruntergekommen ist und sich vorn rechts auf der Bank an den ganz rechts stehenden Tisch gesetzt hat. Rüffel! Hast Du Zeit?

RÜFFEL hammert zuweilen wie ein Bildhauer. Nicht viel! Aber sprich doch. Ich höre sehr gut.

RÜBEZAHL. Lieber Rüffel, mir ist der ganze Menschenhass einfach ekelhaft geworden.

RÜFFEL. Na ja – Du wolltest aber doch über meine Worte nachdenken – über meine Worte vom flach machenden Aposteltum.

RÜBEZAHL. Nachdenken! Ja – darüber kann ja auch Herr von Schmalz nachdenken. Warum soll ich denn darüber nachdenken? Ich habe über den Menschenhass nachzudenken – das geht vor. Ich habe darüber nachzudenken, wie es gekommen ist, dass ich auch zum Menschenhasser wurde.

RÜFFEL. Weil die Menschen Dein potentatliches Aposteltum nicht genügend würdigten.

RÜBEZAHL. Also wäre mein Menschenhass eigentlich – nur der verletzten Eitelkeit entsprungen.

RÜFFEL. Na – ob das so »einfach« hingesagt werden darf – das ist wohl wieder eine Sache für sich. So einfach kannst Du doch nicht durch Deine apostolische Tätigkeit geworden sein. Hammert sehr heftig. Das würde mich doch beinahe zum Rübezahlhasser machen.[45]

RÜBEZAHL. Du bist grob – aber Deine Verhöhnung der Einfachheit – hat ja wohl einen gewissen Sinn –

RÜFFEL. Jedenfalls wird sich die Quiwi freuen.

RÜBEZAHL. Freuen? Worüber denn? Die Quiwi erscheint auf der unteren Galerie links und lehnt sich da über die Brüstung – so wie Rübezahl vorhin.

RÜFFEL. Nicht freuen! Ich meinte, sie wird sich ärgern. Wir ärgern uns ja alle – wies scheint.


Quelle:
Paul Scheerbart: Gesammelte Arbeiten für das Theater. Band 1, München 1977, S. 45-46.
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